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Inventar-Nr: B02494
Objekt: Samisdat


Samisdatschrift "Vaclav Havel"

Das Heft "Vaclav Havel" gehört zur so genannten Samisdat-Literatur die von der Opposition in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) meist unter dem Schutz der Kirche herausgegeben wurde. Solche "innerkirchlichen" Schriften waren eines der wenigen Mittel, das staatliche Informationsmonopol zu durchbrechen. Das Einzelheft mit Texten des tschechischen Dissidenten Vaclav Havel wurde im März 1989 in Berlin als gemeinsame Sonderausgabe der Samisdat-Periodika "Ostkreuz" und "Kontext" von Gerd Poppe und Benn Roolf herausgegeben. Die Titelgrafik stammt von Bärbel Bohley. Die Vervielfältigung erfolgte auf einer Maschine in einer Auflage von 600 Exemplaren. Die Herausgeber wollten mit dem Heft gegen die erneute Verhaftung und Verurteilung Vaclav Havels und anderer tschechoslowakischer Bürgerrechtler im Februar 1989 protestieren, sein Werk einer breiteren DDR-Öffentlichkeit zugänglich machen und über seine Person aufklären. Gleichzeitig sollte aber auch die Herausgabe ähnlicher Editionen angeregt werden. Nach einer kurzen Biografie Havels und einigen Erläuterungen zur Intention der Zusammenstellung eines solchen Heftes, werden auf den folgenden 37 Seiten Auszüge aus einigen Essays und aus einem Schauspiel vorgestellt. Dabei stammen die zusammengestellten und in diesem Heft "abgedruckten" Texte von Havel ausschließlich aus Publikationen, die in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) veröffentlicht wurden (vgl. weiteren politischen Samisdat und kirchlichen Halbsamisdat).

Am 23. Februar 1989 protestierten 19 Friedens-, Umwelt- und Menschenrechtsgruppen aus der DDR gegen die Verhaftungen und Verurteilungen in der CSSR. Dem Protest schlossen sich kurze Zeit später noch weitere Gruppen an. Bürgerrechtler in der DDR organisierten Solidaritätsveranstaltungen für die politisch Verfolgten im sozialistischen Nachbarland. Vor allem in Leipzig waren im März 1989 die Friedensgebete und die weiteren Aktionen der Opposition in den Kirchen von Protesten gegen die Verhaftungen in der CSSR geprägt. So entrollten Basisgruppenmitglieder während des Friedensgebetes in der Nikolaikirche am 20. März 1989 ein Transparent mit der Aufschrift "Freiheit für Havel und alle politischen und religiösen Inhaftierten in der CSSR".

Seit Mitte der 1980er Jahre gab die Opposition in der DDR immer mehr inoffizielle Publikationen heraus. Wurden in den anfangs vereinzelt und in kleinen Auflagen erschienenen Blättern - die oft von einer christlich geprägten Sprache bestimmt waren - zumeist nur Termine, Artikel über Umweltaktionen (z.B. Baumpflanzaktionen) oder Beiträge zur eigenen Gruppe veröffentlicht, behandelte man jetzt auch offen politische Themen. Dabei waren die politischen Richtungen der Publikationen ebenso unterschiedlich wie deren Wirken (regional bzw. landesweit). In der DDR existierten 1987 über 20 verschiedene periodisch erscheinende Protestblätter die von unterschiedlichen Basisgruppen im Selbstverlag (Samisdat) herausgegeben wurden, 1988 waren es etwa 30 und ein Jahr später annähernd 40.


Sammlung: Samisdatschriften, kirchliche und Oppositionsblätt
Hersteller: Kontext-Redaktion, Ostkreuz-Redaktion
Maße: Länge: 29,8 cm; Breite: 21,1 cm
Material: Heftklammer: Metall,
Heftblock: Papier
Farbe: Aufdruck: schwarz,
Heftblock: weiß

Autor/Herausgeber: Kontext-Redaktion
Ostkreuz-Redaktion
Verlag: Eigenverl.
Erscheinungsjahr: 1989
Erscheinungsort: Berlin
Auflage: Gemeinsame Sonderausgabe von Kontext und Ostkreuz
Umfang: 42 S. / 23 Blatt









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