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Inventar-Nr: 12034
Objekt: Formular


Karteikarte M 10 der Abteilung M (Aufbewahrungstasche)

Bei der vorliegenden Karteikarte M 10 mit der [fortlaufenden] Nummer "120771" handelt es sich um einen Vordruck der Abteilung M, die für die Kontrolle des Brief-, Paket- und Telegrammverkehrs zuständig war. Gefunden wurde die hellgrüne Karteikarte in der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS). Sie ist in der Mitte gefaltet und an drei Seiten mit Hilfe eines vom Operativ-technischen Sektor (OTS) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) entwickelten Rändelapparates mit selbstklebenden Einfassband verschlossen worden, so dass eine "Aufbewahrungstasche" im Querformat DIN A5 entstand.

Fast alle geöffneten Sendungen nahmen die Mitarbeiter der Abteilung M auf Mikrofilm auf, die Briefe fotokopierten sie zum Teil auch (vgl. dazu auch ein Aufnahmegerät). Die Verfilmungen, Fotonegative und Fotokopien, aber auch die Ergebnisse aus der Ermittlung und der Personenidentifizierung bewahrte man dann zusammen mit der Ablichtung des Antrages auf Ausstellung eines Personalausweises - die sich die Stasi von der Polizei "besorgte" - in den zum "Taschenformat" verarbeiteten Karteikarten auf. Die auf diese Weise gespeicherten Schriftproben verwendete sie als Vergleichsmaterial für Fahndungen (Schriftenvergleich). Auf der Karteikarte selber wurden alle Personendaten von Absendern und Adressaten vermerkt und diese nach Postleitzahl und Anschrift des Absenders in den Speicher "M/01" (DDR-Adressen) sortiert. In Leipzig umfasste diese Kartei etwa 100.000 Anschriften. Daneben gab es auch noch den Speicher "M/02" der nach West-Adressen geordnet war.

In Leipzig arbeitete die Abteilung M u.a. in der dritten Etage im Bahnpostamt (BPA) der Deutschen Post (unter dem Tarnnamen "Stelle 12") sowie im Hauptpostamt 18 (als "Postzollfahndung"). Legendiert durch Uniformen und Dienstausweise der Deutschen Post sollten die Angehörigen der Abteilung M den echten Postmitarbeitern nicht als Stasi-Mitarbeiter auffallen. Sie sortierten alle Sendungen aus, deren Adressen sich in der "Anschriftenfahndung" befanden oder anderweitig verdächtig erschienen. In großen Kuriertaschen wurden die Briefe in die Bezirksverwaltung transportiert und mit speziellen Geräten "aufgedampft", häufig kopiert und dann wieder verschlossen. Für intensivere Untersuchungen, z.B. für die Suche nach Geheimbotschaften, betrieb die Abteilung M der BVfS Leipzig seit 1986 auch einen eigenen Labor- und Untersuchungskomplex in der "Runden Ecke". Nicht wenige Briefe wurden daraufhin gleich einbehalten. Pakete wurden z.T. mit Sonden untersucht, um ihren Inhalt identifizieren zu können. Auch sämtliche Telegramme wurden durch die Abt. M kontrolliert. Die Dienste der Abteilung M nahmen alle Diensteinheiten in Anspruch. Bei Beobachtungen konnte die Linie VIII auch "Sonderbriefkastenleerungen" beantragen.


Sammlung: Formulare
Datierung: 1980er Jahre
Hersteller: Ministerium für Staatssicherheit
Maße: Breite: 21,2 cm; Höhe: 14,9 cm
Material: Papier
Farbe: Blatt: hellgrün,
Aufdruck: schwarz,
Einfassband: weiß
Verwendung: Aufbewahrung von Dokumenten und Ausweisen, Dokumentation, Aufbewahrung von Schriftproben, Erfassung und Registrierung von Personen









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