Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 00042
Objekt: Öffnungsgerät


Dampfentwickler zum öffnen von Briefen ("Aufdampftopf")

Den Dampfentwickler ("Aufdampftopf") baute die Staatssicherheit aus einem normalen Kochtopf selbst. Er wurde im Zuge der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) 1989/90 in der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) gefunden. Er diente der Abteilung M, die für die Kontrolle des Brief-, Paket- und Telegrammverkehrs zuständig war, zum Öffnen von Briefen, die mit wasserlöslichen Leimen verklebt waren. Über den Einfülltrichter wurde der Topf mit Wasser befüllt, welches anschließend darin erhitzt wurde. Aus dem W-förmigen "Aufdampfgitter", dessen Form genau den Klebekanten von Briefcouverts entsprach, trat der produzierte Dampf aus und löste den Klebstoff der auf das Gitter gelegten Umschläge (vgl. auch einen anderen Dampfentwickler zum Öffnen von Briefen). Selbstklebende oder mit Klebebändern verschlossene Briefe konnte das MfS auf diese Weise nicht öffnen - dafür hielt es jedoch andere Geräte bereit (z.B. spezielle Heißluftgebläse).

In Leipzig arbeitete die Abteilung M u.a. in der dritten Etage im Bahnpostamt (BPA) der Deutschen Post (unter dem Tarnnamen "Stelle 12") sowie im Hauptpostamt 18 (als "Postzollfahndung"). Legendiert durch Uniformen und Dienstausweise der Deutschen Post sollten die Angehörigen der Abteilung M den echten Postmitarbeitern nicht als Stasi-Mitarbeiter auffallen. Sie sortierten alle Sendungen aus, deren Adressen sich in der "Anschriftenfahndung" befanden oder anderweitig verdächtig erschienen. In großen Kuriertaschen wurden die Briefe in die Bezirksverwaltung transportiert und mit speziellen Geräten "aufgedampft", häufig kopiert und dann wieder verschlossen. Für intensivere Untersuchungen, z.B. für die Suche nach Geheimbotschaften, betrieb die Abteilung M der BVfS Leipzig seit 1986 auch einen eigenen Labor- und Untersuchungskomplex in der "Runden Ecke". Nicht wenige Briefe wurden daraufhin gleich einbehalten. Pakete wurden z.T. mit Sonden untersucht, um ihren Inhalt identifizieren zu können. Auch sämtliche Telegramme wurden durch die Abt. M kontrolliert. Die Dienste der Abteilung M nahmen alle Diensteinheiten in Anspruch. Bei Beobachtungen konnte die Linie VIII auch "Sonderbriefkastenleerungen" beantragen.


Sammlung: Postkontrolle
Datierung: unbekannt
Hersteller: Ministerium für Staatssicherheit
Maße: Behälter: Durchmesser: 21 cm;
Gesamt: Höhe: 22,5 cm; Breite: 37,5 cm
Material: Rohr: Glas,
Aufsatz: Metall,
Griff: Kunststoff,
Behälter: Aluminium
Farbe: Aufsatz: messing,
Griff: schwarz,
Behälter: silber
Verwendung: Öffnen von Briefen










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