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Inventar-Nr: B00079
Objekt: Buch


Buch "... im Dienste der Unterwelt"
Dokumentarbericht über den "Untersuchungsausschuß freiheitlicher Juristen"
Verein kraft Verleihung - Berlin-Zehlendorf-West, Limastraße 29

Das Buch mit farbigem Schutzumschlag aber ohne Autorenangabe erschien mit tatkräftiger Unterstützung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). Diese aufwendige, mit einer Vielzahl von schwarz-weiß Abbildungen versehene und als Dokumentarbericht verfasste Schrift, diente der sozialistischen Propaganda und sollte die Öffentlichkeit über die Tätigkeit der angeblichen Spionageorganisation "Untersuchungsausschuss Freiheitlicher Juristen (UFJ)" aufklären. Der UFJ war eine im Jahr 1949 gegründete Widerstandsorganisation gegen die kommunistische Herrschaft in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und der späteren Deutschen Demokratischen Republik (DDR), die sich der Aufarbeitung des DDR-Unrechts widmete und begangene Menschenrechtsverletzungen in der DDR registrierte und darüber informierte. Ihren Sitz hatte sie in Berlin-Zehlendorf. Anfangs noch vom US-Geheimdienst CIA finanziert, übernahm diese Aufgabe ab 1960 das Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen. Nach dem Bau der Mauer weiter tätig, wurde die Organisation 1969 in die neu gegründete Bundesanstalt für gesamtdeutsche Aufgaben (BfgA) überführt. Das MfS denunzierte den UFJ als westliche Spionage- und Terrororganisation und unternahm zahlreiche Kampagnen, um deren Mitglieder zu verunglimpfen. Dies ging sogar soweit, dass zwei leitende Mitarbeiter des UFJ, Walter Linse und Erwin Neumann, vom MfS nach Ostberlin entführt wurden. Beide wurden wegen Spionage verurteilt. Während man Linse hinrichtete, verstarb Neumann im Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen.

Vor allem in den ersten zwei Jahrzehnten ihres Bestehens unternahm die Staatssicherheit große Anstrengungen um die Bürger zur aktiven Mitarbeit bei der Sicherung des Staates zu bewegen. Eine offensive Öffentlichkeitsarbeit, die hauptsächlich von den territorialen Diensteinheiten des MfS betrieben wurde, sollte die Bevölkerung über die Tätigkeit des MfS und dessen Ergebnisse informieren und die Bereitschaft fördern die Stasi zu unterstützen. In Zusammenarbeit mit den staatlichen Organen und Institutionen präsentierte das MfS vorwiegend in den Bezirksstädten mehrere thematische Ausstellungen, in denen zumeist die Aktivitäten der westlichen Geheimdienste und deren Aufgaben in der DDR beschrieben und die vermeintliche Spionagetätigkeit und die angeblichen Verbrechen für den "Westen" tätiger DDR-Bürger angeprangert worden. Weiterhin zielten solche Ausstellungen auch darauf, um die Bevölkerung über den angeblichen dekadenten Einfluss der westlichen Medien auf die DDR-Jugend aufzuklären. Bis Ende der 1960er Jahre erfolgte die Agitation durch das MfS auch offen mit Hilfe aller Massenmedien. Neben Fernsehdokumentationen und -beiträgen, in denen vordergründig die Aufdeckung und Entlarvung von kriminellen Menschenhändlerringen, Agentennetzen, Nazi- und Kriegsverbrechern und gegen die DDR agierenden Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und Westberlins als Erfolg der Aufklärungsarbeit durch das MfS gefeiert wurden, gehörten aber auch Kinofilme wie "For eyes only" oder eine Vielzahl von Publikationen und Dokumentationen, wie vorliegend, zum Propaganda-Repertoire. Als eine der erfolgreichsten Produktionen des DDR-Fernsehens gilt die mit aktiver Unterstützung des MfS in den 1970er Jahren entstandene Fernsehserie "Das unsichtbare Visier", deren Protagonist ein Kundschafter des MfS ist. Im Rahmen der Traditionsarbeit und -pflege führte das MfS seine Propaganda und Aufklärungsarbeit aber auch zielgerichtet direkt in die Schulen, Betriebe und Organisationen und betreute dort in Form von Partner- und Patenschaften u.a. Schulklassen und Kollektive (vgl. auch ein Tafelwerk welches Agitationszwecken diente).


Sammlung: Buch
Hersteller: Sächsische Zeitung
Maße: Breite: 15,5 cm; Länge: 22 cm; Höhe: 1,4 cm
Material: Einband: Leinen, Pappe,
Buchblock: Papier,
Umschlag: Papier
Farbe: Aufdruck: gelb,
Einband: schwarz, hellblau,
Umschlag: weiß,
Aufdruck: schwarz,
Umschlag: gelb, schwarz, blau

Verlag: Kongress-Verlag
Erscheinungsjahr: 1959
Erscheinungsort: Berlin
Auflage: 1. Auflage
Umfang: 196 S.









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