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Inventar-Nr: 16845
Objekt: Transparent


Transparent "Weg mit den Parteiprivilegien"

Das weiße Stofftransparent mit der schwarz gemalten dreizeiligen Aufschrift "Weg mit den Parteiprivilegien" stammt von einer Leipziger Montagsdemonstration während der Friedlichen Revolution 1989/90. Angefertigt wurde es vermutlich zwischen Dezember 1989 und Januar 1990, als auf den Montagsdemonstrationen neben der Deutschen Frage vor allem die endgültige Entmachtung der SED ein bestimmendes Thema war. Vielfach waren es die im Zuge der "Wende" bekannt gewordenen Privilegien der obersten SED-Funktionäre gegen die sich der Protest der Bevölkerung richtete. So erfuhr die Öffentlichkeit u.a. von den Sonderverkaufsstellen für Westartikel in der vom Wachregiment "Feliks Dzierzynski" des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) bewachten Politbürosiedlung Wandlitz oder von den Jagdobjekten und Sonderjagdrechten für SED-Bezirkssekretäre und MfS. Gerade auf dem Hintergrund der Mangelwirtschaft in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) machten auch die belegten Materialsonderlieferungen und Sonderkredite für Hausbauten für hohe Staatsfunktionäre und ihre Kinder die Bürger besonders wütend.

Nach den Friedensgebeten in vier Leipziger Kirchen versammelten sich zur ersten Montagsdemonstration des Jahres 1990 am 8. Januar über 100.000 Demonstranten im Zentrum der Stadt. Als Forderungen wurden die Absetzung führender SED-Genossen, das Ende des Sozialismus und die Deutsche Einheit laut. In der darauf folgenden Woche, am 15. Januar, nahmen ebenfalls 100.000 Demonstranten an der traditionellen Montagsdemonstration teil, die von Parteien nun auch für den beginnenden Wahlkampf genutzt wurde. Deutschlandfahnen beherrschten nun den Demonstrationszug. Aufgrund eines Beschlusses des "Runden Tisches" fanden vor den Demonstrationen keine Kundgebungen statt. Damit sollte der Einfluss der Parteien zurückgedrängt werden. Bereits am 2. Januar 1990 war das Gebäude der SED-Stadtleitung in der Bernhard-Göring-Straße 152 vom Rat der Stadt oppositionellen Parteien und Gruppierungen zur Nutzung übergeben wurden. Damit wurde eine Forderung der Opposition für die Teilnahme am Runden Tisch erfüllt. Am 22. Januar 1990 traten über 100.000 Demonstranten für die schnelle Vereinigung Deutschlands sowie die endgültige Entmachtung der SED-PDS ein. Erstmals fand in diesem Jahr auch wieder eine Kundgebung vor der Montagsdemonstration statt. Redner, welche auf mögliche Begleiterscheinungen einer schnellen Vereinigung wie Arbeitslosigkeit, Sozialabbau ansprachen, wurden niedergebrüllt. Auch etwa 200 Angehörige der Antifa-Gruppe Leipzig, welche mit DDR-Fahnen auf sich aufmerksam gemacht hatten, erregten das Missfallen der Demonstranten und wurden massiv beschimpft. Über 1.000 Volkspolizisten aller Dienstzweige demonstrierten am 24. Januar 1990 in Leipzig für eine Sicherheitspartnerschaft mit allen demokratischen Kräften. Am 29. Januar 1990 formierten sich erneut rund 100.000 Teilnehmer zur Montagsdemonstration. Vor allem die Ankündigung, am 18. März 1990 Volkskammerwahlen durchzuführen, wurde begrüßt. Einige Parteien präsentierten sich und ihre Wahlprogramme. Die Redner der Kundgebung auf dem Karl-Marx-Platz (heute Augustusplatz) sprachen sich gegen Radikalismus von Rechts und Links aus.


Sammlung: Transparente
Datierung: 12.1989-03.1990
Hersteller: unbekannt
Maße: Länge: 90 cm; Breite: 115 cm
Material: Baumwolle
Farbe: Aufschrift: schwarz,
Tuch: weiß
Verwendung: Protest und Demonstrationen








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