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Inventar-Nr: 17888
Objekt: Handzettel


Wahlflugblatt der Allianz für Deutschland für die Wahlen zur Volkskammer 1990 mit Hinweis auf die Wahlkundgebung am 14. März 1990 "Bundeskanzler Helmut Kohl kommt!"

Dieses Flugblatt der "Allianz für Deutschland" wurde kurz vor den ersten freien Wahlen zur Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) am 18. März 1990 auf den Montagsdemonstrationen in Leipzig verteilt. Die Allianz für Deutschland war ein Wahlbündnis, zu dem sich Ost-CDU, DSU und Demokratischer Aufbruch (DA) Anfang Februar 1990 zusammengeschlossen hatten. Auf dem Flugblatt wurde der Auftritt von Bundeskanzler Helmut Kohl am 14. März 1990 in Leipzig angekündigt. Vier Tage vor der Wahl sprach er dann als Hauptredner der Wahlkampfveranstaltung der Allianz für Deutschland vor 300.000 Besuchern auf dem Leipziger Karl-Marx-Platz (heute Augustusplatz) vor der Oper. Fast alle Teilnehmer der Kundgebung feierten ihn als Hoffnungsträger, nur einige wenige Gegendemonstranten versuchten seine Ansprache zu stören. Der ebenfalls auf dem Flugblatt als Redner angekündigte Spitzenkandidat des Demokratischen Aufbruchs (DA) Wolfgang Schnur nahm hingegen nicht an der Veranstaltung teil, da am gleichen Tag bekannt wurde, das er als ehemaliger Inoffizieller Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) enttarnt worden war (vgl. ein weiteres Flugblatt mit der Ankündigung des Kohl-Auftritts in Leipzig.

Vor der ersten freien Volkskammerwahl hatten viele neue Parteien und Bürgerbewegungen, z.B. das Neue Forum, die SPD und die DSU Parteitage und Delegiertentreffen in der Messestadt abgehalten und Leipzig als Stadt der Friedlichen Revolution gewürdigt. Im März 1990 war - wie die gesamte DDR - auch die Leipziger Innenstadt vom Wahlkampf geprägt. In den Tagen vor der Wahl kamen bundesdeutsche Spitzenpolitiker zur Wahlkampfunterstützung nach Leipzig und hatten großen Zulauf. Bereits am 25. Februar sprach der zum SPD-Ehrenvorsitzenden gewählte ehemalige Bundeskanzler Willy Brandt zum Abschluss des Parteitages der SPD vom Balkon des Opernhauses auf dem Karl-Marx-Platz zu zehntausenden Bürgern. Am 13. März sprach dann auch der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt auf der Wahlgroßkundgebung der SPD auf dem Georgi-Dimitroff-Platz (heute Simsonplatz) zu zehntausenden Teilnehmern und würdigte die Zivilcourage der Leipziger. Zwei Tage nach dem Auftritt von Helmut Kohl wurde dann am 16. März der Wahlkampf in Leipzig mit der Wahlkundgebung des Bundes Freier Demokraten auf dem Georgi-Dimitroff-Platz abgeschlossen. Vor wiederum über zehntausend Bürgern forderte der Außenminister der BRD, Hans-Dietrich Genscher (FDP), die Leipziger auf, sich für die rasche Einführung der sozialen Marktwirtschaft in der DDR und die schnelle Herstellung der Deutschen Einheit zu entscheiden. Die bundesdeutschen Parteien unterstützten massiv ihre Partner in der DDR finanziell und logistisch. Zur Wahl waren 24 Parteien und Listenverbände zugelassen worden. Die Allianz für Deutschland gewann die Wahl mit über 48% überraschend deutlich (Leipzig-Stadt 42,07%). Aufgrund ihrer Einheitsskepsis erreichten die als Bündnis 90 zur Wahl angetretenen Bürgerrechtsgruppierungen, die maßgeblich die friedliche Revolution mit initiiert hatten, nur knapp 3% (Leipzig-Stadt 5,27%). Mit der ersten freien Wahl endeten auch die Leipziger Montagsdemonstrationen (vgl. auch Wahlwerbung für die Kommunalwahlen 1990).


Sammlung: Plakatsammlung
Datierung: 14.03.1990, 18.03.1990
Hersteller: Allianz für Deutschland
Maße: Breite: 14,8 cm; Länge: 21 cm
Material: Papier
Farbe: Blatt: weiß,
Aufdruck: schwarz, rot
Verwendung: Information, Wahlwerbung








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