Die Juristische Hochschule des Ministeriums f?r Staatssicherheit (JHS)

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Bei der Juristischen Hochschule (JHS) handelte es sich um eine zentrale Bildungs- und Forschungsst?tte des Ministeriums f?r Staatssicherheit (MfS). Sie war unter diesem Namen 1965 in Potsdam-Eiche gegr?ndet worden und unterstand der Hauptabteilung Kader und Schulung (Die Vorg?ngereinrichtungen, die ?Schule des MfS? und die ?Hochschule des MfS? hatte es bereits seit 1951 gegeben). Der ?ffentlichkeit blieb die JHS unbekannt, da sie nach au?en hin konspirativ abgeschirmt wurde: Weder war sie im offiziellen Hochschulverzeichnis der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) vertreten, noch erschienen die bei ihr eingereichten Dissertationen in ?ffentlich zug?nglichen Bibliotheken. Das Lehrmaterial war als ?vertrauliche Verschlusssache? klassifiziert, einer Zulassung zum Studium musste zudem eine mindestens dreij?hrige operative Arbeit f?r die Staatssicherheit und die Delegierung durch eine Diensteinheit des MfS vorausgehen.

Obwohl ein erfolgreich absolviertes Studium den Titel Diplom- bzw. Fachschuljurist mit sich brachte, verbarg sich hinter der JHS weder eine Ausbildungsst?tte f?r einen regul?ren juristischen Beruf noch eine rechtswissenschaftliche Forschungsst?tte. An den Studienplaninhalten und Themen der Diplom- bzw. Facharbeiten sowie den Dissertationen zeigt sich deutlich, dass das Recht der DDR auf politisch-operative Teile reduziert behandelt wurde. Die ?Forschungsarbeiten? hatten in der Regel die Ausarbeitung theoretischer Grundlagen f?r die T?tigkeit des MfS zum Ziel, die dann in vereinfachter Form an s?mtliche Diensteinheiten der Staatssicherheit zur Anwendung in der operativen Praxis weitergereicht wurden. Die Aufgabe der JHS war es also insbesondere, die MfS-Dienstvorschriften und Befehle zu interpretieren und zu kommentieren, so dass sich daraus f?r die operativ t?tigen Mitarbeiter konkrete Verhaltensweisen ergaben. Themen von Dissertationen waren so z.B. ?Grundlagen der Abwehrarbeit zu ausl?ndischen Korrespondenten und Journalisten? oder ?Das aktuelle Erscheinungsbild politischer Untergrundt?tigkeit in der DDR und wesentliche Tendenzen seiner Entwicklung?. Auch an den Lehrstuhlbezeichnungen l?sst sich die politische Ausrichtung der JHS ablesen. So gab es 1989 u.a. Lehrst?hle f?r ?Wissenschaftlichen Kommunismus?, ?Probleme des Imperialismus?, ?Grundprozesse der politisch-operativen Arbeit?, ?Operative Psychologie? und ?Spionageabwehr?. Die Anzahl der Hochschulabsolventen war mit circa 3.000 wie auch die der 407 Promovierten im Verh?ltnis zur Gesamtzahl der MfS-Mitarbeiter sehr gering.

Nach der Hochschulreform von 1985/86 diente die Juristische Hochschule in erster Linie nur noch der Weiterbildung von Offizieren. Dennoch war es f?r das F?hrungspersonal ?blich, die eigene Karriere mit einem an der JHS erworbenen Dr. jur. zu kr?nen: Rund ein Viertel der MfS-F?hrung hatte an der JHS promoviert (Stand 1989), darunter auch der Leiter der Leipziger Bezirksverwaltung, Manfred Hummitzsch.


Glossar
Literatur