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Inventar-Nr: 06882
Objekt: Transparent


Transparent "Wählt die Opposition! ...NICHT die SED/PDS ABER WÄHLT!"

Das beidseitig beschriftete Transparent bzw. Schild aus Pappe mit der grün, braun und rot gemalten dreizeiligen Aufschrift "Wählt die Opposition! ... NICHT die SED/PDS ABER WÄHLT!" stammt von einer der Leipziger Montagsdemonstrationen Anfang 1990. Um das Schild besser hochhalten zu können wurde es mit Reißzwecken an einem längeren Holzstab befestigt. Aus der Losung auf dem Schild sprach der Wunsch, das die Oppositionsbewegung in der neuen Regierung nach den ersten freien, demokratischen und geheimen (und gleichzeitig letzten) Wahlen zur Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) am 18. März 1990 entscheidend vertreten sein sollte. Gleichzeitig galt aber auch die Sorge, das mit einer Wahl der als Partei des Demokratischen Sozialismus neu formierten SED (SED-PDS) die eingeläuteten Reformen und die Demokratisierung einen Rückschritt erfahren und ein Rückfall in alte diktatorische Verhältnisse erfolgen könnte. Wie sich zeigte, sollten die zur Wahl angetretenen Bürgerrechtsgruppierungen, unter ihnen das "Neue Forum", die eigentlichen Verlierer der Wahl werden, sie blieben unter fünf Prozent (vgl. ein weiteres Protesttransparent gegen die SED-PDS).

Am 28. Januar 1990 wurden in Verhandlungen zwischen Vertretern des "Runden Tisches" und der Regierung Modrow vereinbart, die ursprünglich für den 6. Mai 1990 vorgesehene Volkskammerwahl auf den 18. März vorzuverlegen. Die folgenden Montagsdemonstrationen wurden nun vermehrt als Wahlkampfbühne genutzt, wodurch sich deren Charakter veränderte. Zahlreiche bundesdeutsche Politiker traten im Wahlkampf auf und sprachen in Leipzig vor Zehntausenden. Am 5. Februar 1990 forderten noch einmal ca. 100.000 Montagsdemonstranten die Deutsche Einheit und die Auflösung der ehemaligen SED, die sich in PDS umbenannt hatte. Zum wiederholten Male versuchten Anhänger der in der DDR nicht zugelassenen rechtsorientierten Republikaner auf der Montagsdemonstration öffentlichkeitswirksam präsent zu sein, erfuhren dabei aber deutliche Distanz durch die Demonstranten. Am 12. und 19. Februar beteiligten sich jeweils etwa 50.000 Personen an den Montagsdemonstrationen, welche nun endgültig ganz im Zeichen des Wahlkampfes standen. In den beiden folgenden Wochen sanken die Teilnehmerzahlen deutlich. Am 26. Februar und 5. März kamen zwischen 10.000 und 15.000 Personen zu den Montagsdemonstrationen, welche nun in erster Linie Wahlkampfveranstaltung der "Allianz für Deutschland" waren. An der vorerst letzten Montagsdemonstration am 12. März nahmen rund 50.000 Bürger sowie Messegäste teil. Obwohl die Parteien auf Wahlkampfreden verzichteten, war der Wahlkampf durch Spruchbänder aber stark präsent. Der überraschende Wahlsieg der "Allianz für Deutschland", war eine deutliche Entscheidung der Mehrheit der DDR-Bürger für den schnellen Weg zur Deutschen Einheit.

In den Tagen vor der Wahl kamen bundesdeutsche Spitzenpolitiker zur Wahlkampfunterstützung nach Leipzig. Willy Brandt (SPD) sprach am 25. Februar vom Balkon des Opernhauses zu den zahlreich erschienenen Leipziger Bürgern. Am 13. März war Helmut Schmidt (SPD) in der Stadt. Einen Tag später hielt Helmut Kohl (CDU) auf dem Karl-Marx-Platz eine Rede bei der Wahlkundgebung der Allianz für Deutschland. Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) versammelte am 16. März die Menschen auf dem Georgi-Dimitroff-Platz (heute Simsonplatz).


Sammlung: Transparente
Datierung: ab 01.1990
Hersteller: unbekannt
Maße: Gesamt: Länge: 129 cm;
Schild: Länge: 66 cm; Breite: 86,5 cm
Material: Reißzwecke: Metall,
Stab: Holz,
Schild: Pappe
Farbe: Stab: braun,
Aufschrift: rot, braun, grün,
Schild: hellbraun
Verwendung: Protest und Demonstrationen









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