Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 00032
Objekt: Leuchtgerät


Schräglichtgerät

Bei dem Halogenstrahler mit aufgesetztem Lichtrohr, der während der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) gefunden wurde, handelt es sich um ein so genanntes "Schräglichtgerät", das die Abteilung M während der Postkontrolle für die Untersuchung der Briefpost benutzte. Beispielsweise wurde es eingesetzt, um in Briefen, auf Postkarten oder unter Briefmarken versteckte "Mikrate" erkennen und abfangen zu können (Mikrat = durch fotografische Technik stark verkleinerte Darstellung eins Schriftstücks mit einer Größe von ca. 1-2 mm²).

In Schulungsmaterialien des Operativ-technischen Sektors (OTS) wurde beschrieben, wie Schräglichtgeräte einzusetzen waren: "Unter Verwendung eines mit destillierten [sic!] Wasser befeuchteten Wattebausches wird die Ansichtskarte von der Bildseite her leicht überstrichen. Nach ca. 5 Minuten wird die bereits wieder abgetrocknete Karte im Schräg- und UV-Licht betrachtet. Die fotografische Geheimschrift wird als Aufquellung bzw. als Fluoreszenzlöschung sichtbar." An anderer Stelle heißt es weiter: "Liegt ein gefütterter Briefumschlag vor, so ist besonders das Muster des Futters auf versteckte Mikrate im Schräglicht oder mit der Lupe im Auf- und Durchlicht von innen nach außen zu untersuchen." Um die Arbeit westlicher Geheimdienste in der DDR aufdecken und deren Spione enttarnen zu können, arbeitete der OTS ständig an der Verbesserung der technischen Möglichkeiten zur Aufdeckung von Geheimschriften und Mikraten. Gleichzeitig war der OTS aber auch dafür zuständig, die eigenen hauptamtlichen und Inoffiziellen Mitarbeiter mit "operativer Technik" (z.B. Verstecke für Geheimkameras) zu versorgen.

In Leipzig arbeitete die Abteilung M u.a. in der dritten Etage im Bahnpostamt (BPA) der Deutschen Post (unter dem Tarnnamen "Stelle 12") sowie im Hauptpostamt 18 (als "Postzollfahndung"). Legendiert durch Uniformen und Dienstausweise der Deutschen Post sollten die Angehörigen der Abteilung M den echten Postmitarbeitern nicht als Stasi-Mitarbeiter auffallen. Sie sortierten alle Sendungen aus, deren Adressen sich in der "Anschriftenfahndung" befanden oder anderweitig verdächtig erschienen. In großen Kuriertaschen wurden die Briefe in die Bezirksverwaltung transportiert und mit speziellen Geräten "aufgedampft", häufig kopiert und dann wieder verschlossen. Für intensivere Untersuchungen, z.B. für die Suche nach Geheimbotschaften, betrieb die Abteilung M der BVfS Leipzig seit 1986 auch einen eigenen Labor- und Untersuchungskomplex in der "Runden Ecke". Nicht wenige Briefe wurden daraufhin gleich einbehalten. Pakete wurden z.T. mit Sonden untersucht, um ihren Inhalt identifizieren zu können. Auch sämtliche Telegramme wurden durch die Abt. M kontrolliert. Die Dienste der Abteilung M nahmen alle Diensteinheiten in Anspruch. Bei Beobachtungen konnte die Linie VIII auch "Sonderbriefkastenleerungen" beantragen.


Sammlung: Postkontrolle
Datierung: unbekannt
Hersteller: Ministerium für Staatssicherheit
Maße: Tiefe: 38,5 cm; Höhe: 17 cm; Breite: 14 cm
Material: Fuß: Kunststoff,
Lampe: Glas,
Gehäuse: Metall, Stahlblech
Farbe: Kabel: grau,
Gehäuse: silber, dunkelgrau
Verwendung: Erkennen von Geheimschrift, Durchleuchten von Briefen










IMPRESSUM   |   DRUCKEN