Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 12910
Objekt: Abzeichen


Bestenabzeichen der Kampfgruppen der Arbeiterklasse mit Verleihungszahl "I" in Silber (einstufig)

Die Militarisierung der Gesellschaft in der DDR setzte sich auch in den Betrieben und Verwaltungen fort. Dort stellte man die Kampfgruppen der Arbeiterklasse ("Arbeiterwehren") auf, eine zusätzliche bewaffnete Formation, die in den Anfangsjahren ihres Bestehens die volkseigenen Betriebe schützte und später im Kriegsfall zur "Heimatverteidigung" oder im Falle eines Bürgerkrieges gegen Aufständische eingesetzt werden sollte. Speziell für diese Formation wurden diverse Auszeichnungen, wie z.B. das Bestenabzeichen der Kampfgruppen, vorliegend einstufig in Silber, gestiftet. Das Abzeichen, hier in der Ausführung ab 1966 bis 1974, zeigt eine nach rechts wehende Rote Fahne (Arbeiterfahne) vor zwei Lorbeerzweigen, deren Spitzen links und rechts hinter der Fahne hervorschauen. Unter der Fahne befindet sich ein Feld mit der eingeklebten Verleihungszahl "I".

Das Bestenabzeichen der Kampfgruppen wurde ab 1966 bis 1974 in einer Stufe mit einem Feld zum Einkleben der Nummern I bis V (gibt die Anzahl der Verleihungen an) und danach ab 1975 in den Stufen Gold, Silber und Bronze ohne Nummer verliehen. Ab 1984 erfolgte wieder die Einführung einer einstufigen Ausgabe ohne Nummer in Gold, jetzt aber mit dem Kampfgruppenemblem in der Fahne. Zusammen mit einer Urkunde erfolgte die Auszeichnung "für vorbildliche Leistungen in der politischen und militärischen Ausbildung" meist direkt auf dem Übungsplatz (vgl. alle Bestenabzeichen der Kampfgruppen). Die Organisation von "Bestenbewegungen" war ein Mittel der Staats- und Parteiführung der DDR, Betriebe, gesellschaftliche Organisationen, die "bewaffneten Organe" und eben auch die Angehörigen der Kampfgruppen zu mobilisieren und diese so zum "Sozialistischen Wettbewerb" zu ermuntern (vgl. auch die Bestenabzeichen der NVA, der Grenztruppen und der Zivilverteidigung).

Den wohl bedeutendsten Einsatz in Ihrer Geschichte hatten die Kampfgruppen bei den Absperrmaßnahmen in Berlin in der Zeit vom 13. bis 23. August 1961, als deren Angehörige demonstrativ in den ersten Reihen stehend, die Sektorengrenze sicherten. Diese von der Führung der SED initiierte politisch-propagandistische Aktion sollte zeigen, das die Kampfgruppen-Angehörigen als "Kollegen und Nachbarn" anscheinend im Interesse des Allgemeinwohls die "sozialistischen Errungenschaften" und den Frieden gegen den imperialistischen Klassenfeind schützten. Sowohl bei den Sicherungsmaßnahmen beim Bau der Berliner Mauer, wie auch später an der Staatsgrenze West zur Bundesrepublik Deutschland arbeiteten die Verbände der Kampfgruppen eng mit der Grenzpolizei und den anderen bewaffneten Einheiten zusammen (vgl. alle Objekte zu den Kampfgruppen der Arbeiterklasse und zur DDR-Grenze).

Der vorgesehene und unmissverständlich angekündigte bewaffnete Einsatz der Kampfgruppen im Herbst 1989 fand hingegen nicht statt. Nur vereinzelt und meist in Zivil gingen Kampfgruppenangehörige gegen Demonstranten vor. Auch am 9. Oktober 1989 blieb der befürchtete Einsatzbefehl für die bewaffneten Kräfte aus. Die Staatsmacht musste angesichts der unerwarteten und friedlich demonstrierenden Menschenmenge kapitulieren. Wie die Hauptabteilung VII/7 des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), zuständig für die Überwachung der Kampfgruppen vermerkte, kam es in den ersten Oktobertagen auch vermehrt zu Austritten aus den Kampfgruppen sowie zu Einsatzverweigerungen. Viele der Kampfgruppenangehörigen wollten nicht gewaltsam gegen Freunde und Kollegen vorgehen.


Sammlung: Orden, Abzeichen
Datierung: 1966-1974
Hersteller: unbekannt
Maße: Höhe: 24 mm; Breite: 57 mm
Material: Eisen
Farbe: Emaillierung: rot,
Abzeichen: silber
Verwendung: Auszeichnung








IMPRESSUM   |   DRUCKEN