Jahrestag der Befreiung 2025

Erinnerung an den 80. Jahrestag der Befreiung Leipzigs durch die US-Armee an der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“

Anlässlich des 80. Jahrestages der Befreiung Leipzigs von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft durch amerikanische Truppen lädt die Stadt Leipzig gemeinsam mit dem Bürgerkomitee Leipzig e.V. am Donnerstag, den 17. April 2025, um 13.00 Uhr vor der Gedenktafel an der „Runden Ecke“ zu einer Gedenkfeier ein. Die Gedenkfeier ist Teil der dreiteiligen Gedenkveranstaltung, die 12.00 Uhr in Abtnaundorf beginnt und 14.00 Uhr am Capa-Haus in Leipzig-Lindenau endet. Ein Bustransfer zu allen drei Orten ist eingerichtet und startet 11.30 Uhr am Neuen Rathaus.

Als besonderen Gast können wir Richard Read an der „Runden Ecke“ begrüßen, den Enkel des damaligen amerikanischen Stadtkommandanten Major Richard J. Eaton.

Die Gedenkstätte zeigt die Ausstellung „Zwei Mal befreit? Leipzig unter amerikanischer und sowjetischer Besatzung 1945“ die während der regulären Öffnungszeiten, derzeit täglich zwischen 11.00 und 16.00 Uhr besucht werden kann.

Befreiung Leipzigs von der NS-Diktatur am 18. April 1945

Am Abend des 18. April 1945 erreichten amerikanische Truppen Leipzig und befreiten die Stadt kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft. Die Amerikaner bezogen in der „Runden Ecke“ am Innenstadtring Quartier und richteten hier ihr Hauptquartier sowie kurzzeitig die Alliierte Militärregierung ein. Der demokratische Neuanfang, den die amerikanische Besatzungsmacht ermöglichte, fand jedoch nach wenigen Wochen mit der Übergabe Leipzigs an die Rote Armee am 2. Juli 1945 ein jähes Ende. Nun begann der gezielte Aufbau einer kommunistischen Diktatur und das Gebäude am Dittrichring wurde durch die sowjetische Militäradministration genutzt. 1950 wurde es Sitz der Leipziger Stasi-Zentrale. Erst 1989 mit der Friedlichen Revolution öffnete sich das Tor zu Freiheit und Demokratie wieder.

Gedenkfeier vor der Gedenktafel an der „Runden Ecke“ um 13.00 Uhr

Vor der Gedenktafel zur Befreiung Leipzigs durch die 2. und 69. Infanteriedivision der US-Armee an der „Runden Ecke“ erinnern nach einem Grußwort von Tobias Hollitzer, Leiter der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“, Burkhard Jung, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig und Alan Meltzer, Geschäftsträger a.i. der US-Botschaft in ihren Gedenkreden an die Befreiung Leipzigs durch die amerikanischen Truppen am 18. April 1945 sowie die nachfolgende Besatzungszeit. Eine Blumenniederlegung mit Schweigeminute würdigt die Opfer. Musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung vom Duo Bodensiek und Hohlfeld.

Richard Read, Enkel des amerikanischen Stadtkommandanten Major Richard J. Eaton ist in Leipzig

Vor wenigen Tagen meldete sich Richard Read in Leipzig und erzählte, dass er der Enkel des damaligen amerikanischen Stadtkommandanten von Leipzig Major Richard J. Eaton ist und sich seit seiner Pensionierung mit der Geschichte seines Großvaters beschäftigt. Er ist schon seit Anfang der Woche in Leipzig und hat am Montag gemeinsam mit dem US-Generalkonsul John R. Crosby die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ besucht. Er erzählte von den Briefen seines Großvaters, in denen er über die Zeit 1945 in Leipzig berichtete. Um seinen Großvater zu würdigen, wird er an den Gedenkveranstaltungen teilnehmen und auch weitere Wirkungsorte von vor 80 Jahren aufsuchen. Diese zumindest mittelbare Verbindung aus der Gegenwart in die Zeit vor 80 Jahren ist sehr eindrücklich und vermittelt die Bedeutung des damaligen Geschehens auch auf einer sehr emotionalen Ebene.

Erinnerung an die Opfer des „Massakers von Abtnaundorf“ am 17. April 2025 um 12.00 Uhr

Am 18. April 2025 jährt sich auch das „Massaker von Abtnaundorf“ zum 80. Mal. Das KZ-Außenlager Leipzig-Thekla war im März 1943 errichtet worden. Die Häftlinge, mehrere Tausend Männer aus der Sowjetunion, Polen, Frankreich und anderen Ländern, mussten Zwangsarbeit für die Erla-Maschinenwerke GmbH leisten. Im April 1945 wurde das Lager aufgelöst, etwa 300 kranke Häftlinge aber zurückgelassen. Die SS sperrte sie in eine Baracke ein und schoss diese in Brand. Mehr als 80 Männer verloren bei diesem Massaker ihr Leben.

