Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: F.A.02125
Objekt: Fotografie


vernichtete Akten im Dienstobjekt Leipzig-Leutzsch der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig

Das Foto zeigt große Mengen "Kollermasse" auf dem Gelände des MfS-Dienstobjektes Leipzig-Leutzsch. Diese erdähnlichen Klumpen sind alles, was von vielen hoch brisanten Akten des Ministeriums für Staatssicherheit übrig blieb. Es handelt sich um so genannte "Kollermasse" - einem Gemisch aus gemahlenem Papier und Wasser, das als "Sekundärrohstoff" weiter verwendet werden konnte. Die Akten wurden mit einem sogenannten Feuchtschredder vernichtet.

Insgesamt gab es drei solcher Geräte in der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig (BVfS) (in der "Runden Ecke", in der Untersuchungshaftanstalt (UHA) und in Leutzsch). Im Herbst 1989 dienten diese Geräte vor allem dazu, zahlreiche der selbst angelegten Akten zu vernichten.

Als sich im Oktober und November 1989 abzeichnete, dass sich der Volkszorn nicht nur gegen die Staats- und Parteiführung der DDR, sondern insbesondere auch gegen das Ministerium für Staatssicherheit richtete, begannen die Mitarbeiter des MfS umgehend mit der massenhaften Vernichtung des Aktenmaterials (in Leipzig nachweislich ab dem 17. November 1989). Einst gesammelt, um andere zu belasten, waren die Akten für die Stasi jetzt selbst zur Belastung geworden, weil sie detailliert festhielten, mit welchen Methoden und in welchem Ausmaß das Ministerium jahrelang gegen die eigene Bevölkerung gearbeitet hatte.

Die Aktenvernichtung, die letztendlich auch in Leipzig der Auslöser für die Besetzung der MfS-Bezirksverwaltung am 4. Dezember 1989 war, konnte erst durch den mutigen Einsatz von eilig gegründeten Bürgerkomitees gestoppt werden (z.B. dem Bürgerkomitee Leipzig). Zwar gelang es dem MfS, viele Akten der Öffentlichkeit für immer zu entziehen (z.B. fast sämtliche Akten der Hauptverwaltung Aufklärung), doch ein Großteil konnte "gerettet" werden: Nach Schätzungen der Bundesbeauftragen für die Stasiunterlagen beläuft sich das schriftliche "Erbe" des MfS heute auf 176 Kilometer Schriftgut, darunter 41 Mio. Karteikarten.


Sammlung: Friedliche Revolution, Stasi-Besetzung
Datierung: 03.1990
Fotograf: Dlugos, Günter








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