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Inventar-Nr: 17473
Objekt: Handzettel


Wahlflugblatt des Kandidaten Dr. med. Josef Kesting von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands für die Kommunalwahlen 1990 in Leipzig

Das Flugblatt der SPD wurde vor den ersten freien und geheimen Kommunalwahlen in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) am 6. Mai 1990 in Leipzig verteilt. Für dessen Herstellung verwendete man einen bereits in größerer Stückzahl vom SPD-Vorstand in Berlin herausgegebenen farbigen Blanko-Vordruck, auf den später der (schwarze) Text gedruckt wurde. Das Flugblatt informierte die Bürger über eine Veranstaltung der Leipziger SPD die am 3. Mai, also kurz vor der Wahl, stattfinden sollte und auf der ihr Kandidat Dr. med. Josef Kesting das kommunale Gesundheits- und Sozialprogramm der Partei vorstellen wollte (vgl. dazu auch das Wahlprogramm der Leipziger SPD). Kesting, der noch im Januar 1990 für den Demokratischen Aufbruch am Runden Tisch der Stadt Leipzig (RTSL) saß, kandidierte im Wahlkreis 1 (Stadtbezirk Leipzig-Mitte). Entgegen dem allgemeinen Trend in der DDR gewann die SPD in Leipzig die Kommunalwahl mit 35,13% und errang 45 Sitze in der Stadtverordnetenversammlung.

Nach der Volkskammerwahl in der DDR am 18. März 1990 waren die oberste Volksvertretung und die Regierung der DDR hinreichend demokratisch legitimiert. Auf regionaler und kommunaler Ebene stand der Übergang zu demokratischen Strukturen, die den Bevölkerungswillen repräsentierten, noch aus. In vielen Orten der DDR hatten sich die aus der Friedlichen Revolution hervorgegangenen "Runden Tische" umfangreiche Mitspracherechte gesichert oder sogar wie in Leipzig legislative Funktionen erfüllt und damit direkt Macht ausgeübt. Nun sollten nur demokratisch gewählte Kommunalvertreter diese übernehmen. Die ein Jahr nach den gefälschten Kommunalwahlen abgehaltenen Wahlen am 6. Mai 1990 bestätigten DDR-weit weitestgehend die Ergebnisse der Volkskammerwahl. Mit etwa 80% war die Wahlbeteiligung auch wieder außerordentlich hoch (in Leipzig 70,33%). In Leipzig stellten sich dem Votum der Bürger 21 Parteien, politische Organisationen, Bürgerbewegungen und Listenvereinigungen sowie sechs Einzelkandidaten. Überraschend gewann in Leipzig der Kandidat der SPD die Abstimmung. Nach der Niederlage bei der Volkskammerwahl war die Leipziger SPD auf der Suche nach einem Hoffnungsträger. Hilfe kam aus der westdeutschen Partnerstadt Hannover. Deren langjähriger Oberstadtdirektor Dr. Hinrich Lehmann-Grube war, um kandidieren zu können, sogar kurzfristig DDR-Bürger geworden. Am 30. Mai 1990 konstituierte sich die neue Stadtverordnetenversammlung von Leipzig, Superintendent Friedrich Magirius wurde zum Stadtpräsidenten gewählt. Auf der zweiten Tagung der Stadtverordneten am 6. Juni 1990 wählte man Dr. Hinrich Lehmann-Grube mit 76% der abgegebenen Stimmen zum neuen Oberbürgermeister (vgl. unterschiedliche Wahlwerbung).


Sammlung: Plakatsammlung
Datierung: 03.05.1990, 06.05.1990
Hersteller: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Vorstand
Maße: Breite: 21 cm; Länge: 29,7 cm
Material: Papier
Farbe: Blatt: weiß,
Aufdruck: schwarz, rot, gelb
Verwendung: Information, Wahlwerbung








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