Wenige Stunden später betraten US-amerikanische Soldaten das Lager und dokumentierten das Verbrechen. Diese Dokumente dienten auch als Beweismittel im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher und erlangten damit internationale Bekanntheit. In Leipzig organisierte die US-Armee bereits am 25. April 1945 eine offizielle und würdige Beisetzung der Opfer in Einzelgräbern auf dem Leipziger Südfriedhof. Diese Grabstätte der KZ-Häftlinge und NS-Opfer wurde später von der SED zu einem „Sozialistischen Ehrenhain“ überformt und mit den Gräbern verdienter SED-Genossen neu belegt. Heute erinnert nur eine kleine Informationstafel an die ursprünglichen Gräber.

Zur Erinnerung an dieses letzte Verbrechen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Leipzig, das unmittelbar mit der Befreiung der Stadt im Zusammenhang steht und zur Würdigung der Opfer der NS-Zwangsarbeit, lädt die Stadt Leipzig gemeinsam mit der Gedenkstätte für Zwangsarbeit am Donnerstag, 17. April 2025 schon um 12.00 Uhr zu einer Gedenkfeier an das Mahnmal Abtnaundorf (Theklaer Straße / Heiterblickstraße) ein.

Ausklang der Gedenkveranstaltung am Capa-Haus am 17. April 2025 um 14.00 Uhr

Im Anschluss an die Gedenkfeier an der „Runden Ecke“ wird um 14.00 Uhr am „Capa-Haus“ (Jahnallee 61) ausgehend vom tragischen Tod des US-Soldaten Raymond J. Bowman, der von Robert Copa in seinen weltberühmten Fotos festgehalten wurde, an die Einnahme Leipzigs durch die US-Armee erinnert.

Zu allen drei Gedenkorten hat die Stadt Leipzig einen Bustransfer eingerichtet, der 11.30 Uhr am Neuen Rathaus startet und dort auch wieder endet.

Ausstellung „Zwei Mal befreit? Leipzig unter amerikanischer und sowjetischer Besatzung 1945“ in der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“

Trotz widrigster Umstände begann die US-Militärregierung 1945 sofort mit dem Aufbau demokratischer Strukturen. Am 23. April 1945 setzten sie den Leipziger Rechtsanwalt Wilhelm Johannes Vierling als neuen Oberbürgermeister sowie den bis 1933 amtierenden Polizeipräsidenten Heinrich Fleißner wieder in sein Amt ein. Der US-amerikanische Stadtkommandant Major Richard J. Eaton ernannte auch einen entsprechend der Wahlergebnisse von 1932 zusammengesetzten Gemeinderat.

Der neue Bürgermeister, sein Beirat und die Dezernenten der Stadtverwaltung leiteten sofort nach Ende der Kampfhandlungen vielfältige Schritte zur Normalisierung des öffentlichen Lebens in die Wege. Ein großes Problem war die desolate Ernährungslage. Die amerikanische „Military Police“ bemühte sich gemeinsam mit der Leipziger Polizei um die Sicherheit der Bevölkerung und versuchte Plünderungen zu verhindern. Die Amerikaner begannen gemeinsam mit einem von ihnen eingerichteten „Kommissariat für Sonderaufgaben“ (K.f.S.) bei der Leipziger Kriminalpolizei mit der Verfolgung von NS-Tätern.

Mit dem 1. Juli 1945 endete die amerikanische Besatzungszeit. Sowjetische Truppen zogen gemäß den Vereinbarungen von Jalta in die mitteldeutschen Gebiete ein. Damit begann für die Stadt Leipzig der Weg in eine neue Diktatur. Die Befreiung Leipzigs durch die US-Armee und die amerikanische Besatzungszeit wurden in den folgenden fast 40 Jahren systematisch diskreditiert.

Den Besatzungswechsel diffamierte die Leipziger SED-Presse wenige Jahre später mit Artikel unter der Überschrift „Räuber gingen – Freunde kamen“ Im Schulunterricht waren die Lehrer angehalten ausdrücklich zu vermitteln: „Die tatsächliche Befreiung fand erst durch den Einzug der Sowjetarmee statt.“

Erst seit der Friedlichen Revolution werden auch diese 10 Wochen amerikanischer Besatzungszeit und der beginnende demokratische Neuaufbau wieder vermittelt. Bürgerinitiativen wie die um das „Capa-Haus“ haben maßgeblich zur Neuaneignung der Geschichte durch die Zivilgesellschaft beigetragen. Doch die über 40jährige Geschichtsfälschung hat bis heute Auswirkungen. Noch immer gibt es in Leipzig – anders als für die sowjetische Besatzungszeit – keine Straße, die nach dem Leipziger Stadtkommandanten der US-Armee Major Richard J. Eaton benannt ist und auch der erste Leipziger Nachkriegsbürgermeister Dr. Johannes Vierling wird nicht gewürdigt.

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