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Inventar-Nr: 30223
Objekt: Messgerät


Einfachlinienbandschreiber

Der Einfachlinienbandschreiber aus der ehemaligen Ausweichführungsstelle (AfüSt) des Leiters der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig (Bunker bei Machern) ist ein Messgerät, das in einem rechteckigen türkis lackierten Metallgehäuse mit einem Deckel untergebracht ist. Der Deckel mit einem Sichtfenster aus Glas und einem Schnappschloss ist an der Seite mit zwei Scharnieren am Gehäuse befestigt und lässt sich nach links öffnen. Im Gehäuse ist oben waagerecht eine weiße Kunststoffschiene mit einer Skala von 60-100 mmWS angebracht. Zwei rote Zeiger können die Höhe des Luftdrucks im Außen- und im Messbereich mit der entsprechenden Differenz anzeigen. Unter der Messskala befindet sich der Schreiber für die grafische Darstellung der Messergebnisse. Dafür ist eine Rolle Messpapier senkrecht auf zwei Transportrollen gespannt. An der Rückseite des Gerätes ist ein kleiner Motor mit schwarzem Kunststoffgehäuse angeschlossen. Das vorliegende Gerät ist durch zwei Kunststoffschläuche mit einem weiteren Messgerät und weiterführenden Leitungen kombiniert und befindet sich auf einer schwenkbaren Halterung aus Stahl, die an der Wand montiert ist.

Der Linienbandschreiber konnte Schwankungen des Luftdruckes im Vergleich zur Außenluft grafisch wiedergeben und aufzeichnen. Der Einfachlinienbandschreiber diente in Kombination mit einem Schrägrohrmanometer als Messeinrichtung zur Kontrolle der Überdruckhaltung gegenüber der Außenwelt. Dieses Luftdruckmessgerät ergänzte die technische Ausstattung des Hauptmessplatzes des Bunkerkommandanten.

Im Bunker konnten mit Hilfe der Lüftungsanlagen drei verschiedenen Betriebsweisen "gefahren" werden. Betriebsweise I galt während des Wartungsbetriebes, indem die Lüftungsanlage für regelmäßige Frischluftzufuhr von außen sorgte. Sie konnte außerhalb von Spannungssituationen und uneingeschränkt angewandt werden. Betriebsweise II war die Hauptbetriebsweise während der erhöhten oder vollen Einsatzbereitschaft, da hier mit Befall von Kampfstoffen oder -mitteln bzw. radioaktiven Stoffen in der Außenwelt gerechnet wurde. Die angesogene Außenluft wurde über Filter geleitet und gereinigt, bevor sie das Bauwerk mit Frischluft versorgen sollte. Diese Betriebsweise konnte mit entsprechendem Filtervorrat 6 Tage genutzt werden. Bei Betriebsweise III wurde der Bunker vollständig hermetisiert, da von tatsächlichen Schäden durch Waffenwirkungen in der Außenwelt ausgegangen wurde. Im Falle einer Hermetisierung wäre im Arbeitsbereich des Bunkers mit Luft aus Druckluftflaschen Überdruck erzeugt worden, um ein Eindringen der Schadstoffe abzuwenden. Außenluft wäre nicht genutzt worden. Während dieser Betriebsweise, die 24 Stunden aufrechterhalten werden konnte, hätte der Bunker autonom gearbeitet.



Sammlung: Lüftungs- und Klimatechnik
Datierung: unbekannt
Hersteller: VEB Messgerätewerk Ballenstadt
Maße: Breite: 19,5 cm; Tiefe: 42,5 cm; Höhe: 32 cm
Material: Gehäuse: Metall,
Schild: Kunststoff,
Deckel: Glas
Farbe: Gehäuse: türkis,
Schild: weiß,
Rahmen: beige,
Gehäuse: schwarz
Verwendung: Messen von Luftdruck, Aufzeichnen von Messergebnissen








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