Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 00006
Objekt: Öffnungsgerät


Kaltdampf-Öffnungsgerät zum öffnen von Briefen (Zellofanbodengerät)

Dieses Kaltdampf-Öffnungsgerät wurde im Zuge der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) 1989/90 in der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) gefunden. Es diente der Abteilung M, die für die Kontrolle des Brief-, Paket- und Telegrammverkehrs zuständig war, zum Öffnen von Briefen mit empfindlichen Inhalt (Fotos u.ä.). Dies war notwendig, da eine Öffnung mit heißem Dampf (um 100 °C) nicht möglich war, er hätte die Einlage beschädigt. Die Stasi setzte für ihre Arbeit Kaltdampfgeräte aus ungarischer Produktion ein. In einer Absprache im November 1988 zwischen dem ungarischen "Bruderorgan", dem Operativ-technischen Sektor (OTS) und der Berliner Abteilung M wurde die Produktion eines neuen Kaltdampfgerätes beschlossen. Die Erprobung eines übergebenen Mustergerätes "Cellophan C 87/N" erfolgte dann im August und September 1989, der Beginn der Auslieferung war aber erst für das Jahr 1990 vorgesehen. Vermutlich handelt es sich daher bei dem vorliegenden Modell um einen Vorgängertyp (C 83 oder C 69) oder um ein von der Stasi modifiziertes Gerät. Die Öffnung der Briefe erfolgte, indem über die Arbeitsfläche - eine mit destilliertem Wasser gefüllte Wanne - eine spezielle Zellophanfolie gespannt wurde. Darauf legte man dann die Briefe und erhitzte das Wasser auf ca. 50 °C. Der Wasserdampf diffundierte durch die Folie und löste den Kleber an den Verschlussklappen der Briefe. Da aber der Kleber bei Kaltdampf nur sehr langsam aufweicht, dauerte es dann noch ca. 1 Stunde bis die Klebeverbindung endgültig mit Hilfe eines Brieföffners vorsichtig gelöst werden konnte. Die Temperatur las man an der Anzeige vorn am Fußgestell unterhalb des Grundrahmens ab, die Inbetriebnahme des Gerätes erfolgte durch Betätigen des Hauptschalters der in einem auf dem Rahmen befindlichen extra Bauelement untergebracht ist. Dort sind auch die Netzsicherung, eine weiße Netzsignallampe und eine rote Signallampe für die Anzeige des Heizvorgangs eingebaut. Die Steuerelektronik, die Wasserzuleitung und das Netzkabel befinden sich hinter einer abnehmbaren Rückwand im Fußgestell. Wahrscheinlich konnten dort auch der Wasserbehälter und das Pumpsystem untergebracht werden (vgl. auch ein Heißluftgebläse zum Öffnen gummierter selbstklebender Briefe oder zum Entfernen von Klebebändern).

In Leipzig arbeitete die Abteilung M u.a. in der dritten Etage im Bahnpostamt (BPA) der Deutschen Post (unter dem Tarnnamen "Stelle 12") sowie im Hauptpostamt 18 (als "Postzollfahndung"). Legendiert durch Uniformen und Dienstausweise der Deutschen Post sollten die Angehörigen der Abteilung M den echten Postmitarbeitern nicht als Stasi-Mitarbeiter auffallen. Sie sortierten alle Sendungen aus, deren Adressen sich in der "Anschriftenfahndung" befanden oder anderweitig verdächtig erschienen. In großen Kuriertaschen wurden die Briefe in die Bezirksverwaltung transportiert und mit speziellen Geräten "aufgedampft", häufig kopiert und dann wieder verschlossen. Für intensivere Untersuchungen, z.B. für die Suche nach Geheimbotschaften, betrieb die Abteilung M der BVfS Leipzig seit 1986 auch einen eigenen Labor- und Untersuchungskomplex in der "Runden Ecke". Nicht wenige Briefe wurden daraufhin gleich einbehalten. Pakete wurden z.T. mit Sonden untersucht, um ihren Inhalt identifizieren zu können. Auch sämtliche Telegramme wurden durch die Abt. M kontrolliert. Die Dienste der Abteilung M nahmen alle Diensteinheiten in Anspruch. Bei Beobachtungen konnte die Linie VIII auch "Sonderbriefkastenleerungen" beantragen.


Sammlung: Postkontrolle
Datierung: 1980er Jahre
Hersteller: unbekannt
Maße: Breite: 123 cm; Höhe: 83 cm; Tiefe: 81 cm; Höhe: 96 cm
Material: Gehäuse: Stahlblech,
Wanne: Stahl,
Schalter: Kunststoff
Farbe: Gehäuse: blau, silber,
Wanne: silbergrau,
Auflage: schwarz
Verwendung: Öffnen von Briefen











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