Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 00017
Objekt: Leuchtgerät


UV-Analysegerät ("Fluotest")

Zum Aufspüren geheimdienstlicher Nachrichten setzte die Abteilung M des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), die für die Kontrolle des Brief-, Paket- und Telegrammverkehrs zuständig war, auch dieses UV-Analysegerät mit der Bezeichnung "Typ: 011 / Nr. 1593" ein. Sichergestellt wurde es im Zuge der Auflösung des MfS 1989/90 in der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS). Die auffällige Ähnlichkeit mit UV-Geräten vom Typ "Fluotest" des westdeutschen Herstellers Original Hanau Quarzlampen GmbH deutet darauf hin, dass es sich um einen Nachbau der "Westgeräte" oder um eine modifizierte Variante derselben handelt. Verantwortlich für die Bereitstellung bzw. Entwicklung dieses Gerätes zeichnet vermutlich der Operativ-technische Sektors (OTS) des MfS, der u.a. ständig an der Verbesserung der technischen Möglichkeiten zur Aufdeckung von Geheimschriften arbeitete. Alle verdächtigen Umschläge, Briefe oder Schriftstücke legten die Postkontrolleure der Stasi unter die Lichtquelle, so dass versteckte Schriften sichtbar gemacht oder sonstige Veränderungen erkennbar wurden. Dies war möglich, da unter der Bestrahlung bestimmte Substanzen, die in geringen Konzentrationen im Tageslicht nicht zu erkennen sind unter ultraviolettem Licht eine gewisse Fluoreszenz aufweisen und damit sichtbar werden. Obwohl die Abteilung M über dieses Gerät verfügte wurden "Fluotest"-Geräte doch vorwiegend von der Abteilung VI (Pass- und Kontrolleinheit) an den Grenzübergangsstellen (GÜST) für die Echtheitsbeurteilung von Dokumenten eingesetzt. Das Analysegerät besitzt ein Gehäuse aus Stahlblech und lässt sich mit Hilfe zweier Schiebeklappen, die vorn und hinten angebracht sind, vollständig schließen. Oben befindet sich eine transparente Glasscheibe, die als Sichtfenster dient. Auf einer weißen Milchglasscheibe im Inneren der "Kammer" wurde das zu untersuchende Objekt abgelegt. Ausgestattet ist das Gerät mit vier Brennern, zwei mit 360 nm und zwei mit 254 nm. Vor jedem Brenner sind zwei violette - teilweise zerbrochene - UV-Glasfilter angebracht (Filter UG 5 für 360 nm und UG 2 für 254 nm). Das Netzkabel und eine Anschlussbuchse befinden sich auf der Rückseite des Gerätes, durch vier schwarze Kippschalter mit roter Kontrolleuchte an der Frontseite lassen sich die Betriebsbereitschaft (Anzeige "Netz") herstellen, die Brenner (Anzeigen "Br. 360" und "Br. 254") zuschalten und eine zusätzliche Beleuchtung (Anzeige "Lampe") einschalten (vgl. alle UV-Analysegeräte und ein Durchleuchtungsgerät der Abteilung M).

In Leipzig arbeitete die Abteilung M u.a. in der dritten Etage im Bahnpostamt (BPA) der Deutschen Post (unter dem Tarnnamen "Stelle 12") sowie im Hauptpostamt 18 (als "Postzollfahndung"). Legendiert durch Uniformen und Dienstausweise der Deutschen Post sollten die Angehörigen der Abteilung M den echten Postmitarbeitern nicht als Stasi-Mitarbeiter auffallen. Sie sortierten alle Sendungen aus, deren Adressen sich in der "Anschriftenfahndung" befanden oder anderweitig verdächtig erschienen. In großen Kuriertaschen wurden die Briefe in die Bezirksverwaltung transportiert und mit speziellen Geräten "aufgedampft", häufig kopiert und dann wieder verschlossen. Für intensivere Untersuchungen, z.B. für die Suche nach Geheimbotschaften, betrieb die Abteilung M der BVfS Leipzig seit 1986 auch einen eigenen Labor- und Untersuchungskomplex in der "Runden Ecke". Nicht wenige Briefe wurden daraufhin gleich einbehalten. Pakete wurden z.T. mit Sonden untersucht, um ihren Inhalt identifizieren zu können. Auch sämtliche Telegramme wurden durch die Abt. M kontrolliert


Sammlung: Postkontrolle
Datierung: 1970er/80er Jahre
Hersteller: Ministerium für Staatssicherheit
Maße: Breite: 50 cm; Tiefe: 43 cm; Höhe: 32 cm
Material: Gehäuse: Stahlblech,
Schalter: Kunststoff,
Scheibe: Glas,
Filter: Glas
Farbe: Gehäuse: grau,
Schalter: schwarz,
Scheibe: transparent,
Kabel: grau,
Filter: violett
Verwendung: Erkennen von Geheimschrift, Durchleuchten von Briefen, Lumineszenzprüfung, Untersuchung von Dokumenten und Schriftstücken











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