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Inventar-Nr: 00383
Objekt: Filmdose


Filmdose für Mikro-Aufnahmefilm 35mm (leer)

In dieser Filmdose, die ursprünglich für einen 35mm-Mikrofilm gedacht war, bewahrte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) die 16mm-Mikrofilmrollen mit den verfilmten Auskunftsberichten (Formblatt F 217) auf. Pro Filmdose wurden 2 Filmrollen eingelegt, dazwischen kam ein Stück Schaumstoff um die Filme zu schützen. Außen auf der Dose ist ein "Formular" aufgeklebt in das jeweils die Nummer der Dose sowie für die obere und untere Filmrolle das Aufnahmedatum und die Diensteinheit eingetragen werden konnte, deren Auskunftsberichte (AKB) sich auf den Filmen befanden. In die Filmdose ist auch ein Zettel mit der Beschriftung "KD Geithain 001-125 / KD Borna 001-035 / _______ / KD Borna 036-185" eingelegt. Vermutlich befanden sich zwei verfilmte Rollen mit Auskunfsberichten aus den Kreisdienststellen (KD) Geithain und Borna in der Dose. Vor der Verfilmung mußte jede Diensteinheit eine Auflistung fertigen, die den Decknamen und die Reg.-Nr. aller Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) enthielt zu denen AKB verfilmt werden sollten. Auf diesen Listen, die für den Ernstfall aus wasserlöslichem Papier bestanden, waren die AKB auch zusätzlich fortlaufend nummeriert (vgl. eine weitere Filmdose und weiteres Filmmaterial).

Spätestens nach sechs Monaten Zusammenarbeit mit einem Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) legte das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) zu diesem eine "Zusammengefasste Auskunft" an, die alles Wissenswerte für die Kooperation enthielt: Name, Alter, Schulbildung, besondere Kenntnisse, Registriernummer, Datum und Art der Anwerbung, Deckname, Führungsoffizier sowie weitere Angaben zur operativen Arbeit (Codeworte, Berichtstätigkeit, Zuverlässigkeit/Ehrlichkeit). Das Formblatt für diesen Auskunftsbericht trug die Nummer F 217. Die Abteilung XII speicherte den aktuellen Stand der "F 217" regelmäßig auf 16mm-Mikrofilm (allein in Leipzig z.B. 10.000 IM im Jahr 1989). Diese Mikrofilmrollen wurden in ursprünglich für 35mm-Mikrofilme vorgesehene Filmdosen gelagert. Für den Fall einer schweren Krise, die das MfS zur Flucht gezwungen hätte, hielt die Stasi mit den "Krebsen" passgenaue Behälter für die Mikrofilmdosen bereit, um die Informationen auch kurzfristig retten zu können. Das MfS hätte auf diese Weise sein IM-Netz aufrecht erhalten können und wäre so auch im Krisenfall arbeitsfähig geblieben. Die "Krebse" konnten im Erdreich oder mit Hilfe von Gewichten auch unter Wasser versteckt werden.


Sammlung: Film und Fotografie
Datierung: 1970er/80er Jahre
Hersteller: VEB Filmfabrik Wolfen
Maße: Durchmesser: 12,1 cm; Höhe: 4,4 cm
Material: Dose: Metall,
Aufkleber: Papier,
Polster: Schaumstoff,
Zettel: Papier
Farbe: Dose: silber,
Aufkleber: weiß,
Schrift: schwarz,
Polster: gelb
Verwendung: Aufbewahrung und Transport von Mikroverfilmungen, Mikroverfilmung von Akten, Mikroverfilmung von Auskunftsberichten zu IM-Akten (F217)










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