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Inventar-Nr: 17881
Objekt: Aufkleber


Werbeaufkleber des Demokratischen Aufbruch für die Wahlen zur Volkskammer 1990 "Komm mit, mach mit!"

Werbematerial des Demokratischen Aufbruch (DA) in Form eines Aufklebers mit dem Slogan "Komm mit, mach mit!". Der Aufkleber (Kunststofffolie auf Papierträger) wurde vor der ersten freien und geheimen Volkskammerwahl der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) am 18. März 1990 verteilt. Der Slogan erinnert an die Anfänge der DDR-weiten oppositionellen Gruppierung, die ab Oktober 1989 mit ersten Losungen wie "Wir sind DA!" selbstbewusst gegenüber der SED aufgetreten ist und ihren Anspruch auf Mitbestimmung einforderte. Aber im Unterschied zu eher basisdemokratisch orientierten Gruppen wie dem Neuen Forum, strebte der DA bereits frühzeitig eine Organisationsform mit parteiähnlichen Strukturen an. Obwohl der Slogan "Komm mit, mach mit!" noch ein wenig an den frühen DA-Idealismus einer "bunten Partei" mit einem breiten Spektrum erinnerte, stand das schwarz-rot-gold farbige DA-Logo im Wahlkampf für die nach der Parteigründung eingeschlagene neue liberal-konservative Ausrichtung und dem Bekenntnis zur deutschen Einheit. Für die Wahlen zur Volkskammer schloss sich der DA Anfang 1990 aus pragmatischen Gründen mit der DSU und der Ost-CDU zum Wahlbündnis "Allianz für Deutschland" zusammen. Bis zur Enttarnung seines Vorsitzenden Wolfgang Schnur als Inoffiziellen Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) galt der DA als aussichtreichste Partei aus der Bürgerbewegung. Nach der Enttarnung konnte sie jedoch kaum noch als unbelastete und neue Partei bei den Wählern punkten, so das sie bei den Wahlen DDR-weit nur 0,92% und in Leipzig-Stadt gerade einmal 0,87% erreichte (vgl. auch Wahlwerbung für die Kommunalwahlen 1990).

Seit Anfang 1990 wurden die Montagsdemonstrationen in Leipzig vermehrt als Wahlkampfbühne genutzt, wodurch sich deren Charakter veränderte. Zahlreiche bundesdeutsche Politiker traten im Wahlkampf auf und sprachen in Leipzig vor Zehntausenden. Ende Februar und Anfang März 1990 sanken die Teilnehmerzahlen auf den Montagsdemonstrationen auf 10.000 bis 15.000. Die Anhänger der in der Allianz für Deutschland zusammengeschlossenen Parteien bestimmten dabei zunehmend das Bild. An der vorerst letzten Montagsdemonstration am 12. März 1990 nahmen noch einmal rund 50.000 Personen teil. In den Tagen vor dem Urnengang kamen bundesdeutsche Spitzenpolitiker zur Wahlkampfunterstützung nach Leipzig, darunter Willy Brandt (SPD) am 25. Februar, Helmut Schmidt (SPD) am 13. März, Helmut Kohl (CDU) am 14. März und Hans-Dietrich Genscher (FDP) am 16. März. Die bundesdeutschen Parteien unterstützten ihre Partner in der DDR massiv mit Geld und Materialien. Zu den Wahlen zur Volkskammer waren 24 Parteien und Listenverbände zugelassen worden. Die Allianz für Deutschland gewann die Wahl überraschend deutlich. Die Hauptinitiatoren der friedlichen Revolution, die im "Bündnis 90" zusammengeschlossenen Bürgerrechtsgruppierungen, gingen dagegen weitestgehend leer aus. Mit diesem Ergebnis und der außerordentlich hohen Wahlbeteiligung von mehr als 93% war die Wahl eine Volksabstimmung für einen schnellen Weg zur Deutschen Einheit und der raschen Einführung der D-Mark (vgl. unterschiedliche Wahlwerbung).


Sammlung: Sonstiges
Datierung: 18.03.1990
Hersteller: Demokratischer Aufbruch
Maße: Breite: 110 mm; Länge: 112,5 mm
Material: Papier, Kunststoff
Farbe: Folie: weiß,
Aufdruck: schwarz, rot, gelb
Verwendung: Wahlwerbung








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