Die Arbeitsgruppe Bereich Kommerzielle Koordinierung (AG BKK)

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Die am 1. September 1983 als selbst?ndige Diensteinheit des Ministeriums f?r Staatssicherheit (MfS) gegr?ndete Arbeitsgruppe war speziell zu dem Zweck geschaffen worden, den Bereich Kommerzielle Koordinierung (KoKo), seine Einrichtungen und Betriebe mit geheimdienstlichen Mitteln abzuschirmen. Die AG BKK sicherte hierbei mit den ihr zur Verf?gung stehenden Mitteln die unterstellten Au?enhandelsbetriebe, seine Einrichtungen und Vertretungsgesellschaften.

Der Bereich Kommerzielle Koordinierung wurde 1966 im Ministerium f?r Au?enhandel der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) eingerichtet. Er war mit dem Politb?robeschluss ab 1972 direkt dem Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), im Besonderen Erich Honecker und Wirtschaftssekret?r G?nter Mittag, untergeordnet. Die Hauptaufgabe lag in der Devisenbeschaffung mit allen legalen und illegalen Mitteln, ?ber die M?glichkeiten des normalen Au?enhandels hinaus. Geleitet wurde dieser Bereich seit seiner Gr?ndung von Staatssekret?r Alexander Schalck-Golodkowski und seinen Stellvertretern Manfred Seidel bzw. seinem Vorg?nger Horst Roigk, die beide ehemals in der Hauptabteilung XVIII (Sicherung der Volkswirtschaft) des Ministeriums f?r Staatssicherheit (MfS) t?tig waren.

Die Versorgung mit Devisen zur Deckung der Importe basierte dabei auf mehreren Bereichen: Zum einen konnten mit den Intershops, die sich auf Flugh?fen, Bahnh?fen, Grenz?bergangsstellen (G?ST) und Transitstrecken befanden und den Bedarf der Reisenden aus den westlichen L?ndern decken sollten, Gelder erwirtschaftet werden. Auch wurden ?ber das Versandhaus ?Genex? Devisen bezogen. Der Genex-Kataloghandel richtete sich an B?rger der Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit Verwandten und Bekannten in der DDR. Konnten DDR-B?rger nicht alle Produkte kaufen oder mussten sie auf Konsumg?ter mitunter Jahre warten, so war eine Lieferung binnen weniger Wochen m?glich, wenn die Bestellung ?ber Genex erfolgte und die Rechnungen mit Devisen beglichen wurden. Doch die daraus beschafften Gelder konnten den Devisenbedarf nicht decken. So kaufte KOKO auch im westlichen Ausland kleinere Unternehmen auf, verwaltete SED-Parteibetriebe im westlichen Ausland (meist Bundesrepublik, ?sterreich; Treuhandfirmen auch in Liechtenstein, Luxemburg und der Schweiz) und verkaufte letztlich sogar Waffen, Kunstwerke und auch Reliquien aus der Zeit des Nationalsozialismus. Da damit in h?chst ?sensiblen? Bereichen operiert wurde, war die KOKO zugleich auch Gegenstand besonderen Interesses und besonderer Schutzvorkehrungen seitens des MfS. Das Ministerium lie? formell wie auch tats?chlich die Arbeit der KOKO unangetastet, sicherte sich aber durch gezielten Einsatz von Offizieren im besonderen Einsatz (OibE), zu denen auch der Beh?rdenchef und seine Gattin geh?rte und durch die 1983 eingerichtete AG BKK, erheblichen Einfluss. Jene Arbeitsgruppe bestand aus 120 Mitarbeitern und war mit der KOKO-F?hrung eng verzahnt.

Im Zuge von wachsender Auslandsverschuldung wurde die KOKO zudem von der SED-F?hrung zu einer kaum in Erscheinung tretenden, abgeschotteten Beh?rde ausgebaut. Man gab ihr v?llig freie Hand und lie? sie in einem rechtsfreien Raum t?tig werden, was dann zu einer konspirativ betriebenen Gesch?ftsf?hrung f?hrte. Mit der ?Wende? und der Aufl?sung der Abteilung im M?rz 1990 wurde ein undurchschaubares Geflecht des Bereichs Kommerzielle Koordinierung ans Licht gebracht. Die komplette Abwicklung erwies sich als un?bersichtlicher Vorgang, an dem Strafverfolgungsbeh?rden, die Treuhandanstalt, die Unabh?ngige Kommission zur ?berpr?fung des Verm?gens der Parteien und Massenorganisationen, der Bundesbeauftragte f?r die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) und der parlamentarische Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags beteiligt waren.


Glossar
Literatur