2023

„Herbst-Filmtage“ der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ vom 3. bis 8. Oktober 2023 im ehemaligen Stasi-Kinosaal

Die „Herbst-Filmtage“ der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zeigen im ehemaligen Kinosaal der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Filme, die sich mit der SED-Diktatur der DDR, der Friedlichen Revolution und der Deutschen Einheit sowie dem nachfolgenden Transformationsprozess befassen. Gerade in Zeiten, in denen totalitäre und antidemokratische Ideen wieder stärkere gesellschaftliche Akzeptanz erlangen, können Besucher für die mit der Friedlichen Revolution wiedererrungenen Werte – Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit – sensibilisiert werden. Bei schlechtem Wetter finden die Veranstaltungen im ehemaligen Stasi-Kinosaal statt.

Der Eintritt ist an allen Tagen frei.

Dienstag, 3.10.2023, 19.00 Uhr: „Der Ballon“

Die Herbst-Filmtage beginnen mit einem spannenden Spielfilm über eine der spektakulärsten Fluchtgeschichten. Der Film nach einer wahren Begebenheit von Regisseur Michael Bully Herbig berichtet wie die Familien Strelzyk und Wetzel im Sommer 1979 mit einem selbst gebauten Heißluftballon von Thüringen aus der DDR nach Westdeutschland fliehen wollen. Nachdem der erste Versuch scheitert und die Stasi die Ermittlungen aufnimmt, gelingt unter großem Druck der zweite Versuch über die innerdeutsche Grenze aus der SED-Diktatur in den Westen.

Mittwoch, 4.10.2023, 19.00 Uhr: „Wenn Mutti früh zur Arbeit geht“ und „Die Tränen der Kinder. Wochenkrippen in der DDR“

Am Mittwoch werden gleich zwei von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur geförderte Dokumentarfilme gezeigt. Die Gleichberechtigung der Frau wurde oftmals als Musterbeispiel gelungener Frauenpolitik dargestellt. Aber wie lebten Frauen in der DDR tatsächlich? Waren sie wirklich gleichberechtigt - oder stand dies lediglich auf dem Papier? Die Filmemacherinnen Freya Klier und Nadja Klier haben Frauen aus verschiedenen DDR-Generationen und aus Stadt und Land um ihre Erinnerungen gebeten und in dem Film „Wenn Mutti früh zur Arbeit geht“ dokumentiert.

Und wie erging es deren, in Wochenkrippen untergebrachten, Kindern? Der Film „Die Tränen der Kinder“ von Katja Aischmann und Steffen Hengst setzt sich mit diesem Kapitel der DDR-Geschichte auseinander. Auch Frauen sollen beim Aufbau des sozialistischen Staates helfen. Doch wohin mit den vielen Säuglingen und Kleinkindern, wenn die Mütter bereits sechs Wochen nach der Geburt wieder zur Arbeit gehen müssen? Mindestens 100.000 Kinder waren zwischen 1950 und dem Ende der DDR in den Wochenkrippen von Montag bis Freitag untergebracht. Die Unterbringung in der Masse und die Trennung von den Eltern hinterlässt Spuren.

Donnerstag, 5.10.2023, 19.00 Uhr: „Stasi auf dem Schulhof – Mielkes Kinderspione“ und „Umgewendet – Schule nach dem Mauerfall“

Am Ende der DDR waren ungefähr 8.000 Kinder und Jugendliche Inoffizielle Mitarbeiter der Staatssicherheit. Sie wurden in Jugendclubs oder an den Schulen angesprochen. Der Film „Stasi auf dem Schulhof“ beleuchtet den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen, die die Stasi zu Spitzeldiensten zwang.

Der Film "Umgewendet – Schule nach dem Mauerfall" von Katharina Herrmann rekonstruiert anhand von bewegenden Archivaufnahmen und Zeitzeugenberichten, wie sich Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer zwischen Chaos und Aufbruch 1990 ihren Weg in die neue Zeit bahnten. Es wird spürbar, wie tiefgreifend die Erfahrungen von damals für die jungen Menschen und die Lehrkräfte waren und wie sie bis in unsere Gegenwart hineinwirken.

Freitag, 6.10.2023, 19.00 Uhr: „Das schweigend Klassenzimmer“

Im Mittelpunkt des Filmes von Lars Kraume steht eine Abiturklasse in der DDR, die sich anlässlich des Ungarischen Volksaufstandes 1956 im Unterricht zu einer Schweigeminute für die Opfer entscheidet. Als die Abiturienten Kurt und Theo 1956 von Westberlin in die DDR zurückkehren, haben sie Schockierendes zu berichten. Sie haben Bilder vom Ungarischen Volksaufstand gesehen und animieren ihre Mitschüler zu einer Schweigeminute im Geschichtsunterricht. Mit den Reaktionen des SED-Systems auf diese Solidaritätsbekundung hatten weder die Schüler noch ihre Eltern oder die Schulleitung gerechnet.

Samstag, 7.10.2023, 19.00 Uhr: „Deutschlandspiel“

Deutschlandspiel ist ein zweiteiliger deutscher Fernsehfilm aus dem Jahr 2000. Das Doku-Drama entstand für das ZDF unter der redaktionellen Mitarbeit von Guido Knopp und erzählt die Geschichte der deutschen Wiedervereinigung. Neben Spielszenen kommen die wesentlichen Protagonisten der Wiedervereinigung und weitere Zeitzeugen in Interviews zu Wort. Die Spielszenen werden außerdem von Original-Dokumenten unterstützt. Eine Montage aus Spielszenen, Dokumentarmaterial und Aussagen prominenter Entscheidungsträger, die den nur ein Jahr dauernden Wiedervereinigungsprozess spiegelt.

Sonntag, 8.10.2023, 19.00 Uhr: „Rote Fini“ und „Die Spezialkommission - geheime Mordermittlung in der DDR“

Wirtschaftskriminalität, verschwundene Millionen und Kapitalverbrechen wie Serienmorde in der DDR sind die Themen mit denen sich die beiden Filme von Gabi Schlag auseinandersetzen.

Ist Rudolfine Steindling, genannt „rote Fini“, die größte Wirtschaftskriminelle des vergangenen Jahrhunderts? Mit Charme und Resolutheit bringt sie den Handel mit der DDR via Österreich in Schwung. Als einzige Frau in einer reinen Männerwelt arbeitet sie mit allen Mitteln, die ihr im Kalten Krieg zur Verfügung stehen und verdient dabei Millionen. Nach dem Mauerfall beansprucht die Treuhand dieses Geld und möchte die „SED-Millionen“ für das wiedervereinigte Deutschland beschlagnahmen. Doch wem gehört das Geld? Und wo befinden sich die Millionen?

Die Dokumentation „Die Spezialkommission“ erzählt, welche Kapitalverbrechen in der DDR von den Spezialkommissionen aufgeklärt und in den meisten Fällen vertuscht wurden, ohne dass die Öffentlichkeit jemals davon erfahren hätte. Mit Hilfe von ehemaligen Volkspolizisten, Mitgliedern der Spezialkommissionen, Verbindungsoffizieren, Wissenschaftlern und Experten stellt der Film erstmalig die besondere Rolle der Spezialkommissionen bei der Aufklärung, aber auch der Geheimhaltung von Verbrechen dar. Gezeigt wird, wie sich die Einmischung der Spezialkommissionen auf die Arbeit der Kriminalpolizei und die Praxis der Verbrechensbekämpfung in der DDR insgesamt auswirkte.

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