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Inventar-Nr: B02654
Objekt: Samisdat


Samisdatzeitschrift "Streiflichter"

Die Zeitschrift "Streiflichter" gehört zur so genannten Samisdat-Literatur die von der Opposition in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) meist unter dem Schutz der Kirche herausgegeben wurde. Solche "innerkirchlichen" Schriften waren eines der wenigen Mittel, das staatliche Informationsmonopol zu durchbrechen. Die von der Arbeitsgruppe Umweltschutz beim Jugendpfarramt Leipzig seit November 1981 herausgegebenen "Streiflichter" waren das erste Periodikum einer politisch orientierten Basisgruppe. Ganz ohne Kontrolle durften die Herausgeber aber nicht agieren. Regelmäßig musste die Zeitschrift vor der Vervielfältigung dem zuständigen Superintendenten Friedrich Magirius vorgelegt werden und nur mit seiner Zustimmung konnte sie erscheinen. Bis November 1989 erschienen 56 Ausgaben, wobei die ersten Ausgaben zumeist nur ein bis zwei Blatt umfassten. Daneben wurden auch noch zwei Sonderausgaben herausgegeben, wovon eine davon das Info-Heft "Die Pleiße" war. Die vorliegende Ausgabe mit der Nummer 54 stammt vom Juli 1989 und wurde in einer Auflage von 500 Exemplaren auf einer Maschine vervielfältigt. Zusammengehalten werden die zehn beidseitig "bedruckten" Blätter von zwei Heftklammern. In dieser Ausgabe ist auch ein ausführlicher Beitrag über den "Pleißepilgerweg 1989" abgedruckt (vgl. weiteren politischen Samisdat und kirchlichen Halbsamisdat).

Seit Mitte der 1980er Jahre gab die Opposition in der DDR immer mehr inoffizielle Publikationen heraus. Wurden in den anfangs vereinzelt und in kleinen Auflagen erschienenen Blättern - die oft von einer christlich geprägten Sprache bestimmt waren - zumeist nur Termine, Artikel über Umweltaktionen (z.B. Baumpflanzaktionen) oder Beiträge zur eigenen Gruppe veröffentlicht, behandelte man jetzt auch offen politische Themen. Dabei waren die politischen Richtungen der Publikationen ebenso unterschiedlich wie deren Wirken (regional bzw. landesweit). In der DDR existierten 1987 über 20 verschiedene periodisch erscheinende Protestblätter die von unterschiedlichen Basisgruppen im Selbstverlag (Samisdat) herausgegeben wurden, 1988 waren es etwa 30 und ein Jahr später annähernd 40.

Das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) beobachtete und verfolgte intensiv die Herstellung und Verbreitung der im Selbstverlag und an der staatlichen Zensur vorbei erschienenen "Untergrundpublikationen" (vgl. Linie XX). Durch massiven Druck auf die Kirche und durch eingeschleuste Inoffizielle Mitarbeiter (IM) in den Oppositionsgruppen versuchte sie das Erscheinen von solch unliebsamen Publikationen zu verhindern oder aber den Inhalt weitestgehend politisch zu "entschärfen". Brachte dies keinen Erfolg wurden auch Ordnungsstrafverfahren oder "Zersetzungsmaßnahmen" gegen Redaktionsmitarbeiter eingeleitet. Oft, so z.B. im Fall der Durchsuchung der Umwelt-Bibliothek im November 1987 durch die Staatssicherheit, kam es auch zu Verhaftungen und zur Beschlagnahmung der Vervielfältigungsgeräte und Druckmaterialien. Gleiches geschah auch, wenn die Stasi der Hersteller und Verteiler illegaler Flugblätter habhaft wurde.


Sammlung: Samisdatschriften, kirchliche und Oppositionsblätt
Hersteller: Arbeitsgruppe Umweltschutz beim Jugendpfarramt Leipzig
Maße: Breite: 21,2 cm; Länge: 29,8 cm
Material: Heftblock: Papier,
Heftklammer: Metall
Farbe: Titelblatt: grau,
Heftblock: beige,
Aufdruck: schwarz

Autor/Herausgeber: Arbeitsgruppe Umweltschutz beim Jugendpfarramt Leipzig
Verlag: Eigenverl.
Erscheinungsjahr: 1989
Erscheinungsort: Leipzig
Auflage: 54. Ausgabe
Umfang: 19 S. / 10 Blatt
Band: Nr. 54










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