Der Kulturbund der DDR (KB)

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Der Kulturbund (KB) bezeichnete die kulturelle Massenorganisation der Deutschen Demokratischen Republik (DDR).

Die Organisation ist in seinen Anfangsjahren eng mit dem Namen Johannes R. Becher verbunden. Er, der unter anderem sp?ter Au?enminister der DDR wurde und f?r den Text der Nationalhymne verantwortlich war, kehrte Anfang Juni 1945 aus seinem Moskauer Exil nach Berlin zur?ck. Mit in seinem Gep?ck befand sich der Auftrag, einen Kulturbund zu gr?nden. Bereits 1944 fanden dazu in Moskau Gespr?che mit der F?hrung der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) statt, wie das geistige Leben in Deutschland nach dem Nazi-Regime zu organisieren sei. Das dort entworfene Kulturbundkonzept fu?te dabei auf das Volksfrontkonzept, das die Komintern (Kommunistische Internationale) 1935 definiert hatte. Demnach sollte eine breite Allianz von Kommunisten, Sozialdemokraten, Vertretern der Bauernschaft, des Mittelstandes und der Intelligenz gefunden werden, die auf Basis von Antifaschismus, Humanismus und Demokratie zusammenarbeiten sollten.

Einige Offiziere des Sowjetischen Milit?radministration f?r Deutschland (SMAD) und sowjetische Schriftsteller nahmen Kontakt zu bekannten K?nstlern und Wissenschaftlern in Deutschland auf. Bei einem Treffen f?hrender Berliner Vertreter des geistig-kulturellen Lebens am 25. Juni 1945, wurde schlie?lich der ?Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands? gegr?ndet. Seine offizielle Zielsetzung bestand darin, die B?rger an einer ?demokratischen und antifaschistischen? Kulturentwicklung teilhaben zu lassen. So beschloss man sp?ter in einem ?Manifest?, jenes Kulturbundes, die faschistischen Irrlehren aus den K?pfen zu verbannen. Im August 1945 wurde Johannes R. Becher als Pr?sident gew?hlt und ein Pr?sidialrat aus 26 Personen gebildet, dem Intellektuelle und Politiker aus allen Parteien angeh?rten. In dieser Zeit entstanden in ganz Deutschland ?Kulturbund-Organisationen?, die sich aber nach dem Verbot der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) in Westdeutschland 1956 aufl?sen mussten.

Bis Ende der vierziger Jahre war der Kulturbund nicht an die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) gebunden und legte auch viel Wert auf seine Unabh?ngigkeit. Jedoch wurde schon ab 1947 der Kurs h?rter und der KB mutierte zu einer Massenorganisation zur Pflege von Interessen und Hobbys. Endg?ltig ordnete er sich dann ab 1949 den Interessen der Partei- und Staatsf?hrung unter. Von nun an gab es auf allen Ebenen Nomenklaturkader der SED. Die Aufgaben des Kulturbundes lauteten im Folgenden: Pflege der Freundschaft zur Sowjetunion, ein B?ndnis zwischen Intelligenz und Werkt?tigen schaffen und die ?planm??ige Verbindung von Wissenschaft und Kunst mit dem sich neu gestaltenden Leben? des Volkes gestalten. Durch die st?rkere Bindung an die SED und die Angliederung an die Nationale Front nahm der KB, zusammen mit anderen Massenorganisationen, an den Wahlen zur Volkskammer teil und erhielt insgesamt 405 Mandate.

Im Zuge der Kulturpolitik in den 1950er Jahren verlor der Kulturbund auch zunehmend seine Funktion als Dachverband der K?nstlervereinigungen. Von diesem Zeitpunkt an konnte die Partei- und Staatsf?hrung sehr unproblematisch ihre Vorstellungen von ?Kunst? in der DDR durchsetzen, da nun kaum Widerstand seitens des Kulturbundes zu erwarten war. Zudem wurde 1958 der KB in ?Deutscher Kulturbund? umbenannt. Man w?hlte auch ein differenzierteres Aufgabenfeld, das in der Auseinandersetzung der Intelligenz mit der b?rgerlichen Ideologie und der Gewinnung der Intellektuellen f?r den Aufbau der sozialistischen Gesellschaft lag. Weiterhin vollzogen sich im Laufe der Zeit personelle ?nderungen im Pr?sidium, die auch dem einfacheren Umgang der SED mit dem Kulturbund dienen sollten. Im Jahre 1972 entschied man sich endg?ltig zu einer Umbenennung in ?Kulturbund der DDR?. Er war nun vollends nach dem demokratischen Zentralismus aufgebaut und zeichnete sich durch ein h?chst b?rokratisches Geflecht aus. Die Hauptaufgabe bestand in der Verbindung der kulturell interessierten B?rger und der damit einhergehenden Kontrolle ?ber diese Menschen. In der DDR war es n?mlich nicht m?glich, au?erhalb der bestehenden Strukturen Vereine zu gr?nden. Dazu diente dann der Kulturbund, der vielen B?rgern die M?glichkeit zur Bildung von Arbeitsgemeinschaften und Hobbygruppen gab.

Im Oktober 1989 setzte eine zum Teil sehr heftige, an die Leitungen des Kulturbundes gerichtete Kritik der Mitglieder ein, die vor allem politische Bevormundung und undemokratische Strukturen anprangerte. Schlie?lich trat Ende 1989 das Pr?sidium zur?ck, nachdem es zuvor noch ein Arbeitspr?sidium gew?hlt hatte, das f?r M?rz 1990 einen angeordneten Bundeskongress vorbereiten sollte. Auf diesem Kongress stimmten die Delegierten mit gro?er Mehrheit f?r den Fortbestand der Organisation unter dem Namen ?Kulturbund e.V.?. Die darin organisierten Mitglieder sollten sich als unabh?ngige Vereinigung kulturell t?tiger B?rger verstehen, die sich zur Gestaltung ihrer Freizeitinteressen zusammengeschlossen hatten und zur kulturellen Eigenst?ndigkeit der Regionen und Kommunen beitragen wollten. Im Mai desselben Jahres formierten sich dann auch f?nf ostdeutsche Landesverb?nde und ein neuer, ehrenamtlicher Bundesvorstand, der eine Gesch?ftsstelle in Berlin erhielt. Am Ende des Jahres 1990 wurde dem Kulturbund dann Gemeinn?tzigkeit zu gesprochen und er erhielt eine finanzielle Zuwendung in H?he von 3,4 Mio DM.


Glossar
Literatur