Die Nationale Front der DDR (NF)

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Die Nationale Front (NF) war eine Sammlungsbewegung aller Parteien, Massenorganisationen und Verb?nde in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), die sich unter der F?hrung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) zusammenschlossen und als politische Institution aktiv auf gesellschaftspolitische Prozesse Einfluss nehmen sollten. Neben der SED geh?rten der NF beispielsweise auch an:

Blockparteien:

- Christlich-Demokratische Union Deutschlands (CDU)
- Liberal-Demokratische Partei Deutschlands (LDPD)
- National-Demokratische Partei Deutschlands (NDPD)
- Demokratische Bauernpartei Deutschlands (DBD)

Massenorganisationen:

- Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (FDGB)
- Freie Deutsche Jugend (FDJ)
- Demokratischer Frauenbund Deutschlands (DFD)
- Kulturbund der DDR (KB)
- Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB)

Bereits kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1945 formierte sich ein Vorl?ufer der Nationalen Front, der Antifa-Block (auch Demokratischer Block). Der konkrete Ursprung jedoch lag in der so genannten ?Volkskongressbewegung?, die 1947 von der SED initiiert worden war, um eine gesamtdeutsche Staatsgr?ndung vorzubereiten. Mit der Gr?ndung der DDR am 7. Oktober 1949 ging auch die Bildung der NF einher. An diesem Tag fasste der ?Deutsche Volksrat? u.a. den Beschluss, auf der programmatischen Grundlage der vom SED-Parteivorstand am 4. Oktober 1949 angenommenen Entschlie?ung ?ber ?Die Nationale Front des Demokratischen Deutschland und die Sozialistische Einheitspartei? die NF zu bilden, die als Bindeglied zwischen Staat und Gesellschaft wirken sollte. Sie war dabei urspr?nglich als gesamtdeutsche Bewegung zur ?Rettung der Deutschen Nation? konzipiert, der jede Partei, Organisation, Pers?nlichkeit in Ost und West unbeschadet ihrer politischen, ?konomischen und weltanschaulichen Prinzipien beitreten konnte.

Innerhalb der Nationalen Front wurden Landesaussch?sse gebildet die Vertreter f?r einen ?Nationalrat? aussandten, der sich am 3. Februar 1950 in Berlin (Ost) als repr?sentatives Zentralorgan der NF konstituierte. Mit der Gr?ndung des Rates ging auch die Bildung eines Sekretariats, kurze Zeit sp?ter eines B?ros des Pr?sidiums einher. In dem B?ro, ab 1965 wieder als Sekretariat gef?hrt, arbeiteten unter der Leitung eines Vorsitzenden Mitglieder aller Parteien. Die NF war nach dem Territorialprinzip aufgebaut. H?chstes Organ war der Kongress, der den Nationalrat, das Pr?sidium, den Pr?sidenten und Vizepr?sidenten w?hlte. Der letzte Kongress fand 1969 statt, seit den 1970er Jahren amtierte dann der Nationalrat als h?chstes Organ. Da nun die Funktion der ordentlichen Wahl weggefallen war, wurden personelle Erg?nzungen durch Delegierungen vorgenommen. Nur noch in den Bezirks-, Kreis- sowie ?rtlichen Aussch?ssen wurde auf regionalen Konferenzen gew?hlt, aber auch hier delegierten die Parteien und Massenorganisationen weitere Vertreter in die Aussch?sse.

Im Jahr 1973 erfolgten zwei Umbenennungen. Die ?Nationale Front des Demokratischen Deutschland? wurde in ?Nationale Front der DDR? umbenannt und aus dem ?Deutschen Nationalrat? wurde der ?Nationalrat der Nationalen Front der DDR?.

Seit der Gr?ndung der DDR verlor die Organisation der Nationalen Front von politischer Seite zunehmend an Bedeutung. W?hrend sie in den 1950er Jahren noch zu allen wichtigen nationalen und internationalen Entwicklungen Stellung bezog, verschob sich ihre Zielsetzung zugunsten innenpolitischer Stabilisierung und verlor nach dem Mauerbau g?nzlich an Bedeutung ? alle wichtigen Positionen waren mit SED-Funktion?ren besetzt und diese setzten selbstverst?ndlich die Politik der SED durch. Seitdem bestand die haupts?chliche Bedeutung der Nationalen Front in der Organisation der Wahlen, bei denen es keine verschiedenen Listen gab, sondern nur die ?Einheitsliste? der NF, die in der Regel im Block gew?hlt wurde. Zus?tzlich wurde ihr die Rolle eines wichtigen Bindegliedes zwischen Staat und Gesellschaft zugewiesen. So war die NF u.a. Tr?ger des kommunalen Wettbewerbs ?Sch?ner unsere St?dte und Gemeinden - Mach mit!? und des Wettbewerbs um die ?Goldene Hausnummer?. Ziel all dieser Aktivit?ten war es, Bev?lkerungsteile zu erreichen, die nicht in die bestehenden Strukturen wie Parteien oder Massenorganisationen eingebunden waren und sie f?r den Aufbau des Sozialismus zu mobilisieren.

Die ?Wende? in der DDR zog auch die Aufl?sung der Nationalen Front nach sich. Die Bem?hungen sie in eine ?Nationale B?rgerbewegung? umzuwandeln scheiterten kl?glich, da die oppositionelle B?rgerrechtsbewegung und die neu gebildeten Parteien es ablehnten, mit einer Nachfolgeorganisation der NF zusammen zu arbeiten. Somit l?ste sie sich bis April 1990 vollends auf. Die finanziellen und materiellen Mittel sowie Liegenschaften etc. wurden von der ?Unabh?ngigen Kommission zur ?berpr?fung des Verm?gens der Parteien und Massenorganisationen? ?berpr?ft und dem ?Direktorat Sonderverm?gen? der Treuhandanstalt unterstellt.


Glossar
Literatur