Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: 17943
Objekt: Plakat


Plakat mit dem Hinweis zur Sonderausstellung "STASI - Macht und Banalität" des Bürgerkomitees Leipzig e.V. in der Leipzig-Information

Mit diesem Plakat warb das Bürgerkomitee Leipzig für die erste Ausstellung über das Ministerium für Staatssicherheit (MfS), die unter dem Titel "STASI - MACHT UND BANALITÄT. INDIZIEN DES VERBRECHENS" am 10. Juni 1990 in der Leipzig-Information auf dem Sachsenplatz eröffnet wurde. Der Entwurf für das Plakat stammt von zwei Mitgliedern des Bürgerkomitees. Das die Ausstellung nur den damals aktuellen Erkenntnisstand wiedergab, verdeutlichte der Untertitel "Das Bürgerkomitee zeigt Stasi-Fundstücke". Erstmals konnten die Besucher Einblick in Strukturen und Arbeitsweisen des berüchtigten und gefürchteten DDR-Geheimdienstes nehmen. Zunächst nur als temporäre Sonderschau konzipiert, gab es aufgrund des großen Ansturmes - täglich 2.500 bis 3.000 Besucher - sehr bald Überlegungen, die Ausstellung an einem anderen Ort ständig zu zeigen. Seit dem 31. August 1990 ist sie als Dauerausstellung im heutigen Museum in der "Runden Ecke" in den original erhaltenen Räumen der ehemaligen Leipziger Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS) zu sehen. Zum ersten Jahrestag der Besetzung der Leipziger Stasi-Zentrale am 4. Dezember 1990 gab das Bürgerkomitee dann auch einen Katalog zur Ausstellung heraus.

In den ersten Wochen nach der Stasi-Besetzung wurden viele der sichergestellten Gegenstände und Geräte der Staatssicherheit mit Nachdruck zerstört und vernichtet oder einfach nur weggeworfen. Dies geschah einerseits aus dem persönlichen Verlangen heraus alle Überreste die an die flächendeckende Überwachung, Bespitzelung und an die Repression erinnerten für immer zu beseitigen, andererseits sollte damit auch nach außen demonstriert werden, dass der Unterdrückungsapparat nicht nur gelähmt, sondern vollständig zerstört wurde. Die medienwirksame Demontage und Vernichtung der Abhör- und Aufzeichnungsanlage der BVfS Leipzig rief allerdings auch Proteste hervor - Bürger erkundigten sich, wieso wertvolle technische Bauteile zerstört und nicht umgenutzt werden. Langsam setzte sich aber die Ansicht durch, neben der Sicherung der Stasi-Akten auch die Objekte zu Bewahren, die die Tätigkeit der Stasi-Mitarbeiter dokumentieren. Daraufhin wurden neben verschiedenen Devotionalien auch Abhörgeräte, Anlagen und Apparaturen zum Öffnen, zum Kopieren bzw. Verfilmen und zum Verschließen von Briefen ebenso sichergestellt wie "Wanzen" und konspirative Fototechnik oder eine Maskierungswerkstatt. Später erhielt das Bürgerkomitee auch Objekte, die als Beweismittel in Strafverfahren gegen MfS-Mitarbeiter dienen sollten, die aber eingestellt worden waren (vgl. dazu auch den Prozess gegen den ehemaligen Leiter der BVfS Leipzig). Dazu zählten beispielsweise gefälschte Pässe und Ausweise oder Dienstsiegel der Volkspolizei. Mit diesen Objekten, Dokumenten aus sichergestellten Archiven und den Erkenntnissen aus den Befragungen der Stasi-Offiziere konnte das Bürgerkomitee im Mai 1990 die weltweit erste Ausstellung über die Staatssicherheit erarbeiten.


Sammlung: Plakatsammlung
Datierung: 10.06.1990-27.06.1990
Hersteller: Bürgerkomitee Leipzig, Johannes Beleites, Angelika Pohler
Maße: Breite: 59,9 cm; Länge: 83,4 cm
Material: Papier
Farbe: Blatt: gelb,
Aufdruck: schwarz
Verwendung: Information, Werbung








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