Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 00029
Objekt: Sonde


Paketsonde

Die Sonde, die vom Operativ-technischen Sektor (OTS) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) selbst entwickelt wurde und aus der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) stammt, wurde von der Abteilung M für die Untersuchung bzw. Kontrolle von Postpaketen benutzt. Ein kleines Loch im Paket reichte aus, um den Paketinhalt zu überprüfen und so vorab einzuschätzen, ob es nötig wäre, die Sendung vollständig zu öffnen. Das Gerät, das an einem Ringstativ mit Bodenplatte befestigt ist, besteht aus Okular, Optikrohr und Batteriekasten. Das Optikrohr - die eigentliche Sonde, die in die Pakete eingeführt wurde - hat ein spitzes Ende mit einem kleinen eingesetzen Umkehrspiegel. Es mündet in einem Rohr, in dem auch das Okular befestigt ist. Zur besseren Sicht beinhaltet dieses Rohr neben einem Umkehrspiegel auch eine Glühbirne, die über einen Schalter von außen an- und ausgestellt werden konnte (vgl. auch eine andere Paketsonde).

In Leipzig arbeitete die Abteilung M u.a. in der dritten Etage im Bahnpostamt (BPA) der Deutschen Post sowie im Hauptpostamt 18. Während die Briefkontrolleure durch Uniformen und Dienstausweise der Deutschen Post legendiert waren, traten die Paketkontrolleure der Abteilung M/4 offiziell als "Postzollfahndung" und somit als Mitarbeiter der Zollverwaltung auf. Ihre Arbeitsräume lagen i.d.R. in unmittelbarer Nähe der Kontrollbereiche des Zolls. In jedem DDR-Bezirk wurden täglich ca. 4.000 Pakete vom MfS kontrolliert, jedoch längst nicht alle geöffnet, da auch das Postzollamt die Paketsendungen überprüfte und ggf. der Stasi übergab. Pakete und Päckchen wurden wie Briefe zunächst auf äußere Auffälligkeiten überprüft. Anhand von "Fahndungstafeln", auf denen die Namen bestimmter Bürger vermerkt waren, wurden Fahndungsaufträge der operativen Diensteinheiten (z.B. Linie XX) bearbeitet. War ein Empfänger oder Absender auf der Tafel vermerkt, wurde das Paket - je nach Auftrag - registriert, geöffnet oder beschlagnahmt. Vor und während des Auspackens wurde das Paket fotografiert (vgl. Fotoapparate). Neben "offensichtlich" verdächtigen Gegenständen wie Funkgeräte, Flugblätter oder Personaldokumente, achtete das MfS bei den Paketkontrollen vor allem auch auf vermeintlich harmlose West-Geschenke wie Walkmen oder Taschenrechner. Entnommene Musikkassetten verwendete das MfS gleich weiter für die Telefonüberwachung.


Sammlung: Postkontrolle
Datierung: unbekannt
Hersteller: Ministerium für Staatssicherheit
Maße: Höhe: 16 cm; Tiefe: 21,5 cm; Breite: 15 cm
Material: Kasten: Kunststoff,
Linse: Glas,
Stativ: Metall,
Rohr: Kunststoff
Farbe: Kasten: weiß,
Platte: braun,
Stativ: silber,
Rohr: grau
Verwendung: Sichtung von Paket- oder Kofferinhalt








IMPRESSUM   |   DRUCKEN