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Inventar-Nr: 09464
Objekt: Briefmarke


Blockausgabe "Dr. Richard Sorge"

Dieser Briefmarkenblock wurde zu Ehren Dr. Richard Sorges am 3. Februar 1976 vom Ministerium für Post- und Fernmeldewesen der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) herausgegeben. An diesem "besonderen Erinnerungsstück" hatten nicht nur die Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) - die Richard Sorge in ihrem Selbstverständnis als "Kundschafter für den Frieden" verklärten und als großes Vorbild verehrten - ihre Freude, mit dieser Ausgabe in einer Auflagenhöhe von 2.100.000 Blocks sah sich auch zwingend jeder philatelistisch interessierte DDR-Bürger mit dem Personkult konfrontiert. Im MfS rührt der Kult um Sorge aus dessen Agententätigkeit für den sowjetischen Geheimdienst im Zweiten Weltkrieg in Japan, wo er eine Kundschaftergruppe mit dem Decknamen "Ramsay" aufbaute und aufgrund seiner Spionagetätigkeit 1944 auch hingerichtet wurde. Posthum erklärte man ihn 1964 zum "Helden der Sowjetunion" und instrumentalisierte seine Person in der Folgezeit für die sozialistische Propaganda.

Der Block mit weißem Rand besteht aus einer graugrünen/violettschwarzen Marke zu 1 Mark der DDR mit dem Porträt von Dr. Richard Sorge, die von einem weinroten Zierfeld eingefasst ist. Die Zähnung ist aufgedruckt. Links neben der Marke sind - unterbrochen von der Darstellung der Medaille zum Ehrentitel "Held der Sowjetunion" - die Aufschriften "DR. RICHARD SORGE" und "HELD / DER SOWJETUNION" zu lesen (vgl. alle Objekte mit eingeklebten Sorge-Block). Neben Sorge verehrte man im MfS vor allem Feliks Edmundowitsch Dzierzynski, den ersten Leiter der 1917 gegründeten bolschewistischen "Tscheka", der gefürchteten politischen Geheimpolizei im revolutionären Russland. Analog dazu bezeichneten sich die MfS-Angehörigen selbst als "deutsche Tschekisten", worin die enge Bindung des MfS an die sowjetische Geheimpolizei deutlich wird. Auch Dzierzynski wurde in der DDR - aus Anlass seines 100. Geburtstages - auf einem Briefmarkenblock "verewigt".

Da die Deutsche Post (DP) in der DDR wie alle Bereiche in der Gesellschaft den Aufbau des Sozialismus zu unterstützen hatte war auch sie nur ein politisches Instrument der Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). So dienten viele der Briefmarken als reines Propagandamittel und gaben in ihren Motiven sehr oft den Geist des Kommunismus wieder. Zahlreiche Emissionen würdigten u.a. deren Protagonisten Marx, Engels und Lenin und weitere revolutionäre und kommunistische Vorbilder. Auf vielen Marken thematisierte man auch die enge Verbundenheit zur Sowjetunion und die Errungenschaften der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. In der Flut der politischen Ausgaben spielten aber auch die "antifaschistische Entwicklung" des Staates und die Führungsrolle der SED eine zentrale Rolle.



Sammlung: Druckgut
Datierung: 03.02.1976
Hersteller: unbekannt
Maße: Breite: 81 mm; Höhe: 64 mm
Material: Papier
Farbe: Marke: graugrün, violettschwarz,
Block: weinrot,
Aufdruck: goldgelb
Verwendung: Propaganda, Geschenk








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