Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: B02347
Objekt: Broschüre


Begleitheft "Materialien III zur Podiumsdiskussion: Der MDR, die Stasi und die Medien"
am 07.02.2001 im Museum in der "Runden Ecke"

Die als Broschur vorliegende umfangreiche Materialsammlung stellte das Bürgerkomitee Leipzig anlässlich der Podiumsdiskussion "Der MDR, die Stasi und die Medien" zusammen, die am 7. Februar 2001 in der Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" stattfand. Die Dokumentation enthält neben Aufsätzen zum Umgang mit ehemaligen Mitarbeitern des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) im öffentlichen Dienst und ähnlichen Arbeitsverhältnissen auch eine Sammlung von Presseartikeln und Pressemitteilungen vom Oktober 2000 bis Februar 2001 zum Thema "Mitteldeutscher Rundfunk (MDR) und Stasi". Anhand eines Fallbeispieles wird auch beschrieben, wie der MDR mit Mitarbeitern umgeht bzw. umging, die Opfer der SED-Diktatur geworden sind. Zu den Aufgaben des Bürgerkomitee Leipzig e.V. gehört es seit seiner Gründung über die Tätigkeit des MfS aufzuklären, darüber hinaus wirkt es aber auch der Tendenz zur "Ostalgie" entgegen. Den Aufarbeitungsprozess fördert es u.a. auch durch Publikationen und Begleitmaterialien zu verschiedensten Projekten).

Anfang 2001 beschäftigte die Öffentlichkeit eine neue Stasi-Debatte, die sich an den Verstrickungen vieler Mitarbeiter des MDR entzündete. Ausgelöst wurde die Debatte durch einen Artikel vom 30. Oktober 2000 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), in dem aufgedeckt wurde, das Beschäftigte des MDR früher als ehemalige Inoffizielle Mitarbeiter (IM) im Sender Leipzig der Staatssicherheit zuarbeiteten. Als 1990 der Deutsche Fernsehfunk (DFF) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) "abgewickelt" wurde, arbeiteten dort etwa 9.500 Redakteure von denen mehr als 1.000 als "politisch belastet" galten. Viele der DFF-Redakteure bekamen nach der Auflösung des Senders eine Stelle beim MDR. Ein aus vier bis sechs Rundfunkräten zusammengesetzter Personalausschuss des MDR hatte in der Zeit von 1991 bis 1996 die Aufgabe, die Mitarbeiter des Senders auf eine mögliche Stasi-Tätigkeit zu überprüfen. Der Ausschuss holte aber nur für 1.200 der etwa 1.900 Mitarbeiter entsprechende Auskünfte beim Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen ein. Davon wurden 76 Personen als "belastet" befunden. Dies führte aber nicht automatisch zu einer Kündigung. Im Rahmen einer Einzelfallprüfung nach Aktenlage und nach einem persönlichen Gespräch sowie nach Abwägung aufgestellter - allerdings völlig unzureichender - Kriterien informierte der Ausschuss den MDR-Intendanten und sprach Empfehlungen aus. An diese hielt sich der Intendant dann auch, so das letztlich gerade einmal zwei der als "belastet" eingestuften Mitarbeiter eine Kündigung erhielten. Aufgrund der öffentlichen Diskussion um die "gebührenfinanzierten ehemaligen Stasi-Spitzel" beim MDR gab die Rundfunkanstalt am 29. Januar 2001 bekannt, dass der Personalausschuss, der seit 1996 seine Arbeit abgeschlossen hatte, erneut aktiv werden würde. Es sollte aber wieder nach den bereits bestehenden unzureichenden Kriterien der ersten Überprüfung geurteilt werden. Nach heftigen öffentlichen Protesten an diesem Verfahren, an denen sich seit Februar 2001 auch das Bürgerkomitee Leipzig intensiv beteiligte, einigte sich der Rundfunkrat am 23. April 2001 auf neue Urteilsgrundlagen (siehe auch Literatur zur MfS-Auflösung).


Sammlung: Buch
Hersteller: Bürgerkomitee Leipzig
Maße: Breite: 20,9 cm; Länge: 29,5 cm; Höhe: 1,3 cm
Material: Papier
Farbe: Einband: gelb,
Aufdruck: schwarz

Autor/Herausgeber: Bürgerkomitee Leipzig e.V.
Verlag: Eigenverlag
Erscheinungsjahr: 2001
Erscheinungsort: Leipzig
Auflage: 1. Auflage
Umfang: 245 S.
Band: Band 3








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