Messemeldeschein

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Wie bei jeder Einreise in die Deutsche Demokratische Republik (DDR) mussten auch f?r die Einreise zur Leipziger Messe im Vorfeld Visa, in diesem Fall ein Messevisum bzw. Messemeldeschein, erworben werden. Messemeldescheine bzw. -visa stellten hierbei eine besondere Form von Best?tigungen zur Einreise von Personen aus dem nichtsozialistischen Ausland (NSA) bzw. nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet (NSW) auf das Territorium der DDR dar. Im Gegensatz zu den sonstigen Bestimmungen zur Erteilung von Visa verlief die Aush?ndigung der Messemeldescheine relativ kurzfristig und reibungslos, und es gab kaum Beschr?nkungen f?r die Einfuhr von bestimmten Geldmengen bzw. Sachwerten. Allerdings waren jene Visa lokal und zeitlich begrenzt, also nur f?r die Dauer der Messe und f?r den Aufenthalt in Leipzig ausgestellt. Die ?berpr?fung, Best?tigung und Erteilung der Messemeldescheine fiel in den Aufgabenbereich der Hauptabteilung VI (HA VI), die u.a. alle Messebesucher sowie die ostdeutschen Quartiergeber ?bespitzelte?.

Da man grunds?tzlich permanent mit ?feindlichen Angriffen? durch Ein- und Ausreiseverkehr rechnete, aber noch mehr potentielle M?glichkeiten w?hrend der Messe sah, wurde fast die gesamte Einsatztruppe der HA VI dem Messeinsatzstab der Bezirksverwaltung f?r Staatssicherheit Leipzig zugeteilt.

Die genauen Abl?ufe und Aufgaben f?r die Messe waren in der Anweisung Nr. VI/7/86 festgehalten. Neben den Vertretern der Abteilung VI des MfS standen auch ein Einsatzstab der Leipziger Bezirksverwaltung des Zolls und eine Einsatzgruppe der Bezirksdirektion der Deutschen Volkspolizei (DVP) bereit, mit denen bestimmte Ma?nahmen abzustimmen waren. Zu den Messereisenden waren Kontroll-, ?berwachungs-, Fahndungs- und Filtrierungsma?nahmen aufgrund eigener Feststellungen oder auf Anforderung anderer operativer Diensteinheiten durchzuf?hren. Gem?? der 2. Durchf?hrungsbestimmung der Dienstanweisung Nr. 3/75 des Ministers f?r Staatssicherheit Erich Mielke, wurden Personen der ?ffentlichkeit und ?politisch-operativ bedeutsame Reisegruppen? gemeinsam mit anderen beteiligten Diensteinheiten ?berwacht. Zu den Messebesuchern, die bei der Grenzpassage automatisch an das operative Leitzentrum (OLZ) zu melden waren, z?hlten Journalisten, Reporter, Korrespondenten, Diplomaten, Milit?rangeh?rige westlicher Streitkr?fte, Mitarbeiter von Reiseb?rounternehmen, Studenten, kirchliche Mitarbeiter, Waffenh?ndler, Selbstanbieter, Politiker, Parteifunktion?re, Justizangestellte sowie Besch?ftigte in milit?rischen und anderen Forschungseinrichtungen der Hochtechnologie. Dahinter standen einerseits Aufkl?rungsaufgaben und die Gewinnung von k?nftigen Informanten bzw. Absch?pfungsquellen, andererseits ging es um Abwehr im weitesten Sinne, das hei?t die Verhinderung von Schleusungsversuchen, Westkontakten, Aufkl?rungsversuchen ?ber das Kontroll- und Abfertigungssystem an der Grenze sowie von Demonstrativhandlungen u.?.


Glossar
Literatur