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Inventar-Nr: 17101
Objekt: Schablone


Geha Standard Schablonen 980 neutracell mit Korrekturdurchschriften einiger Seiten des Info-Heftes "Die Pleiße"

Der größtenteils eingerissene Originalkarton für die sogenannten Dauerschablonen der Marke Geha, auch als Wachsschablonen bekannt, enthält noch eine unbenutzte Schablone und elf Seiten mit Korrekturdurchschriften aus dem Info-Heft "Die Pleiße". Das Heft, das als Sonderausgabe der von der Arbeitsgruppe Umweltschutz beim Jugendpfarramt Leipzig herausgegebenen "Streiflichter" erschien, wurde anlässlich der Umwelt-Protestaktion "Eine Hoffnung lernt gehen - Pleißepilgerweg 1989" vom Christlichen Arbeitskreis Weltumwelttag (AKW) veröffentlicht. Vervielfältigt wurde das Heft auf einem Vervielfältigungsgerät im Jugendpfarramt. Die für den Druck benötigten Materialien (Schablonen und Druckfarbe) mussten über Freunde und Verwandte des Arbeitskreises heimlich aus dem Westen besorgt werden. Auch die Beschaffung des Papiers war in der Mangelwirtschaft der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) ein Problem.

In der DDR waren Vervielfältigungsgeräte äußerst selten, der private und unkontrollierte Besitz einer solchen Maschine daher fast unmöglich und verboten. Jegliches Drucken, selbst von persönlichem Briefpapier, war in der DDR nur mit einer staatlichen Druckgenehmigung erlaubt. Neben der staatlichen Verwaltung und einigen Betrieben durften lediglich kirchliche Einrichtungen für den "innerkirchlichen Dienstgebrauch" eigene "Druckmaschinen" besitzen. Zum Teil stellten sie diese den Bürgerrechtlern für ihre Arbeit zur Verfügung. Zahlreiche Schriften der oppositionellen Untergrundliteratur - der Samisdat - entstanden daher unter dem Dach der Kirche. Es existierten daneben aber auch einige wenige nicht registrierte, also illegale Geräte, auf denen u.a. auch Flugblätter, Aufrufe und Handzettel kopiert wurden. Weiterhin war man aber auch auf Schreibmaschinen-Durchschläge, Fotoabzüge oder Siebdruck angewiesen. Das notwendige Material (Druckfarbe sowie Schablonen und Matrizen) musste überwiegend aus dem "Westen" organisiert werden, auch an ausreichend Druckpapier war kaum heran zu kommen. Für die Druckvorlagen wurden die Texte mit Schreibmaschine oder von Hand auf die Schablonen und Matrizen geschrieben. Die Vervielfältigungsgeräte waren meist mit einer Handkurbel zu bedienen, modernere Geräte verfügten über einen Elektroantrieb.

Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) beobachtete und verfolgte intensiv die Herstellung und Verbreitung der im Selbstverlag und an der staatlichen Zensur vorbei erschienenen Schriften (vgl. Linie XX). Durch massiven Druck auf die Kirche und durch eingeschleuste Inoffizielle Mitarbeiter (IM) in den Oppositionsgruppen versuchte sie das Erscheinen von unliebsamen Publikationen zu verhindern oder aber den Inhalt weitestgehend politisch zu "entschärfen". Brachte dies keinen Erfolg wurden auch Ordnungsstrafverfahren oder "Zersetzungsmaßnahmen" gegen Redaktionsmitarbeiter eingeleitet. Oft, so z.B. im Fall der Durchsuchung der Umwelt-Bibliothek im November 1987 durch die Staatssicherheit, kam es auch zu Verhaftungen und zur Beschlagnahmung der Druckmaschinen und Druckmaterialien. Gleiches geschah auch, wenn die Stasi der Hersteller und Verteiler illegaler Flugblätter habhaft wurde.


Sammlung: Technisches Gerät
Datierung: 1980er Jahre, 06.1989
Hersteller: Christlicher Arbeitskreis Weltumwelttag Leipzig, Geha-Werke GmbH
Maße: Blatt: Breite: 23 cm;
Schablone: Länge: 45,7 cm; Breite: 23 cm;
Schachtel: Höhe: 2 cm; Länge: 47 cm; Breite: 24,5 cm;
Blatt: Länge: 38,9 cm
Material: Schablone: Papier,
Schachtel: Pappe,
Schablone: Wachs,
Blatt: Papier
Farbe: Durchschlagpapier: schwarz,
Aufdruck: rot,
Schablone: weiß,
Aufdruck: rot, schwarz,
Schachtel: hellgrau,
Blatt: weiß,
Aufschrift: schwarz
Verwendung: Vervielfältigen von Schriftstücken und Flugblättern








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