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Inventar-Nr: 14344
Objekt: Karte


Glückwunschkarte der Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit zum Internationalen Frauentag 1976

Diese Glückwunschkarte (Klappkarte) erhielten vermutlich die Mitarbeiterinnen der Juristischen Hochschule (JHS) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) - die sich seit Mitte der 1970er Jahre offiziell "Hochschule des MfS" nannte - anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März 1976. Auf der ersten Seite sind in weinrotem Aufdruck der Anlass "ZUM INTERNATIONALEN FRAUENTAG / 1976" und der Gradulant "Hochschule des Ministeriums für Staatssicherheit" angegeben. Auf der zweiten Seite ist ein Zitat des damaligen Generalleutnants und 1. Stellvertreters des Ministers für Staatssicherheit Bruno Beater (1914-1982) abgedruckt, das aus einer Rede stammt die er auf der Delegiertenkonferenz der Grundorganisation (GO) der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) der Hochschule des MfS im Februar 1976 gehalten hat. Beater, der seit 1973 auch Mitglied des Zentralkomitees der SED war und schon 1964 den Titel eines Diplom-Juristen an der JHS Potsdam-Eiche verliehen bekam, wurde noch zwei Jahre vor seinem Tod in den Rang eines Generaloberst befördert. Besonderes "Glanzstück" der Karte ist der Briefmarkenblock "Dr. Richard Sorge", welcher auf die rechte Innenseite aufgeklebt und mit einer transparenten Schutzfolie abgedeckt ist. Der Block zu Ehren Dr. Richard Sorges wurde am 3. Februar 1976 vom Ministerium für Post- und Fernmeldewesen der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) herausgegeben. Der deutsche Journalist Richard Sorge, der im Zweiten Weltkrieg als Agent für den Sowjetischen Geheimdienst in Japan wirkte, dort eine Kundschaftergruppe mit dem Decknamen "Ramsay" aufbaute und 1964 posthum den Titel "Held der Sowjetunion" verliehen bekam, wurde innerhalb des MfS als großes Vorbild verehrt.

Im MfS waren Frauen äußerst unterrepräsentiert, so gab es 1989 gerade einmal 14.259 Frauen, was einem Anteil von 15,7 % entsprach. Diese Mitarbeiterinnen waren vorwiegend als Schreibkräfte und Sekretärinnen eingesetzt, in den Diensteinheiten wiesen die Abteilung M (Postkontrolle) und der Medizinische Dienst den höchsten Frauenanteil auf. Alle hauptamtlichen Mitarbeiterinnen besaßen einen Dienstgrad, allerdings rückte keine Frau jemals in den Rang eines Generals und somit in die Führungs- und Leitungsriege des MfS auf. Die höchsten Dienstränge die Frauen erreichten waren Oberst und Oberstleutnant.

An der JHS war die Anzahl der Absolventen des Hochschulstudiums und der Promovierten, gemessen am gesamten Mitarbeiterbestand des MfS, sehr gering. Hier galt eine Promotion bei den höheren Offizieren aufgrund des "elitären" Charakters als besondere Auszeichnung. Daneben besuchten die Offiziere des MfS auch zivile Universitäten und Hochschulen. Im Jahr 1978 wurde an der JHS auch das Zentrale Traditionskabinett des MfS (später in Zentrale Traditionsstätte umbenannt) eröffnet. Seine Aufgaben bestanden u.a. in der Wahrung und Pflege der "Traditionen des MfS im engsten Zusammenhang mit den Traditionen des revolutionären Kampfes, die Vermittlung von Lehren und Erfahrungen aus den entscheidenden Schlägen des MfS unter Führung der SED gegen den Imperialismus" und in der Darstellung der "tschekistischen Traditionen des MfS". Eine Auslagerung der Zentralen Traditionsstätte nach Berlin-Mitte erfolgte 1989 wo man sie der Zentralen Auswertungs- und Informationsgruppe (ZAIG) unterstellte.


Sammlung: Druckgut
Datierung: 08.03.1976, 03.02.1976
Hersteller: unbekannt
Maße: Karte: Breite: 14,8 cm; Höhe: 10,5 cm;
Block: Breite: 8,1 cm; Höhe: 6,4 cm
Material: Papier, Kunststoff
Farbe: Karte: weiß,
Aufdruck: weinrot, grau,
Marke: graugrün, violettschwarz,
Block: weinrot, goldgelb
Verwendung: Beglückwünschung, Propaganda, Geschenk










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