Leipzig 2024

Vor 30 Jahren beteiligte sich die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zum ersten Mal am Lesefest „Leipzig liest“ zur Buchmesse 1994. In dieser Zeit boten nur wenige Einrichtungen Autoren eine Plattform, die sich mit der Aufarbeitung der SED-Diktatur, den Opfern und Verfolgten befassten.

Anlässlich des 35. Jahrestages der Friedlichen Revolution, stellen wir Bücher vor, die sich der Auseinandersetzung mit Staatssicherheit und kommunistischer Diktatur widmen, insbesondere geht es um die Rolle von Opposition und Wiederstand in der DDR. Peter Wensierski widmet sich der Recherche zu dem bis heute unaufgeklärten Tod des Jugendlichen Matthias Domaschk in der Stasiuntersuchungshaftanstalt in Gera (Do., 18.00 Uhr).

Ein Höhepunkt unter den 18 Einzelveranstaltungen ist jene zur Treuhandanstalt, die ein bislang einzigartiges Interviewprojekt mit ehemaligen Treuhandmitarbeitern vorstellt. Ausgehend von der maroden DDR-Planwirtschaft 1989/90 werden die Startbedingungen, Chancen und Probleme der wirtschaftlichen Transformation aus der Sicht ehemaliger Treuhandmitarbeiter dargestellt (Do., 20.00 Uhr).

Mehrere Veranstaltungen befassen sich mit Aspekten des Kindesentzugs und der Heimerziehung, wie zu den Wochenkrippen (Fr., 16.00 Uhr) oder Heimkindern in der DDR (Fr., 18.00 Uhr) oder zum Haftalltag im größten Jugendgefängnis der DDR (Fr., 20.00 Uhr). Ehemalige politische Gefangene berichten von ihren Erlebnissen, zum Beispiel von der Zeit im Stasi-Gefängnis (Sa., 10.00 Uhr). Die allgegenwärtigen Repressionen in der SED-Diktatur werden auch durch das Zeitzeugenprojekt des VOS deutlich (Sa., 18.00 Uhr).

Neben Fach- und Sachbüchern werden auch Romane vorgestellt: Zum Auftakt der Buchmesse wird eine Liebesgeschichte zwischen Ost und West vorgestellt (Do., 12.00 Uhr) und die Autorin Charlotte Gneuß liest aus ihrem bekannten Buch „Gittersee“ (Sa., 20.00 Uhr).

Ihren Abschluss findet die diesjährige Lesereihe in der „Runden Ecke“ mit einer Lesung mit Konzert (So., 13.00), in der der Musiker und Autor Stephan Krawczyk von mutigen Menschen erzählt, die sich gegen das DDR-Regime auflehnten.

Wir freuen uns, Sie auch in diesem Jahr in der Gedenkstätte begrüßen zu dürfen und wünschen Ihnen spannende Veranstaltungen.

Ihr Bürgerkomitee Leipzig e.V.

 

Donnerstag, 21. März 2024

12.00 Uhr: BUCHPRÄSENTATION UND GESPRÄCH
Gerlinde Breithaupt
Wir teilen den Himmel
Gewagter Sprung von West nach Ost - Lebenswege zweier Menschen im geteilten Deutschland.

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

14.00 Uhr: BUCHPRÄSENTATION UND GESPRÄCH
Peter Ulrich Weiß, Irmgard Zündorf, Florentine Schmidtmann (Hrsg.)
Umstrittene Umbrüche. Das Ende der SED-Diktatur und die Transformationszeit in Brandenburg.
1989/90: Systemwechsel von der kommunistischen Diktatur zum Aufbau eines demokratischen Rechtsstaates.
Moderation: Peter Ulrich Weiß und Thomas Schaarschmidt (Leibnitz-Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam)

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

16.00 Uhr: BUCHPRÄSENTATION
Thomas Urban
Lexikon für Putin-Versteher
Die Weltsicht des Kreml-Herrschers ist brandgefährlich. Und trifft doch vielerorts auf offene Ohren.
Moderation: Reinhard Bohse

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

18.00 Uhr: BUCHPRÄSENTATION UND GESPRÄCH
Peter Wensierski
Jena-Paradies. Die letzte Reise des Matthias Domaschk
Erzählung und Recherche über den ungeklärten Tod eines Bürgerrechtlers in der Stasihaft in Gera.

