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Inventar-Nr: 17627
Objekt: Handzettel


Flugblatt für die Demokratie des Demokratischen Aufbruch

Das vorliegende "Flugblatt für die Demokratie" stammt von der DDR-weiten Bürgerbewegung Demokratischer Aufbruch (DA). In größerer Stückzahl wurde der Text auf einem "Spritumdrucker" vervielfältigt (hektografiert) und Ende Oktober 1989 in Umlauf gebracht (vgl. weitere hektografierte Schriften). In dem "Flugblatt stellt sich der DA, der als Sammlungsbewegung begann, als "ein Teil der politischen Opposition in der DDR" vor, der "für eine sozialistische Gesellschaftsordnung auf demokratischer Basis" eintreten wollte, also zunächst die Reformierung und Demokratisierung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) anstrebte. Bereits im August 1989 traf sich in Dresden eine Vorbereitungsgruppe und verabredete die Bildung einer politischen Mitgliedervereinigung ohne Parteienstatus. Hier wurde auch der Name "Demokratischer Aufbruch - sozial & ökologisch" beschlossen. Der Versuch den DA am 1. Oktober 1989 offiziell zu gründen wurde durch den massiven Einsatz des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) und der Volkspolizei noch verhindert, am 29. und 30. Oktober 1989 in Berlin aber erfolgreich fortgesetzt. Neben der Verabschiedung der "Vorläufigen Grundsatzerklärung" und des Statutes wurde auf dieser konstituierenden Versammlung bereits die Umwandlung des DA in eine Partei bis spätestens 1. Mai 1990 beschlossen. Diese erfolgte dann bereits am 16./17. Dezember 1989 in Leipzig, der Stadt der Friedlichen Revolution. Mit der Verabschiedung des Programms auf dem Gründungsparteitag vollzog der DA auch den programmatischen Wandel zu sozialer Marktwirtschaft und deutscher Einheit. Zur ersten freien Volkskammerwahl schloss sich der DA aus pragmatischen Gründen dann im Februar 1990 dem Wahlbündnis "Allianz für Deutschland" an.

In der DDR hatte sich im Umfeld der Evangelischen Kirche seit der zweiten Hälfte der 1980er Jahre eine aktive oppositionelle Szene entwickelt. Der Staatssicherheit waren annähernd 160 aktive "personelle Zusammenschlüsse innerer feindlicher, oppositioneller und anderer negativer Kräfte" bekannt. Das Gesamtpotential der aktiven Opposition schätzte sie auf 2.500 Personen. Etwa 60 Personen wurden als besonders gefährliche Führungspersönlichkeiten der oppositionellen Bewegung eingestuft. Im Bezirk Leipzig registrierte die Stasi 18 dieser als "feindlich-negativ" betrachteten "Personenzusammenschlüsse", unter denen sich u.a. die Arbeitsgruppe Umweltschutz beim Jugendpfarramt Leipzig, das Christliche Umweltseminar Rötha und die Initiativgruppe Leben (IGL) befanden. Im Frühsommer 1989 informierte die Staatssicherheit die SED-Spitze über die bestehenden Oppositionsgruppen und die in der DDR kursierenden Samisdatschriften, wie die in Leipzig herausgegebenen "Streiflichter". Das MfS unterstellte den oppositionell tätigen Gruppen, vom Westen gesteuert zu sein und die DDR mit erfundenen Problemen anzugreifen. Erich Honecker beauftragte Erich Mielke, über die Leiter der Bezirksverwaltungen und Kreisdienststellen des MfS die jeweiligen 1. SED-Sekretäre in Kenntnis zu setzen und Zersetzungsmaßnahmen einzuleiten. Zu diesem Zeitpunkt war die Zusammenstellung aber bereits überholt. Die Unzufriedenheit der Bevölkerung war rasant angestiegen und das oppositionelle Potential rapide gewachsen. Zahlreiche neue DDR-weite Sammlungsbewegungen und Bürgerrechtsinitiativen traten im Sommer und Herbst des Jahres 1989 innerhalb kurzer Zeit mit Aufrufen an die Öffentlichkeit.


Sammlung: Plakatsammlung
Datierung: 10.1989
Hersteller: Demokratischer Aufbruch
Maße: Breite: 20,9 cm; Länge: 29,7 cm
Material: Papier
Farbe: Blatt: weiß,
Aufdruck: violett
Verwendung: Information, Protest und Demonstrationen








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