Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 13332
Objekt: Vergrößerungsgerät


Dokumator-Rückvergrößerungsansatz (DRA) für das Dokumator-Aufnahme-Tischgerät DAT 16

Dieses Gerät wurde im Zuge der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) 1989/90 in der Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) gefunden. Es handelt sich hierbei um einen Dokumator-Rückvergrößerungsansatz (DRA). Dieser kann an Stelle einer Filmkassette auf ein - ebenfalls sichergestelltes - Dokumator-Aufnahme-Tischgerät DAT 16 aufgesetzt werden, so dass das Aufnahmegerät auch als Rückvergrößerungs- bzw. Lesegerät zu benutzten ist. Das DAT setzte die Abteilung M, die für die Kontrolle des Brief-, Paket- und Telegrammverkehrs zuständig war, ein um geöffnete Sendungen auf Mikrofilm aufzunehmen. Der DRA selber besteht aus zwei Teilen, dem Bedienteil und dem Filmlaufwerk. Auf den zwei Lagerzapfen werden die Abwickel- und die Aufwickelspule befestigt, der Film der von zwei Rollen niedergehalten wird läuft über die Bodenplatte. Das Objektiv, die elektronischen Kleinbauteile und die Beleuchtung in Form einer 50 W-Glühlampe (Lichtwurflampe T-F 4) befinden sich unter einer Abdeckung. An dieser sind an der Innenseite drei kleine Spiegel des Lichtführungssystems angebracht die mittel eines Schalters eingestellt werden können. Durch zwei Schalter oben am Bedienteil lassen sich die Laufgeschwindigkeit und die Beleuchtungsstärke regulieren, ein Schalter vorn dient dem Vor- und Rücklauf des Films. Die Inbetriebnahme des DRA erfolgt, indem das Kabel am Bedienteil an das Schaltgerät des DAT angeschlossen wird.

Jeden Brief verfilmte das MfS mit dem jeweiligen Datum. Die entstandenen Mikroverfilmungen wurden dann zusammen mit der Ablichtung des Antrages auf Ausstellung eines Personalausweises - die sich die Stasi von der Polizei "besorgte" - in speziell dafür hergestellte Aufbewahrungstaschen eingelegt. Die auf diese Weise gespeicherten Schriftproben verwendete die Stasi als Vergleichsmaterial für Fahndungen.

In Leipzig arbeitete die Abteilung M u.a. in der dritten Etage im Bahnpostamt (BPA) der Deutschen Post (unter dem Tarnnamen "Stelle 12") sowie im Hauptpostamt 18 (als "Postzollfahndung"). Legendiert durch Uniformen und Dienstausweise der Deutschen Post sollten die Angehörigen der Abteilung M den echten Postmitarbeitern nicht als Stasi-Mitarbeiter auffallen. Sie sortierten alle Sendungen aus, deren Adressen sich in der "Anschriftenfahndung" befanden oder anderweitig verdächtig erschienen. In großen Kuriertaschen wurden die Briefe in die Bezirksverwaltung transportiert und mit speziellen Geräten "aufgedampft", häufig kopiert und dann wieder verschlossen. Für intensivere Untersuchungen, z.B. für die Suche nach Geheimbotschaften, betrieb die Abteilung M der BVfS Leipzig seit 1986 auch einen eigenen Labor- und Untersuchungskomplex in der "Runden Ecke". Nicht wenige Briefe wurden daraufhin gleich einbehalten. Pakete wurden z.T. mit Sonden untersucht, um ihren Inhalt identifizieren zu können. Auch sämtliche Telegramme wurden durch die Abt. M kontrolliert. Die Dienste der Abteilung M nahmen alle Diensteinheiten in Anspruch. Bei Beobachtungen konnte die Linie VIII auch "Sonderbriefkastenleerungen" beantragen.


Sammlung: Film und Fotografie
Datierung: 1970er/80er Jahre
Hersteller: VEB Carl Zeiss Jena
Maße: Bedienteil: Breite: 8 cm; Tiefe: 18 cm; Höhe: 8 cm;
Gerät: Breite: 30 cm; Tiefe: 12 cm; Höhe: 15,5 cm; Gewicht: 4 kg
Material: Metall, Blech, Kunststoff
Farbe: Gehäuse: grau,
Schalter: schwarz,
Filmspule: schwarz,
Kabel: hellgrau
Verwendung: Mikroverfilmung von Briefen, Mikroverfilmung von planen Vorlagen und Büchern, Aufspulen von Filmen










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