Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 04304
Objekt: Stempel


Stempel "Übersiedlung Strafgefangener"

Der Stempel, durch den Dokumente mit dem Vermerk "Übersiedlung / Strafgefangener" versehen werden konnten, stammt aus der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS). Er diente der Kennzeichnung von Schriftstücken, die im Zusammenhang mit Häftlingsfreikäufen angelegt wurden.

Seit Ende der 1960er Jahre wurden die Transporte der von der Bundesrepublik Deutschland (BRD) freigekauften Häftlinge, grundsätzlich in der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) zusammengestellt. Dort verblieben sie meist noch ca. eine Woche ehe sie endgültig ausreisen durften. Zwischen 1964 und 1989 wurden 33.755 politische Häftlinge aus der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) freigekauft, für jeden Häftling zahlte die BRD seit 1977 ein "Kopfgeld" von 95.847 D-Mark (vorher 40.000 D-Mark). Für die Wirtschaft der DDR brachte der im Westen umstrittene "Menschenhandel" wichtige Devisen ein. Das eingenommene Geld landete auf dem "Mielke - Konto" (Nr.: 0528) der Kommerziellen Koordinierung und dem "Sonderkonto Erich Honecker" (Nr.: 0628) der Deutschen Außenhandelsbank in Ost-Berlin. Die Freikäufe sowie die Organisation der sonstigen ("legalen") Ausreisen von DDR-Bürgern wurden über den Ost-Berliner Anwalt Wolfgang Vogel abgewickelt.

Obwohl der Strafvollzug in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) ausschließlich in den Zuständigkeitsbereich des Ministeriums des Innern (MdI) fiel, unterhielt auch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) mit Bautzen II eine Sonderhaftanstalt. Daneben besaß das MfS siebzehn Untersuchungshaftanstalten (UHA) - zwei zentrale in Berlin und jeweils eine in jeder Bezirksstadt, einschließlich Berlin. Während die Linie XIV für den Untersuchungshaftvollzug an sich - für die "Verwahrung" der Häftlinge - zuständig war, führte die Linie IX sämtliche Ermittlungen und Verhöre durch. In Leipzig waren beide Abteilungen im Dienstgebäude Beethovenstraße 2a (heute Straße des 17. Juni 1953) untergebracht. Häftlingsverlegungen waren beim MfS an der Tagesordnung - schon allein aus dem Grund, dass sich der Ort der Gerichtsverhandlungen nach dem Ort der Haftanstalt richtete. Das MfS konnte auf diese Weise Angehörige von den Verhandlungen leicht fernhalten. Die Gefangenen wurden dabei stets im Unklaren über das Ziel des Transports gelassen. Ein originalgetreuer Nachbau einer Zelle aus der ehemaligen Leipziger MfS-Untersuchungshaftanstalt kann heute auch in der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" in Leipzig besichtigt werden (vgl. alle Objekte zu den UHA des MfS sowie weitere Stempel).


Sammlung: Stempel, Siegel, Petschaft
Datierung: unbekannt
Hersteller: unbekannt
Maße: Höhe: 6 cm; Tiefe: 1 cm; Breite: 3,3 cm
Material: Träger: Holz,
Griff: Holz,
Stempel: Gummi
Farbe: Griff: hellbraun,
Träger: hellbraun,
Stempel: schwarz
Verwendung: Kennzeichnung von Dokumenten









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