Initiativgruppe Leben (IGL)

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Um sich neuen Themenfeldern zu widmen, spaltete sich im Mai 1987 auf Initiative von Uwe Schwabe, Frank Sellentin, Kerstin Heuschert und Jens Kronberg die Initiativgruppe Leben (IGL) von der Arbeitsgruppe Umweltschutz (AGU) ab. F?r die etwa 30 Mitglieder waren ?kologische Verbesserungen an politische Reformen in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) gekn?pft. Das Eintreten f?r Menschenrechte war dabei ein starkes Motiv.

Obwohl sich die IGL nicht vollst?ndig aus dem kirchlichen Schutzraum l?sen wollte, etablierte sie in der Zweinaundorfer Stra?e in Leipzig einen Treffpunkt, der f?r viele Menschen einen ?ffentlichen Diskussionsraum darstellte. W?hrend sich die meisten Oppositionsgruppen zunehmend verschlossen, um sich gegen staatliche Repressionen zu sch?tzen, suchte die IGL geradezu die ?ffentlichkeit. Sie verteilte Flugbl?tter, organisierte spontane Protestaktionen, f?hrte Aktionstage durch und trug die Verantwortung f?r mehrere Wanderausstellungen. Die inhaltliche Arbeit leisteten dabei einzelne Projektgruppen (?kologie, B?rgerrechte, Wehrdienstfragen, Rum?nien, Perestroika). Aktionen beruhten oftmals auf Initiativen einzelner Gruppenmitglieder und wurden nicht zwangsl?ufig in der IGL besprochen bzw. f?rmlich beschlossen. Ihr darauf beruhender aktionistischer Charakter stie? bei einigen anderen Leipziger Oppositionsgruppen auf Kritik. Dessen ungeachtet war die IGL bem?ht, sich mit anderen Gruppen zu vernetzen und in Kooperationen t?tig zu werden. Der Plei?e-Gedenk-Umzug von 1988 ist aus einer solchen Zusammenarbeit hervorgegangen (vgl. dazu auch den Plei?epilgerweg 1989).

Als die Leipziger Friedensgebete nach der Sommerpause 1988 nicht mehr von den Basisgruppen organisiert werden durften, protestierte die IGL zusammen mit der AGU, dem Arbeitskreis Gerechtigkeit (AKG) und dem Arbeitskreis Solidarische Kirche (AKSK) gegen diese Beschr?nkung. In einem offenen Brief kritisierten die Gruppen, dass sie nun nicht mehr nur von staatlicher, sondern auch von kirchlicher Seite ins Abseits gedr?ngt werden w?rden. Da die Verlesung des Briefes zum Montagsgebet am 5. September 1988 verhindert wurde, ?u?erten die Gruppen nach dem Gebet auf dem Platz vor der Nikolaikirche ihren Protest gegen die ?nderungen der Ausgestaltung der Friedensgebete. Eine spontane Demonstration wurde durch die Volkspolizei aufgel?st.

An der Kontrolle der Kommunalwahlen am 7. Mai 1989 (vgl. dazu auch die ?Aktion Symbol? der Staatssicherheit) und bei der Organisation des Leipziger Stra?enmusikfestivals waren Mitglieder der IGL entscheidend beteiligt. Die IGL trug damit wesentlich zur Mobilisierung der Leipziger Opposition bei. Im Herbst 1989 hatte sie ma?geblichen Anteil am Aufbau der demokratischen Strukturen in Leipzig. Sp?ter l?ste sich die Initiativgruppe auf.


Glossar
Literatur