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Inventar-Nr: 17770
Objekt: Handzettel


Flugblatt der Republikaner "Sozialismus ist Beschißmus"

Nach dem Fall der Mauer am 9. November 1989 versuchten rechtsradikale westdeutsche Parteien, vor allem die Republikaner, in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) auf Stimmenfang zu gehen und Einfluss auf die seit den 1980er Jahren bestehende DDR-Rechte zu nehmen. Obwohl die Republikaner (REP) in der DDR nicht zugelassen waren, verteilten sie seit Anfang 1990 verstärkt ihr Propagandamaterial auf den Montagsdemonstrationen in Leipzig. Auf Flugblättern wie dem vorliegenden wurden vor allem der Antikommunismus und die Beseitigung des Sozialismus propagiert. Im Zuge der Wiedervereinigungseuphorie versuchten sie mit einer massiven Propagandaoffensive unter dem Motto "Wiedervereinigung - Jetzt" in der DDR Fuß zu fassen - teilweise mit Erfolg. Die landesweit neu gegründeten ostdeutschen Ortsvereine erhielten dabei tatkräftige Unterstützung durch die westdeutschen Republikaner. Nach einem Beschluss der Volkskammer der DDR wurden die Republikaner Anfang Februar 1990 wegen neofaschistischer Aktivitäten verboten, sie durften keine öffentlichen Veranstaltungen mehr durchführen und jegliche Propaganda für die Rechtspartei wurde untersagt. Dessen ungeachtet beantragten die Republikaner ihre Zulassung für die Volkskammerwahl am 18. März 1990 und brachten ihre Parolen weiter unter das Volk. Nahezu ungehindert durch die Volkspolizei konnten die Republikaner am Rande der Montagsdemonstrationen ganze Kofferraumladungen mit Plakaten, Flugblättern und Aufklebern, die von der Münchner Parteizentrale herausgegeben wurden, verteilen. Viele Montagsdemonstranten wollten aber nicht zulassen, dass ihre Protestzüge von Rechtsradikalen missbraucht werden - die massive Ablehnung reichte bis zum Verbrennen des ungelesenen Propagandamaterials.

Obwohl in der DDR Rechtsradikalismus und Neofaschismus offiziell nicht existierten verbreiteten sich seit Anfang der 1980er Jahre verstärkt rechtsextreme Ideen unter Jugendlichen. Die Ursachen dafür lagen hauptsächlich im autoritären und totalitären System der DDR. Die SED versuchte solche rechtsgerichteten Tendenzen zu ignorieren, zu vertuschen und zu verharmlosen oder auf den ideologischen Einfluss des Westens zurückzuführen. Während der "Wende" gewannen die radikalen Rechten zunehmend an Zuspruch.


Sammlung: Plakatsammlung
Datierung: ab 01.1990
Hersteller: Die Republikaner
Maße: Breite: 21 cm; Länge: 29,7 cm
Material: Papier
Farbe: Blatt: weiß,
Aufdruck: rot, blau
Verwendung: Information, Werbung









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