Wolf Biermann (geb. 1936)
Liedermacher und Schriftsteller

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Biermann, der am 15. November 1936 als Sohn j?discher Kommunisten in Hamburg geboren wurde, siedelte 1953 in die Deutsche Demokratische Republik (DDR) ?ber und begann nach dem Abbruch seines Studiums der Politischen ?konomie, Philosophie und Mathematik zu texten und zu komponieren. 1960 bem?hte er sich um die Mitgliedschaft in der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), wurde 1963 jedoch als Kandidat gestrichen. Nach der Ver?ffentlichung seines Gedichtbandes ?Die Drahtharfe? (1965 in Westberlin) und im Vorfeld des XI. Plenums des ZK der SED, das wegen der dort gefassten kulturpolitischen Beschl?sse auch als ?Kahlschlagplenum? in die Geschichte einging, erhielt er totales Auftritts- und Publikationsverbot in der DDR. So ver?ffentlichte er weiterhin im Westen und pflegte ein freundschaftliches Verh?ltnis mit dem ebenfalls von der SED-F?hrung ge?chteten, kritischen Sozialisten Robert Havemann. Im Rahmen des Zentralen Operativen Vorgangs ?Lyriker? wurde Biermann vom Ministerium f?r Staatssicherheit (MfS) intensiv bespitzelt (vgl. IM) und ?berwacht. Seine Erfahrungen mit dem MfS verarbeitete Biermann kurz nachdem er mit dem Auftrittsverbot belegt worden war, in der ?Stasi-Ballade? (Auszug):

Menschlich f?hl ich mich verbunden
mit den armen Stasi-Hunden
die bei Schnee und Regeng?ssen
m?hsam auf mich achten m?ssen
Die ein Mikrofon einbauten
um zu h?ren all die lauten
Lieder, Witze, leisen Fl?che
auf dem Clo und in der K?che
- Br?der von der Sicherheit
ihr allein kennt all mein Leid
Ihr allein k?nnt Zeugnis geben
wie mein ganzes Menschenstreben
leidenschaftlich zart und wild
unsrer gro?en Sache gilt
Worte, die sonst w?rn verscholln
bannt ihr fest auf Tonbandrolln
und ich wei? ja! Hin und wieder
singt im Bett ihr meine Lieder
- dankbar rechne ich euchs an:
die Stasi ist mein Ecker
die Stasi ist mein Ecker
die Stasi ist mein Eckermann

1976 durfte Biermann das erste Mal seit 11 Jahren ?ffentlich in der DDR auftreten (in einer Prenzlauer Kirche). Kurz darauf, im November 1976, nutzte die SED-F?hrung eine Tournee Biermanns durch Westdeutschland, um den unbequemen Liedermacher los zu werden: Nach dem K?lner Konzert, das auch im Fernsehen ?bertragen worden war, b?rgerte ihn die DDR aus. F?r das kulturelle Leben in der DDR bedeutete dieser Schritt eine Z?sur. Unter K?nstlern und Intellektuellen l?ste die Ausb?rgerung eine wahre Protestwelle aus. Unterzeichner von Protestresolutionen gerieten dadurch jedoch unmittelbar ins Visier der Staatssicherheit und mussten oftmals mit scharfer ?berwachung und Drangsalierungen rechnen. Mehrere K?nstler nahmen dies zum Anlass, die DDR selbst zu verlassen oder wurden ebenfalls zur Ausreise gen?tigt. Biermann lie? sich in Hamburg nieder und war u.a. als Gastdozent an verschiedenen Universit?ten t?tig. Konzerte in der DDR konnte er erst im Dezember 1989 wieder geben - kurz nach dem Mauerfall und kurz vor dem endg?ltigen Ende der DDR.


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Literatur