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Inventar-Nr: 00031
Objekt: Öffnungsgerät


Dampfentwickler zum öffnen von Briefen ("Inhalationsgerät")

Der Dampfentwickler wurde im Zuge der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) 1989/90 in der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) gefunden. Er diente der Abteilung M, die für die Kontrolle des Brief-, Paket- und Telegrammverkehrs zuständig war, zum Öffnen von Briefen, die mit wasserlöslichen Leimen verklebt waren. Die Postkontrolleure leiteten den Dampf, der aus der Öffnungsdüse am Ende des Gummischlauchs heraustrat, auf die Klebekanten von Briefumschlägen, deren Klebstoff sich dadurch wieder löste. Seitlich verfügt das Gerät über ein Glasröhrchen, das den Wasserstand anzeigt, sowie über einen Anschluss für ein Stromkabel ("Gerätestecker"). Das Gerät, das ursprünglich ein medizinisches Inhalationsgerät war, bildete das Kernstück eines Einsatzkoffers zur mobilen Postkontrolle. Neben dem Dampfentwickler enthielt dieser Koffer noch weitere Arbeitsmaterialien (die aber nicht erhalten geblieben sind) wie Äther, destilliertes Wasser, Leim, Messer, Schere, Pinsel, Klebestreifen und Reinigungstücher (vgl. auch einen anderen mobilen Dampfentwickler zum Öffnen von Briefen). Selbstklebende oder mit Klebebändern verschlossene Briefe öffnete das MfS u.a. mit selbst entwickelten Heißluftgebläsen.

In Leipzig arbeitete die Abteilung M u.a. in der dritten Etage im Bahnpostamt (BPA) der Deutschen Post sowie im Hauptpostamt 18. Während die Briefkontrolleure durch Uniformen und Dienstausweise der Deutschen Post legendiert waren, traten die Paketkontrolleure der Abteilung M/4 offiziell als "Postzollfahndung" und somit als Mitarbeiter der Zollverwaltung auf. Ihre Arbeitsräume lagen i.d.R. in unmittelbarer Nähe der Kontrollbereiche des Zolls. In jedem DDR-Bezirk wurden täglich ca. 4.000 Pakete vom MfS kontrolliert, jedoch längst nicht alle geöffnet, da auch das Postzollamt die Paketsendungen überprüfte und ggf. der Stasi übergab. Pakete und Päckchen wurden wie Briefe zunächst auf äußere Auffälligkeiten überprüft. Anhand von "Fahndungstafeln", auf denen die Namen bestimmter Bürger vermerkt waren, wurden Fahndungsaufträge der operativen Diensteinheiten (z.B. Linie XX) bearbeitet. War ein Empfänger oder Absender auf der Tafel vermerkt, wurde das Paket - je nach Auftrag - registriert, geöffnet oder beschlagnahmt. Vor und während des Auspackens wurde das Paket fotografiert (vgl. Fotoapparate). Neben "offensichtlich" verdächtigen Gegenständen wie Funkgeräte, Flugblätter oder Personaldokumente, achtete das MfS bei den Paketkontrollen vor allem auch auf vermeintlich harmlose West-Geschenke wie Walkmen oder Taschenrechner. Entnommene Musikkassetten verwendete das MfS gleich weiter für die Telefonüberwachung.


Sammlung: Postkontrolle
Datierung: unbekannt
Hersteller: Ministerium für Staatssicherheit, VEB Medizintechnik Erfurt
Maße: Höhe: 22,5 cm; Breite: 20 cm
Material: Schlauch: Gummi,
Griff: Kunststoff,
Gehäuse: Metall
Farbe: Schlauch: schwarz,
Griff: schwarz,
Gehäuse: silber
Verwendung: Öffnen von Briefen






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ausgedruckt am 29.03.2024