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Inventar-Nr: 17514
Objekt: Fotografie


Fotokopie des Artikels "Stalin und der Krieg" aus dem Sputnik vom Oktober 1988 (Fotoabzug)

Fototechnisch erstellte Kopie des Sputnik-Artikels "Stalin und der Krieg" aus der Oktoberausgabe von 1988 (22 schwarz-weiß Abzüge). Nach dem Verbot der sowjetischen Zeitschrift "Sputnik" in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) im November 1988, stieg das Interesse an den "brisanten" Artikeln enorm. Die Beiträge kursierten vielfach abgetippt und kopiert, abfotografiert oder von Hand abgeschrieben in der Bevölkerung.

Die dem amerikanischen "Reader´s Digest" ähnliche sowjetische Monatszeitschrift "Sputnik" war für das Ausland bestimmt und bereits vor Beginn von "Perestroika" und "Glasnost" in der DDR sehr populär. Die Beliebtheit des Heftes steigerte sich jedoch ungemein, seit mit Beginn des von Michail Gorbatschow eingeleiteten Reformkurses in Moskau in dem Heft auch von den Veränderungen in der Sowjetunion berichtet wurde. Die Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) lehnte den neuen Kurs aber ab. Je weiter sie auf Distanz zur Politik Gorbatschows ging, desto populärer wurde diese in der Bevölkerung, hatte es doch immer geheißen: "Von der Sowjetunion lernen heißt siegen lernen." Der Riss im sozialistischen "Bruderbund" zeigte sich endgültig, als der Sputnik von der Postzeitungsliste (PZL) gestrichen und somit faktisch verboten wurde. Fast gleichzeitig traf auch fünf sowjetische Filme ein Aufführungsverbot. Auslöser für das Verbot des Sputnik war die Oktoberausgabe von 1988, in der u.a. über den Beginn des 2. Weltkrieges, über das Geheime Zusatzprotokoll des Hitler-Stalin-Paktes und über die Verbrechen Stalins berichtet wurde. Die SED begründete die Streichung des Sputnik von der PZL in ihrem Zentralorgan "Neues Deutschland" (ND) damit, dass die Zeitschrift in ihren Artikeln keinen Beitrag zur Festigung der deutsch-sowjetischen Freundschaft leiste und stattdessen verzerrende Beiträge zur Geschichte bringen würde. Das Sputnik-Verbot sorgte nicht nur in weiten Teilen der Bevölkerung für große Empörung, auch innerhalb der SED gab es Proteste. Zahlreiche Bürger richteten Eingaben an die Behörden und verlangten die Wiederzulassung.

In der DDR war es fast unmöglich die strikte Gleichschaltung der Öffentlichkeit zu durchbrechen, lag das Machtmonopol über die Medien doch bei der SED-Führung. Dennoch formierte sich eine Gegenöffentlichkeit. So gaben beispielsweise oppositionelle Gruppen im Selbstverlag (Samisdat) nicht genehmigte Zeitschriften und illegale Schriften heraus. Vervielfältigt wurden die inoffiziellen Materialien teilweise per Hand, meist aber durch Vervielfältigungsgeräte, per Schreibmaschine oder aber auch per Fotokopie oder Siebdruck.


Sammlung: Sonstiges
Datierung: 10.1988-10.1989
Hersteller: unbekannt
Maße: Breite: 12,9 cm; Länge: 18 cm
Material: Fotopapier
Farbe: schwarz-weiß
Verwendung: Information, Protest und Demonstrationen










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