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Inventar-Nr: B00846
Objekt: Buch


Dokumentation "Abgesang der Stasi"
Das Jahr 1989 in Presseartikeln und Stasi-Dokumenten

Mit der 1991 als Broschur erschienenen Veröffentlichung "Abgesang der Stasi" liegt eine Dokumentation vor, die anhand von drei verschiedenen Quellen - Zeitungsartikeln aus der "Magdeburger Volksstimme (MV)" und der "Braunschweiger Zeitung (BZ)" sowie Dokumenten des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) - die Ereignisse des Jahres 1989 nachvollziehen lässt. Bei den Stasi-Dokumenten handelt es sich ausschließlich um so genanntes Leitungsschriftgut, das in der Zentralen Auswertungs- und Informationsgruppe (ZAIG) des MfS erstellt und in Form von Informationen, Festlegungen und Dienstanweisungen oder Befehlen an die Bezirksverwaltungen für Staatssicherheit (BVfS) weitergeleitet wurde. Derartiges, in einem Sonderarchiv gelagertes Schriftgut, kopierten Mitarbeiter des Magdeburger Bürgerkomitees zur Auflösung des MfS / AfNS im Frühjahr 1990. Obwohl die Staatssicherheit bereits seit Mitte November 1989 eine groß angelegte Aktenvernichtung betrieb, war einiges von diesem Schriftgutes noch erhalten geblieben. Die ausgewählten Stasi-Dokumente aus dem Jahr 1989 stehen vielfach in absurdem Widerspruch zu den Aussagen die in der Magdeburger Volksstimme, dem Organ der SED-Bezirksleitung, propagiert werden. Hier wird die Hilflosigkeit der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) gegenüber den realen Entwicklungen in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) deutlich. Während tausende Menschen aus dem Land flüchteten, sich die Opposition formierte und verstärkt in die Öffentlichkeit drängte und der Ruf nach Demokratie und Freiheit immer lauter wurde, ignorierte die SED-Führung die innenpolitischen Vorgänge und verbreitete weiterhin ihre - im Angesicht der Ereignisse - nunmehr nahezu grotesk anmutende Propaganda. Den Verlautbarungen des SED-Blattes werden stellvertretend für die unabhängigen Medien der Bundesrepublik Deutschland (BRD), die über die Jahrzehnte auch für die Bevölkerung der DDR reale Gegenwartsbilder lieferten, die Darstellungen in der Braunschweiger Zeitung gegenübergestellt. Im Vergleich der drei Quellen wird deutlich, das die geheimen Analysen des MfS mit den Bewertungen der Ereignisse in der westdeutschen BZ am stärksten übereinstimmen, die Stasi also über die wirkliche Situation in der DDR sehr genau informiert war. Aber in ihrem Selbstverständnis als "Schild und Schwert" der Partei agierte das MfS sie bis zum Schluss als wirksamstes Instrument der SED-Diktatur und hielt die alten Propagandalügen hoch.

Neben zahlreichen, teilweise zeitnah herausgegebenen Abhandlungen zum Thema Umbruch/"Wende" 1989/90, welche umfassend sowohl über die überregionalen als auch die regionalen Ereignisse berichten, wurden auch viele Berichte zur Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) veröffentlicht. Unmittelbar nach den Besetzungen der Bezirksverwaltungen für Staatssicherheit (BVfS) durch die Bürger und der Konstituierung von Bürgerkomitees (vgl. Bürgerkomitee Leipzig) nahmen verschiedene legitimierte Arbeitsgruppen und Untersuchungsausschüsse ihre Arbeit auf und begannen mit der Auflösung des MfS und seines Nachfolgers des Amtes für Nationale Sicherheit (AfNS). Die Arbeit und die Ergebnisse der Untersuchungen während des Auflösungsprozesses in den Bezirken der DDR wurden dabei in zahlreichen Arbeits- und Abschlussberichten sowie Dokumentationen festgehalten.


Sammlung: Buch
Hersteller: Steinweg-Verlag
Maße: Breite: 17,1 cm; Länge: 24 cm; Höhe: 2,7 cm
Material: Papier
Farbe: Einband: mehrfarbig

Autor/Herausgeber: Pechmann, Roland
Vogel, Jürgen
Verlag: Steinweg-Verlag
Erscheinungsjahr: 1991
Erscheinungsort: Braunschweig
Auflage: 1. Auflage
Umfang: 388 S.








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