Richard Stahlmann (1891-1974)
Sowjetischer Agent und Offizier des Ministeriums f?r Staatssicherheit

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Richard Stahlmann wurde am 15. Oktober 1891 als Artur Illner geboren. Sein Vater arbeitete als Zimmermann, seine Mutter war Hausfrau. Nach einer Tischlerlehre begab er sich auf Wanderschaft und leistete ab 1911 seinen Milit?rdienst ab. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er zum Milit?r eingezogen, als Soldat geriet er 1917 in britische Gefangenschaft. Im Jahr 1919 trat er in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein. Er konnte eine rasche Karriere als Parteifunktion?r machen und war schlie?lich 1923/24 als Leiter des Milit?rpolitischen Apparates der KPD t?tig. Nach der Niederlage des kommunistischen Putsches emigrierte er in die Sowjetunion. Dort nahm er die sowjetische Staatsb?rgerschaft an und wurde schlie?lich Mitglied der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU). Bereits in den Jahren 1924/25 wurde er in Moskau auf einem milit?rpolitischen Lehrgang zum Agenten ausgebildet, nach dessen Beendigung er als Instrukteur der Organisations-Abteilung des ?Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale? (EKKI) und in der 4. Abteilung der GRU (russisch f?r: Hauptverwaltung f?r Aufkl?rung) arbeitete und f?r die Komintern (Kommunistische Internationale) bei illegalen Eins?tzen im Ausland t?tig war. Seit seinem Aufenthalt in der Sowjetunion agierte er ausschlie?lich unter dem Namen Richard Stahlmann. Sp?ter nahm er als Partisanen-Bataillonskommandeur am Spanischen B?rgerkrieg teil. W?hrend des Zweiten Weltkrieges hielt er sich in Schweden auf und organisierte gemeinsam mit Herbert Wehner und Karl Mewis den kommunistischen Widerstand gegen das NS-Regime in Deutschland.

Bereits im Januar 1946 kehrte er nach Deutschland zur?ck und arbeitete zun?chst in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) in der KPD-Landesleitung Mecklenburg-Vorpommern. Er wirkte beim Aufbau der Polizei mit und war ebenso f?r die Abwehrarbeit in der KPD t?tig. Nach der Zwangsvereinigung von KPD und der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschland (SED) ?bernahm er im Mai 1946 die Funktion des Zonenleiters in der neu gebildeten Hauptabteilung (HA) Organisation beim Zentralkomitee (ZK) der SED, die sp?ter in Abteilung Verkehr umbenannt und nach der ersten SED-Parteikonferenz 1948 an die dann gebildete Westkommission angeschlossen wurde. Im Jahr 1949 ?bernahm er die Leitung der ZK-Abteilung Verkehr. In dieser Funktion war er f?r die illegale Unterst?tzung der KPD in Westdeutschland zust?ndig, er sorgte f?r den Personenschutz der SED-Vorsitzenden Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl bei Reisen in den Westzonen, war aber auch f?r Grenzschleusungen und den illegalen Personen- und Materialtransport ?ber die Ostsee verantwortlich. So organisierte er im M?rz 1950 die Entf?hrung des KPD-Vorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Kurt M?ller in die Deutsche Demokratische Republik (DDR). Ab 1951 arbeitete er als stellvertretender Leiter des Au?enpolitischen Nachrichtendienstes (APN) der DDR, anschlie?end leitete er ab 1953 die Arbeitsgruppe Anleitung und Kontrolle der Hauptabteilung XV des Ministeriums f?r Staatssicherheit (MfS), die f?r Auslandsspionage zust?ndig war (ab 1956 HV A des MfS). Ab 1958 hatte er dann bis zu seiner Pensionierung die leitende Funktion des Fach- und Lehrkabinetts der Hauptabteilung Kader und Schulung (HA KuSch) inne. 1960 ging Richard Stahlmann im Rang eines Oberst in den Ruhestand, er wurde mehrfach ausgezeichnet, 1966 u.a. mit dem Karl-Marx-Orden (KMO). Am 25. Dezember 1974 ist er gestorben.


Glossar
Literatur