Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 17871
Objekt: Transparent


Transparent "FFREIHEIT FÜR VÁCLAV HAVEL UND ALLE POLITISCHEN UND RELIGIÖSEN INHAFTIERTEN IN DER CSSR !" (Nachfertigung)

Das weiße Stofftransparent mit der rot und violett gemalten vierzeiligen Aufschrift "FFREIHEIT FÜR VÁCLAV HAVEL UND ALLE POLITISCHEN UND RELIGIÖSEN INHAFTIERTEN IN DER CSSR!" ist eine Reproduktion aus dem Jahr 2009, die für die Sonderausstellung "Leipzig auf dem Weg zur Friedlichen Revolution" angefertigt wurde. Anlässlich des 20. Jahrestages der Friedlichen Revolution informierte diese Ausstellung im Museum in der "Runden Ecke" über Opposition und Widerstand in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und über den historischen Herbst ´89 in Leipzig. In der vom Bürgerkomitee Leipzig e.V. präsentierten Ausstellung waren die Leipziger Ereignisse auch in den Kontext des Umbruchs in Ost-Mitteleuropa eingebettet. Vorlage für die Reproduktion war ein Transparent, das die Bürgerrechtler Rainer Müller und Uwe Schwabe zum Friedensgebet am 20. März 1989 in der Nikolaikirche an der Empore über der Jugendkapelle entfaltet hatten. Die Aktion geschah im Rahmen des DDR-weiten Aktionstages für die in der CSSR politisch und religiös Verfolgten, zu dem am 19. März 1989 in der Leipziger Markusgemeinde eine Informationsveranstaltung stattfand. Bei der Veranstaltung wurden u.a. oppositionelle Texte und Berichte über die Inhaftierungen verlesen aber auch Protestkarten an den CSSR-Präsidenten und Solidaritätskarten an die Inhaftierten verteilt.

Im Januar 1989 organisierte Vaclav Havel zusammen mit weiteren Mitgliedern unabhängiger Bürgerinitiativen eine Gedenkveranstaltung anlässlich des 20. Jahrestages der Selbstverbrennung von Jan Palach. Dieser hatte sich am 16. Januar 1969 aus Protest gegen die Besetzung der CSSR durch Truppen des Warschauer Paktes auf dem Prager Wenzelsplatz selbst verbrannt. Während der "Palach-Woche" kam es zu zahlreichen Verhaftungen, auch Havel wurde festgenommen und wegen "Aufwiegelung und Störung der öffentlichen Ordnung" zu neun Monaten verschärfter Haft verurteilt. Dies führte weltweit zu Protesten, so auch in der DDR (vgl. dazu einen Protestaufruf). Am 23. Februar 1989 protestierten 19 Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen gegen die Verhaftungen und Verurteilungen in der CSSR. Dem Protest schlossen sich kurze Zeit später noch weitere Gruppen an. Bürgerrechtler in der DDR organisierten Solidaritätsveranstaltungen für die politisch Verfolgten im sozialistischen Nachbarland. Für den 19. März 1989 wurde zu einem landesweiten Aktionstag aufgerufen, den das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) - vergeblich - versuchte zu verhindern. In Leipzig fand der Aktionstag, unter permanenter Beobachtung der Staatssicherheit (vgl. dazu HA XX), in den Räumen der Markusgemeinde statt. Etwa 40 Personen nahmen daran teil. Die von den Bürgerrechtlern organisierten Solidaritätsveranstaltungen veranlassten einige Tage später das Zentralorgan und Sprachrohr der SED, das Neue Deutschland einen diffamierenden Artikel über Vaclav Havel zu veröffentlichen. Im Mai 1989 kam Havel nach weltweiten Protesten wieder frei.

Das Originaltransparent überreichten die Bürgerrechtler dem späteren Staatspräsidenten Vaclav Havel bei einem Treffen im Berliner Schloss Bellevue 1996.


Sammlung: Transparente
Datierung: 2009, 20.03.1989
Hersteller: Peter Hoyer, Lay-Out Werbung & Dekorationsmalerei
Maße: Breite: 225 cm; Länge: 114 cm
Material: Baumwolle
Farbe: Tuch: weiß,
Aufschrift: rot, violett
Verwendung: Protest und Demonstrationen, Ausstellung








IMPRESSUM   |   DRUCKEN