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Inventar-Nr: 17897
Objekt: Handzettel


Flugblatt mit der Rede des Neuen Forum zur Montagsdemostration am 30. Oktober 1989 in Leipzig

Das Flugblatt mit der "Rede des Neuen Forum (NF) zur Demonstration" stammt aus dem Herbst ´89 und wurde auf der Montagsdemonstration am 30. Oktober 1989 verteilt. An diesem Montag verlasen Vertreter des Megafon an verschiedenen Stellen des Demonstrationszuges. Nachdrücklich gefordert wurden neben der Aufgabe des Führungsanspruches der SED, Pressefreiheit und freien Wahlen die offizielle Zulassung des Neuen Forums. Den Text verfasste Jochen Läßig. Er gehörte dem Sprecherrat des Neuen Forum Leipzig an und wirkte wie viele seiner NF-Mitstreiter schon seit Jahren in der Oppositionsszene (vgl. ein weiteres Flugblatt des Neuen Forum Leipzig, das auf der Demonstration am 30. Oktober verteilt wurde).

Nach dem Sturz von Erich Honecker am 17. Oktober 1989 übernahm der neue SED-Chef Egon Krenz am 24. Oktober 1989 auch das Amt des Staatsratsvorsitzenden und des Vorsitzenden des Nationalen Verteidigungsrates (NVR). Diese erneute Ämterhäufung zeigte, dass die SED die alten Machtstrukturen wiederhergestellt hatte, und führte zu weiteren scharfen Protesten im ganzen Land. An der Leipziger Montagsdemonstration am 30. Oktober 1989 beteiligten sich jetzt schon bis zu 300.000 Personen. Die Demonstranten stellten nun auch den Machtanspruch der SED offen in Frage. Aufgrund seiner Verstrickung in die Wahlfälschung und seiner wiederholten Rechtfertigung des Massakers an den Demonstranten in China stand Egon Krenz für die alte SED. Die politischen Forderungen der Demonstranten nahmen an Schärfe und Deutlichkeit zu. Sie verlangten die Gewährung demokratischer Grund- und Freiheitsrechte. Erstmals stellten sich auch führende Leipziger SED-Funktionäre, darunter Oberbürgermeister Dr. Bernd Seidel, am Rande der Montagsdemonstration der Diskussion. Auf das Geschehen hatte dies aber keinen nennenswerten Einfluss. Auf den zunehmenden Druck der Straße reagierte die SED unter anderem mit einer Amnestie für politische Häftlinge. Die sich weiter formierende Opposition aber versuchte sie als "antisozialistische Sammlungsbewegung" zu bekämpfen. Eine Vorlage für das Politbüro schloss bei weiteren Demonstrationen wie in Leipzig und Dresden auch die Ausrufung des Ausnahmezustandes nicht mehr aus. Noch immer standen militärische Einheiten zum Eingreifen bereit.


Sammlung: Plakatsammlung
Datierung: 30.10.1989
Hersteller: Neues Forum, Sprechergruppe, Jochen Läßig
Maße: Breite: 21,8 cm; Länge: 30,4 cm
Material: Papier
Farbe: Blatt: beige,
Aufschrift: schwarz
Verwendung: Information, Protest und Demonstrationen








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