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

20.00 Uhr: BUCHPRÄSENTATION UND PODIUMSGESPRÄCH
Olaf Jacobs (Hrsg.)
Die Treuhand – Innenansichten einer Behörde
Erstmals sprechen damalige Mitarbeiter über die Geschichte dieser polarisierenden Institution.
Moderation: Franziska Kuschel (Bundesstiftung Aufarbeitung)

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

 

Freitag, 22. März 2024

12.00 Uhr: BUCHPRÄSENTATION
b>Edmund Käbisch
Der Wahn der reinen Rasse
Die Medizinverbrechen der Nazis, fehlende Aufarbeitung in der DDR und die Rechtfertigungen der Täter.
Moderation: Nancy Aris (Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur)

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

14.00 Uhr: BUCHPRÄSENTATION
Zsuzsa Breier
1989. Das Jahr beginnt
Die kommunistische Diktatur bricht 1989 zusammen. Eine Ungarin erzählt die Geschichte vom Anfang her.
Moderation: Kai Pätze. (Vandenhoeck & Ruprecht)

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

16.00 Uhr: BUCHPRÄSENTATION
Heike Liebsch
Wochenkinder in der DDR. Gesellschaftliche Hintergründe und individuelle Lebensverläufe
„Aus den Kindern ist doch was geworden“. Aber diese Fremdbetreuung hatte schwere Folgen.
Moderation: Tobias Hollitzer (Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“)

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

18.00 Uhr: BUCHVORSTELLUNG UND GESPRÄCH
Heide Glaesmer, Birgit Wagner, Silke Birgitta Gahleitner, Heiner Fangerau (Hrsg.)
Ehemalige Heimkinder der DDR.
Traumatische Erfahrungen und deren Bewältigung über die Lebensspanne
Eine fundierte Forschungsarbeit zu den Kontexten und psychosozialen Folgen der DDR-Heimerziehung.
Moderation: Manuela Rummel (Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau)

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

20.00 Uhr: BUCHPRÄSENTATION UND PODIUMSGESPRÄCH
Udo Grashoff
„Die Schlägerei hör einfach nicht auf“. Jugendhaus Halle. Gefängnisalltag (1971-1990)
Kollektiverziehung, Willkür und militärischer Drill waren Haftalltag im größten Jugendgefängnis der DDR.
Begrüßung: Anne Kupke (Zeitgeschichte(n) e.V. Halle)

Ort: Museum in der „Runden Ecke“ im ehemaligen Stasi-Kinosaal

 

Samstag, 23. März 2024

10.00 Uhr: LESUNG MIT MUSIK
Dietrich Kessler
Stasi-Knast
Talk mit Musik: Autobiografische Schilderungen eines unbequemen und unbeugsamen Musikers in der DDR.

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

12.00 Uhr: BUCHPRÄSENTATION UND GESPRÄCH
Henryk Gericke
Tanz den Kommunismus. Punkrock in der DDR 1980 bis 1989
„Punk underground war Rausch, Elementargewalt und ein sittenwidriges Fest der Sinne“.
Moderation: Juliane Streich (Musikredakteurin)

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

14.00 Uhr: BUCHPRÄSENTATION UND GESPRÄCH
Michael Wala
Der Stasi-Mythos
Die Spionageabwehr des Verfassungsschutzes der Bundesrepublik gegen die Stasi- Auslandsspionage.
Moderation: Tobias Hollitzer (Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“)

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

16.00 Uhr: LESUNG UND GESPRÄCH
Lothar Tautz
Die Solidarische Kirche als Wegbereiterin der Friedlichen Revolution
Arbeitskreis Solidarische Kirche ein Netzwerk innerhalb der evangelischen Kirche in der DDR.
Moderation: Birgit Neumann-Becker (Landesbeauftragte Aufarbeitung SED-Diktatur Sachsen-Anhalt)

