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Inventar-Nr: 17854
Objekt: Transparent


Transparent "Dresden grüßt die Heldenstadt Leipzig!"

Das Transparent bzw. Schild, bestehend aus einer weiß gestrichenen Hartfaserplatte mit der rot gemalten zweizeiligen Aufschrift "Dresden grüßt die Heldenstadt Leipzig!", stammt aus Dresden und wurde dort während der Friedlichen Revolution auf einer Demonstration im November 1989 getragen. Das Schild ist beidseitig identisch beschriftet, oben mit sechs angebundenen (vertrockneten) Hortensienblüten geschmückt und mit Schrauben an einem Besenstiel befestigt. Nach einer Übereinkunft der "Gruppe der 20" (am 8. Oktober 1989 aus einer Demonstration heraus entstandene Gruppe von Bürgern) und dem Oberbürgermeister fand am Montag, den 6. November 1989, in Dresden die erste genehmigte Demonstration statt, die mit einer Kundgebung auf dem Fucikplatz endete.

Die Bezeichnung "Heldenstadt" für Leipzig wurde vor allem auf Anregung des Schriftstellers Christoph Hein aufgegriffen. Dieser hielt am 4. November 1989 auf der Abschlussveranstaltung nach der bis dahin größten Massendemonstration in der Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) auf dem Ost-Berliner Alexanderplatz eine Rede, in der er vorschlug, Leipzig zur Heldenstadt zu ernennen. Die Großdemonstration an der mehr als eine halbe Million Menschen teilgenommen hatten, war von Künstlern initiiert, offiziell beantragt und genehmigt worden. Auch das DDR-Fernsehen berichtete live. Neben Hein sprachen auf der Abschlussveranstaltung u.a. auch die Schriftsteller/in Christa Wolf und Stefan Heym sowie die Schauspieler/in Steffi Spira und Ulrich Mühe. Weitere Redner wie der als "Wendehals" beschimpfte Vorsitzende der LDPD Manfred Gerlach oder der frühere Leiter der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) und stellvertretende Minister für Staatssicherheit Markus Wolf stießen auf starke Vorbehalte und Ablehnung. Vor allem der Berliner SED-Generalsekretär Günter Schabowski wurde während seiner Rede mehrfach ausgepfiffen.

Auszug aus der Rede von Christoph Hein:
"[...] Und noch ein Wort. Der Erfolg hat bekanntlich viele Väter. Offenbar glauben viele, die Veränderungen in der DDR sind schon erfolgreich, denn es melden sich jetzt viele Väter dieses Erfolgs, merkwürdige Väter. Bis hoch in die Spitzen des Staates. Aber ich denke, unser Gedächtnis ist nicht so schlecht, dass wir nicht wissen, wer damit begann, die übermächtigen Strukturen aufzubrechen, wer den Schlaf der Vernunft beendete. Es war die Vernunft der Straße, die Demonstrationen des Volkes. Ohne diese Demonstrationen wäre die Regierung nicht verändert worden, könnte die Arbeit, die gerade beginnt, nicht erfolgen. Und da ist an erster Stelle Leipzig zu nennen. Ich meine, der Oberbürgermeister unserer Stadt sollte im Namen der Bürger Berlins, da wir alle mal hier zusammenstehen, dem Staatsrat und der Volkskammer vorschlagen, die Stadt Leipzig zur Heldenstadt der DDR zu ernennen. [...]"


Sammlung: Transparente
Datierung: 11.1989
Hersteller: Werner Schnabel
Maße: Schild: Breite: 94 cm; Länge: 40 cm;
Stab: Länge: 121 cm;
Gesamt: Länge: 129 cm; Tiefe: 10 cm
Material: Schild: Hartfaser,
Stab: Holz,
Schraube: Metall
Farbe: Schild: braun,
Anstrich: weiß,
Aufschrift: rot,
Stab: hellbraun,
Pflanze: beige, violett
Verwendung: Protest und Demonstrationen









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