Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 17664
Objekt: Transparent


Transparent "FREIHEIT [...] Sofortige Freilassung aller Inhaftierten" (Nachfertigung als Filmrequisit)

Das hellgraue Papptransparent (Schrifttafel) mit der rot und schwarz gemalten mehrzeiligen Aufschrift " FREIHEIT [...] Sofortige Freilassung aller Inhaftierten" ist eine Anfertigung aus dem Jahr 2008. Hergestellt hat man es als Requisit für Filmaufnahmen zur Dokumentation "Das Wunder von Leipzig - Wie die Mauer wirklich fiel", die im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) und ARTE produziert wurde (vgl. dazu Einzelheiten zur Dokumentation). Vorlage war eine Schrifttafel aus der Zeit der Friedlichen Revolution. Sie hing am 3. Oktober 1989 im Fenster der Nikolaikirche und auf ihr wurde die Freilassung der Inhaftierten vom 11. und 18. September 1989 gefordert. Sie waren nach den Friedensgebeten auf dem Nikolaikirchhof festgenommen wurden. Aus Protest gegen die Verhaftungen waren die Kirchenfenster danach ständig mit Kerzen und Blumen geschmückt. Die Nachfertigung ist dem Original in der Gestaltung und der Aufschrift recht frei nachempfunden. So lautet der elfzeilige Text auf dem Original beispielsweise "IN DEN ZEITUNGEN DIESES LANDES STEHT: 'Hier herrscht FREIHEIT' DAS IST IMMER IRRTUM ODER LÜGE: FREIHEIT HERRSCHT NICHT" und die Liste der Inhaftierten umfasst 16 Namen und nicht nur 8 wie auf der Nachfertigung (vgl. alle Requisiten dieser Dokumentation).

Während die Staatsmacht am Messemontag, dem 4. September 1989 noch zurückhaltend reagieren musste, gingen die Sicherheitskräfte gegen die etwa eintausend Friedensgebetbesucher am 11. September 1989 massiv vor. Unter Gewalteinsatz wurden 89 Personen festgenommen. 22 von Ihnen erhielten empfindliche Geldstrafen zwischen 1.000 und 5.000 (Ost-)Mark, gegen 19 wurde Haftbefehl erlassen. Sie kamen erst nach dem 13. Oktober 1989 wieder frei. Die Verhaftungen lösten DDR-weit Solidaritätsaktionen aus. Auch in Leipziger Kirchen fanden täglich Fürbittandachten statt. Ein Koordinierungskreis informierte über die Verhaftungen und die aktuelle Entwicklung. So wuchs in der Bevölkerung zunehmend die Solidarität mit den Protestierenden in Leipzig. Dies motivierte in der Folgezeit auch Menschen in anderen Orten zu eigenen Aktionen. Das massive Vorgehen gegen die Friedensgebetbesucher bewirkte das Gegenteil dessen, was sich die Staatsmacht erhofft hatte. In der nächsten Woche, am 18. September, kamen bereits mehr als 1.500 Menschen in die Nikolaikirche. Erneut ging die Polizei nach dem Friedensgebet gegen die auf dem Nikolaikirchhof Wartenden vor. Sie verhaftete unter Gewalteinsatz 31 Personen, 8 von ihnen wurden per Strafbefehl zu Haftstrafen von bis zu 6 Monaten verurteilt. Staat und Kirchenvertreter beschuldigten sich anschließend gegenseitig, die Eskalation herbeigeführt zu haben. Die Situation, nicht nur in Leipzig, spitzte sich weiter zu. Erich Honecker, seit Monaten erkrankt, wies die 1. Sekretäre der SED-Bezirksleitungen an, die "feindlichen Aktionen im Keim" zu ersticken. Zum ersten Mal bezeichnete er die Oppositionsbewegung als konterrevolutionär.


Sammlung: Transparente
Datierung: 03.10.1989, 2008
Hersteller: Lüpert, Broadview-TV GmbH
Maße: Breite: 59 cm; Länge: 49,5 cm
Material: Schild: Pappe,
Draht: Metall
Farbe: Schild: hellgrau,
Aufschrift: rot, schwarz,
Draht: silber
Verwendung: Protest und Demonstrationen, Filmaufnahme








IMPRESSUM   |   DRUCKEN