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Inventar-Nr: 06870
Objekt: Transparent


Transparent "Wir brauchen Freie-Private Marktwirtschaft - Schluß mit dem Sozialismus - nur dann hört der Flüchtlingsstrom auf."

Das Transparent bzw. Schild, bestehend aus einer weiß gestrichenen Pressspanplatte mit der braun gemalten achtzeiligen Aufschrift "Wir brauchen 'Freie - Private Marktwirtschaft - Schluß mit dem Sozialismus - nur dann hört der Flüchtlingsstrom auf.", wurde während der Friedlichen Revolution auf den Leipziger Montagsdemonstrationen, vermutlich ab November 1989, getragen. Hinten ist eine lange (Trage-)Stange angebracht. Unter dem Schild sind ein auf Karton gedrucktes SED-Emblem und ein kleines Holzbrett befestigt, an dem mit Draht ein grüner Trauerkranz aus Kunststoff gebunden ist. Der ebenfalls mit einem SED-Emblem versehene Kranz ist mit weißen Kunststoffblumen und (vertrockneten) Tannenzweigen geschmückt und mit einer weißen Schleife mit der Aufschrift "Ruhe sanft ..komm nie wieder" dekoriert. Diese symbolische Grablegung der SED unterstreicht noch einmal die Forderung der Demonstranten nach dem Ende der SED-Herrschaft (vgl. ein weiteres Transparent gleichen Ursprungs).

Die Protestwelle auf den Straßen der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) erreichte Anfang November 1989 ihren Höhepunkt. In Berlin demonstrierten am 4. November 1989 mehr als eine halbe Million Menschen. In Leipzig zogen am Montag, den 6. November 1989, nach den Friedensgebeten trotz strömenden Regens über 300.000 Menschen um den Ring. Sie forderten in Sprechchören und auf Transparenten die Aufgabe des Machtanspruches der SED, freie Wahlen und die Zulassung des Neuen Forums. Viele Teilnehmer protestierten auch gegen den am selben Tag vorgestellten Entwurf eines neuen Reisegesetzes. Dieser sah vor, das Auslandsreisen weiterhin genehmigungspflichtig seien und pro Jahr nicht länger als 30 Tage dauern dürften. Die SED-Führung glaubte noch immer, die Reisewünsche reglementieren zu können. Dabei verließen Tag für Tag weiterhin Tausende DDR-Bürger das Land über die CSSR in Richtung Westen. Allein in der Woche nach der Öffnung der Grenzen zur CSSR am 1. November über 45.000. Die Demonstranten forderten uneingeschränkte Reisefreiheit. Die für jeden spürbare Unfähigkeit der SED, grundlegende Reformen einzuleiten, hatte die Stimmung der Demonstranten aggressiver werden lassen. Auf der erstmals am Karl-Marx-Platz (heute Augustusplatz) stattfindenden Kundgebung scheiterten lokale SED-Größen damit, sich als Spitze der Reformbewegung zu präsentieren. Mit dem Fall der Mauer am 9. November 1989 erfüllte sich dann eine der zentralen Forderungen. Die Massenproteste aber gingen weiter und forderten nun das Ende der SED-Diktatur. An der Montagsdemonstration am 13. November 1989 beteiligten sich ca. 150.000 Teilnehmer. Erstmals forderten Demonstranten die Vereinigung der beiden deutschen Staaten. Am 20. November 1989 demonstrierten erneut etwa 200.000 Menschen in Leipzig auf dem Ring. Erstmals ergriffen vor Beginn der Demonstration wahrnehmbar mehrere Redner das Wort. Die Forderungen wurden immer differenzierter. Nach den Rücktritten hoher SED-Funktionäre verlangten die Demonstranten jetzt deren Bestrafung und die Auflösung der SED, weiterhin aber auch die Einführung der Marktwirtschaft und die Veränderung der Lebensqualität und Beachtung der Umweltprobleme. Auf der Montagsdemonstration am 27. November 1989 machten die etwa 200.000 Demonstranten unmissverständlich klar, dass sie in ihren Bemühungen für Demokratie und Rechtstaatlichkeit nicht nachlassen würden. Auf der Kundgebung vor Beginn der Demonstration sprach erstmals auch ein bundesdeutscher Politiker: Herbert Schmalstieg, Oberbürgermeister von Leipzigs Partnerstadt Hannover.


Sammlung: Transparente
Datierung: ab 11.1989
Hersteller: Henri Hübner
Maße: Kranz: Durchmesser: 30 cm;
Stab: Länge: 200 cm;
Schild: Länge: 89 cm; Breite: 60 cm
Material: Stab: Holz,
Schleife: Kunststoff,
Kranz: Kunststoff,
Schild: Holz, Pressspan
Farbe: Stab: braun,
Emblem: mehrfarbig,
Schleife: weiß,
Kranz: grün,
Zeichnung: mehrfarbig,
Aufschrift: braun,
Schild: weiß
Verwendung: Protest und Demonstrationen










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