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

18.00 Uhr: BUCHPRÄSENTATION UND ZEITZEUGENGESPRÄCH
Ariane Zabel
„Da verstand ich das erste Mal, was Freiheit bedeutet“
Erinnerungen an politische Gefangenschaft
Zeitzeugen berichten über ihre Schicksale, die unangepassten Menschen in der DDR widerfahren konnten.
Begrüßung: Frank Nemetz (Landesvorsitzender der VOS Sachsen)

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

20.00 Uhr: LESUNG
Charlotte Gneuß
Gittersee
Der Roman erzählt von einer Welt, die es nicht mehr gibt und von der Frage, ob Unschuld möglich ist.

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

 

Sonntag, 24. März 2024

11.00 Uhr: BUCHPRÄSENTATION UND GESPRÄCH
Ulrike Rothe und Rebecca Hernandez Garcia (Hrsg.)
„Gemeinsam sind wir unerträglich“
Die unabhängige Frauenbewegung in der DDR
Ein erstes Gesamtbild der nichtstaatlichen Frauenbewegung in der SED-Diktatur
Moderation: N.N

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

13.00 Uhr: LESUNG MIT KONZERT
Stephan Krawczyk
Gelöste Stimmen. Berichte vom Widerstehen in der DDR
Unerzählte Geschichten von Menschen, die sich gegen das DDR-Regime auflehnten.

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

 

Donnerstag, Freitag, Samstag, Sonntag, 21. bis 24. März 2024 jeweils

0.00-24.00 Uhr: OPEN-AIR-AUSSTELLUNG
Von der Burg zur Stasizentrale.
Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke” präsentiert im Rahmen der Diskussion um die Zukunft des Areals der ehemaligen Stasi-Bezirksverwaltung auf dem früheren Matthäikirchhof diese Open-Air-Ausstellung. Auf dem Hintergrund der mehr als 1000-jährigen Stadtgeschichte Leipzigs, die hier mit der „urbe libzi“ ihren Ursprung nahm, steht vor allem die Entwicklung seit Anfang des letzten Jahrhunderts im Mittelpunkt. Vom Verwaltungsneubau der Leipziger Feuerversicherungsanstalt 1913, über die Zerstörung der Matthäikirche und des gesamten angrenzenden Areals in der Bombennacht vom 4. Dezember 1943, der Nutzung der „Runden Ecke” nach dem Ende der NS-Diktatur unter amerikanischer und sowjetischer Besatzung sowie schließlich als Sitz der Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) bis zur Besetzung während der Friedlichen Revolution am 4. Dezember 1989 und der nachfolgenden Auflösung wird die wechselvolle Geschichte dieses Areals bis in die Gegenwart erzählt.
Der Gesamtkomplex stellt in seiner Ambivalenz ein wichtiges architektonisches Zeitzeugnis für Diktatur, Revolution und Demokratie im 20. Jahrhundert dar.  Das zwischen 1911 und 1913 erbaute Versicherungsgebäude war spätestens seit 1951 die Leipziger Stasi-Zentrale und damit als „Runde Ecke” Sinnbild der SED-Diktatur und den damit verbundenen Repressionen. Zugleich war es aber auch ein Schauplatz demokratischer Entwicklungen – sowohl 1945 als auch 1989. Die Stasibezirksverwaltung erweiterte die Gebäude 1958 um den Saalbau und gemeinsam mit der Volkspolizei 1985 um den großen Neubaukomplex.
Diese Bebauung des Areals durch die Staatssicherheit und deren Besetzung während der Friedlichen Revolution prägt die Erinnerung der letzten 30 Jahre. Das Stasi-Unterlagen-Archiv und die Gedenkstätte „Runde Ecke” halten diese bis heute wach.

