Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 00020
Objekt: Öffnungsgerät


Heißluftgebläse zum öffnen von gummierten selbstklebenden Briefen

Das Heißluftgebläse wurde im Zuge der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) 1989/90 in der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) gefunden. Der Eigenbau des MfS (vgl. Operativ-technischer Sektor) diente der Abteilung M, die für die Kontrolle des Brief-, Paket- und Telegrammverkehrs zuständig war, zum Öffnen von gummierten selbstklebenden Briefen oder zum Entfernen von Klebebändern. Als Gebläse fungierte ein handelsüblicher Staubsauger (fehlt hier) der an den dicken Schlauch angeschlossen wurde, dessen Luft mit einer Heizpatrone erhitzt und durch eine kleine Düse auf die Verschlussklappen der Briefe gelenkt wurde. Der Klebstoff weichte daraufhin auf und der Brief konnte ohne das Hinterlassen von Spuren mit der unter der Düse befindlichen Metallschiene geöffnet werden. Ein Stasi-Mitarbeiter konnte mit dieser Methode bis zu 150 Briefe in der Stunde öffnen (vgl. auch einen "Aufdampftopf" zum Öffnen von Briefen).

In Leipzig arbeitete die Abteilung M u.a. in der dritten Etage im Bahnpostamt (BPA) der Deutschen Post (unter dem Tarnnamen "Stelle 12") sowie im Hauptpostamt 18 (als "Postzollfahndung"). Legendiert durch Uniformen und Dienstausweise der Deutschen Post sollten die Angehörigen der Abteilung M den echten Postmitarbeitern nicht als Stasi-Mitarbeiter auffallen. Sie sortierten alle Sendungen aus, deren Adressen sich in der "Anschriftenfahndung" befanden oder anderweitig verdächtig erschienen. In großen Kuriertaschen wurden die Briefe in die Bezirksverwaltung transportiert und mit speziellen Geräten "aufgedampft", häufig kopiert und dann wieder verschlossen. Für intensivere Untersuchungen, z.B. für die Suche nach Geheimbotschaften, betrieb die Abteilung M der BVfS Leipzig seit 1986 auch einen eigenen Labor- und Untersuchungskomplex in der "Runden Ecke". Nicht wenige Briefe wurden daraufhin gleich einbehalten. Pakete wurden z.T. mit Sonden untersucht, um ihren Inhalt identifizieren zu können. Auch sämtliche Telegramme wurden durch die Abt. M kontrolliert. Die Dienste der Abteilung M nahmen alle Diensteinheiten in Anspruch. Bei Beobachtungen konnte die Linie VIII auch "Sonderbriefkastenleerungen" beantragen.


Sammlung: Postkontrolle
Datierung: unbekannt
Hersteller: Ministerium für Staatssicherheit
Maße: Tiefe: 30 cm; Höhe: 57 cm; Breite: 40 cm
Material: Schlauch: Metall, Kunststoff,
Stativ: Eisen,
Gehäuse: Kunststoff,
Platte: Eisen
Farbe: Schlauch: silber, grau,
Stativ: grau,
Gehäuse: braun, grau,
Platte: weiß
Verwendung: Öffnen von Briefen









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