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Inventar-Nr: 17508
Objekt: Ausweis


Personalausweis für Bürger der Deutschen Demokratischen Republik mit Passkontrollstempel der Straßengrenzübergangsstelle Wartha (letzte Ausbürgerungsaktion der DDR)

Der (ungültig gemachte) Personalausweis für Bürger der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) besitzt 12 Seiten in einem blauen Einband aus dünnem kunststoffbeschichteten Karton und hat einen transparenten Schutzumschlag. Auf den Deckel ist in dunkelblauer Farbe das Staatswappen der DDR und der Schriftzug "DEUTSCHE DEMOKRATISCHE / REPUBLIK" gedruckt. Neben den persönlichen Daten (Name, Geburtdatum, Geburtsort, Familienstand und Wohnanschrift) und einem Lichtbild enthält der Ausweis auch eine Personenkennzahl (PKZ). Das MdI-Dienstsiegel stammt von der ausstellenden Behörde, in diesem Fall der Abteilung Pass- und Meldewesen des Volkspolizei-Kreisamtes (VPKA) Leipzig. Das besondere an diesem Personalausweis ist der Passkontrollstempel der Grenzübergangsstelle "Wartha" vom 10. November 1989 über dem Lichtbild, der den Ausweis ungültig machen sollte. Dies war der letzte Versuch einer großen Ausbürgerungsaktion des Ministeriums für Staatssicherheit (vgl. auch einen DDR-Reisepass, einige Blanko-Dienstausweise des MfS und Ausweise des Bürgerkomitee Leipzig).

Am Abend des 9. November 1989 erwähnte Günter Schabowski, 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin, eher beiläufig auf der Pressekonferenz des Zentralkomitees (ZK) der SED eine Entscheidung zur Neuregelung der Ausreise. Danach sollten Reisen ohne Vorliegen von Voraussetzungen in die Bundesrepublik Deutschland (BRD) oder Berlin (West) möglich sein. Auf die Nachfrage "Wann tritt das in Kraft?" antwortete er: "Das tritt nach meiner Kenntnis ... ist das sofort, unverzüglich." Diese Ankündigung war die Topmeldung der Nachrichtensendungen. Wegen der Fehlinformation, dass die Regelung sofort in Kraft trete, setzte ein Ansturm auf die Grenzübergänge ein. Vor diesem kapitulierten die Passkontrolleure der Staatssicherheit. Gegen 21.30 Uhr überschritten die ersten DDR-Bürger an der Bornholmer Straße in Berlin die Grenze. Die Grenzposten ließen kurz nach Öffnung der Grenzübergänge aber nur DDR-Bürger mit Ausweisen passieren. Sie erhielten einen Stempel über das Lichtbild im Personalausweis, damit wurde der Ausweis entwertet - die Reisewilligen wurden unwissentlich ausgebürgert. Den Bürgern sollte damit die Möglichkeit zur Rückkehr genommen werden, ohne dass diese es wussten. Der Ansturm an den Grenzübergangsstellen (GÜST) war letztlich aber so groß, dass am Ende auf jede Kontrolle verzichtet werden musste. Noch in der Nacht wurden die Tore der Berliner Mauer vollständig geöffnet. Sofort machten sich auch zehntausende Leipziger auf den Weg. Eine der zentralen Forderungen der Montagsdemonstrationen hatte sich erfüllt.


Sammlung: Ausweise und Berechtigungsscheine
Datierung: 15.07.1987-27.03.1995
Hersteller: unbekannt
Maße: Breite: 7,8 cm; Länge: 10,8 cm
Material: Kunststoff, Papier
Farbe: Einband: blau,
Aufdruck: dunkelblau,
Blatt: blaugrün,
Aufdruck: dunkelgrau,
Foto: schwarz-weiß,
Stempel: violett, grün,
Einsteckhülle: transparent
Verwendung: Berechtigung und Ausweisung









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