Ort: Goerdelerring, ehemaliger Stasi-Neubau / in Nähe Klingertreppe

10.00-18:00 Uhr: AUSSTELLUNG
Stasi – Macht und Banalität
Seit 1990 bietet das Museum in der „Runden Ecke“ in den Originalräumen des Ministeriums für Staatssicherheit die Möglichkeit, Zeitgeschichte in authentischer Umgebung nachzuvollziehen. Zahlreiche, zum Teil einzigartige Ausstellungsstücke, darunter Überwachungstechnik, eine Maskierungswerkstatt oder eine Kollermaschine zur Vernichtung von Akten, verdeutlichen, wie die SED ihren Überwachungsstaat aufbaute und die Menschen ihrer demokratischen Grundrechte beraubte. Dabei soll auch bewusst werden, wie bedeutsam die Errungenschaften der Friedlichen Revolution – Freiheit, Rechtsstaat und Demokratie – bis heute sind. Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ ist Teil des Europäischen Kulturerbes „Eiserner Vorhang“.
Der Besuch erfolgt mit einer kostenpflichtigen Ausleihe von Audioguides in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Polnisch, Italienisch, Niederländisch und Arabisch.

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“

10.00-18.00 Uhr: AUSSTELLUNG
Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution
Der gewaltfreie Demonstrationszug von weit mehr als 70.000 Menschen auf dem Leipziger Innstadtring am 9. Oktober 1989 wurde als Entscheidung für eine Friedliche Revolution und als Sieg über das SED-Regime empfunden. Die Ausstellung im ehemaligen Stasi-Kinosaal informiert über das Wirken der Leipziger Opposition, die bereits seit Beginn der 1980er Jahre vor allem aus dem kirchlichen Umfeld heraus kontroverse Themen anzusprechen wagte. Die Aktionen des politischen Widerstandes in Leipzig sowie die Ereignisse, die zur Friedlichen Revolution und zur Neugründung des Freistaates Sachsen sowie zur Deutschen Einheit im zusammenwachsenden Europa führten, werden nachgezeichnet. Auch wird ein Blick auf unsere ost-mitteldeutschen Nachbarn und deren Engagement für Freiheit und Demokratie geworfen.

Ort: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, ehemaliger Stasi-Kinosaal

14.00 Uhr (Do-Sa),

11:00 Uhr (So): STADTRUNDGANG
„Auf den Spuren der Friedlichen Revolution“
Herbst ´89: Die Bilder von den Friedensgebeten in der Nikolaikirche, den Montagsdemonstrationen auf dem Innenstadtring und der Besetzung der Leipziger Stasi-Zentrale gingen um die Welt. Die Chronik des Herbstes ´89 begann in Leipzig aber nicht erst mit den Demonstrationen im September und Oktober. Der geführte Stadtrundgang erinnert an markanten Punkten der Leipziger Innenstadt an die historische Entwicklung des Jahres 1989. Zeitgeschichte wird am Ort des Geschehens lebendig und nachvollziehbar.
Außerdem zu finden ist die Open-Air-Ausstellung „Orte der Friedlichen Revolution“ mit 20 Informationsstelen im Stadtraum, die mit der App „Leipzig ‘89“, welche auch als Audioguide fungiert, mehrsprachig erkundet werden kann.

Treffpunkt: Hauptportal Nikolaikirche

16.00 Uhr (Do-Sa): GELÄNDERUNDGANG
Stasi – Intern
Um den Besuchern das gewaltige Ausmaß des einst einschüchternden Ortes der Diktatur ausführlicher zu vermitteln, bietet die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ einen besonderen Haus- und Geländerundgang an, genannt „Stasi intern“. Dabei können Besucher sonst nicht öffentlich zugängliche Räume – abseits der Ausstellungsräume – sehen und die Dimension des Gebäudes und die historischen Ereignisse am Ort besser miteinander verknüpfen. Bei dem Rundgang wird auch über die mögliche Entwicklung des Areals gesprochen, das zu einem „Forum für Freiheit und Bürgerrechte“ weiterentwickelt werden soll.
Vom Keller bis zum Boden können u.a. die verbunkerten Schutzräume im zweiten Kellergeschoss für den Kriegsfall, der Wartebereich der Stasi-eigenen Poliklinik oder die Kegelbahn des MfS besichtigt werden. Auch Überreste der Aktenvernichtung sind zu entdecken. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.

Treffpunkt: Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ (Eingangsbereich)

 

Programmheft zum Download