Objekt- und Fotodatenbank Online im Museum in der Runden Ecke



Inventar-Nr: F.A.13010
Objekt: Fotografie


Montagsdemonstration am 09.10.1989 in Leipzig

Das Foto zeigt den Demonstrationszug auf dem Georgiring in Leipzig, der sich am 09.10.1989 auf dem Karl-Marx-Platz formierte. Die Menschenmenge auf dem Ring strömt in Richtung Hauptbahnhof. In Höhe der Oper schlossen sich mehrere Demonstranten in der ersten Reihe zu einer stabilen Menschenkette zusammen.
Die beeindruckenden Bilder wurden vom Wintergartenhochhaus fotografiert und bieten dadurch einen faszinierenden Blick auf die 70.000 Teilnehmern der entscheidenden Montagsdemonstration.

Um gewaltsame Auseinandersetzungen zu verhindern, appellierten Leipziger Bürgerrechtler mit Aufrufen an Demonstranten und Sicherheitskräfte, sich der Gewalt zu enthalten. Persönlichkeiten und auch Repräsentanten der (SED riefen zur Besonnenheit auf. Gewandhauskapellmeister Professor Kurt Masur verfasste zusammen mit dem Kabarettisten Bernd-Lutz Lange und dem Theologen Dr. Peter Zimmermann sowie drei Sekretären der SED-Bezirksleitung Leipzig einen Aufruf zur Besonnenheit, der am frühen Abend in den Kirchen, im Stadtfunk sowie dem Sender Leipzig verlesen wurde.
Am Nachmittag des 9. Oktober bezogen die vorbereiteten bewaffneten Sicherheitskräfte (Volkspolizei, Angehörige der Kampfgruppen und NVA-Einheiten) ihre Einsatzräume. Ungeachtet aller offenen und verdeckten Drohungen sammelten sich unterdessen tausende Protestierende in der Stadt. Als die Friedensgebete beendet waren, formierte sich auf dem Karl-Marx-Platz ein Demonstrationszug, welcher sich zwischen 18:30 Uhr und 18:45 Uhr in Richtung Hauptbahnhof zu bewegen begann. Eine immer größer werdende Menschenmenge quoll aus dem Stadtzentrum auf den Ring. Der zuständige Leipziger SED-Sekretär Helmut Hackenberg wagte es nicht, die Verantwortung für ein mögliches Blutbad zu übernehmen. Die ihm als Vorsitzendem der Bezirkseinsatzleitung (BEL) unterstellten Einsatzkräfte hatten in Anbetracht der mindestens 70.000 friedfertigen Demonstranten den Rückzug vorgeschlagen. SED-Chef Erich Honecker war telefonisch nicht zu erreichen. Der Sekretär für Sicherheitsfragen, Egon Krenz, rief erst zurück, als die Demonstranten den Ring fast umrundet hatten. Auch das Passieren der berüchtigten "Runden Ecke", Sitz der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS), verlief friedlich und ohne Zwischenfälle. Der befürchtete gewaltsame Einsatz von Seiten des Staates blieb aus. Die 70.000 Menschen hatten einen entscheidenden Sieg über das Regime errungen.


Sammlung: Friedliche Revolution, Demonstration
Datierung: 09.10.1989
Fotograf: Löster, Heinz








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