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Inventar-Nr: 17931
Objekt: Handzettel


Flugblatt mit dem Aufruf von Kurt Masur und Friedrich Magirius zu einem Schweigemarsch in Gedenken an die Opfer des Stalinismus zur Montagsdemonstration am 18. Dezember 1989 in Leipzig

Für die letzte Leipziger Montagsdemonstration im Jahr 1989 riefen Gewandhaus-Kapellmeister Prof. Kurt Masur und Superintendent Friedrich Magirius zu einem Schweigemarsch im Gedenken an die Opfer des Stalinismus und kommunistischer Diktatur auf. Außer auf Flugblättern wurde der Aufruf auch durch Zeitungsanzeigen und im Radio verbreitet. Den Text auf dem vorliegenden Flugblatt verfasste man auf einer Schreibmaschine und vervielfältigte ihn - vermutlich - auf einem Schablonen-Vervielfältiger.

An der letzten Montagsdemonstration am 18. Dezember 1989 beteiligten sich erneut etwa 150.000 Menschen. Dem Aufruf von Kurt Masur und Friedrich Magirius folgend, verzichteten sie weitgehend auf Sprechchöre und Transparente. Die Leipziger Zeitungen veröffentlichten den Aufruf bereits am 15. Dezember 1989. Ein Menschenring sollte die gesamte Innenstadt umschließen. Mehrere politische Gruppierungen schlossen sich dem Aufruf an. Der Demokratische Aufbruch (DA) schlug vor, zur letzten Montagsdemonstration mit Kindern um den Ring zu ziehen. Bei diesem stillen Abschluss der Massendemonstrationen des Jahres 1989 wurden tausende Kerzen entzündet. Gemeinsam gedachten die Teilnehmer der Opfer von Gewalt und geistiger Unterdrückung in den zurückliegenden 40 Jahren. Entsprechend dem vorherigen Aufruf des DA, brachten viele Demonstranten ihre Kinder zur Kerzendemonstration mit (Fotos von Kerzen haltenden Kindern gehören heute zu den symbolstärksten und bekanntesten Bildern der Friedlichen Revolution). Trotz der Bitte, auf Transparente zu verzichten, trugen einige Teilnehmer Spruchbänder und forderten unter anderem die Wiedervereinigung. Einige der wenigen Transparente wandten sich auch gegen Radikalismus von rechts und links.

Seit dem 25. September war der Ring um die Leipziger Innenstadt dreizehnmal Schauplatz der kraftvollen Montagsdemonstrationen im Jahr 1989 gewesen. Diese leisteten einen wesentlichen Beitrag zum Beginn und zum Verlauf der Friedlichen Revolution und damit zur Überwindung der SED-Diktatur. Im Jahr 1990 begannen dann ab dem 8. Januar unter dem Motto "Zwei Wochen nicht auf der Straße, schon hebt die SED die Nase" wieder die Montagsdemonstrationen.


Sammlung: Plakatsammlung
Datierung: 18.12.1989
Hersteller: Friedrich Magirius, Kurt Masur
Maße: Breite: 20,8 cm; Länge: 29,8 cm
Material: Papier
Farbe: Blatt: beige,
Aufdruck: blauviolett
Verwendung: Information, Protest und Demonstrationen








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